Normalerweise begab L sich sehr selten dorthin, wo viele Menschen waren. Schon gar nicht, wenn er dort auch noch im Mittelpunkt stand. Er hasste das Gefühl, von Menschen angestarrt zu werden. In ihren Gesichtern zu sehen, wie sie über ihn urteilten. Doch nun machte er einmal eine Ausnahme.
Watari machte sich seit kurzem immer mehr Sorgen über Ls Sicherheit, auch wenn dieser meistens in einem geschlossenen Raum verkrochen war, wo so gut wie nichts passieren konnte. Trotzdem hatte der ältere Mann lange auf L eingeredet, dass er dazu fähig sein musste, sich selbst zu verteidigen. Schließlich war er ein Detektiv, der an schweren Fällen arbeitete und sich dadurch regelmäßig in Gefahr brachte.
Also hatte Watari sich schlau gemacht und eine Kampfsportart für den jungen Mann herausgesucht, die zu ihm passen würde. Sein Ergebnis war die brasilianische Kampfsportart Capoeira. Nach einer kurzen Diskussion hatte L eingewilligt, es wenigstens einmal auszuprobieren und einen Kurs zu besuchen. Und jetzt war der junge Detektiv auf dem Weg zu diesem.
Da der Kurs nicht weit von seinem momentanen Zuhause entfernt war, hatte er darauf verzichtet, dass Watari ihn fuhr und war zu Fuß unterwegs. Er schlenderte langsam die Straße entlang, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Dass L zu unsportlich für die Kampfsportart war, darüber machte er sich keine Sorgen. Er war zu einigem mehr fähig, als es den Anschein hatte. Und sein dünner beweglicher Körper war geradezu geschaffen für diese Art von Kampfsport. L hatte auch keine Angst davor, gegen andere antreten zu müssen. Er konnte Schmerz gut wegstecken, wobei er vermutlich eher derjenige sein würde, der austeilte.
Nein, das einzige, was ihm immer wieder in den Sinn kam, waren die Blicke der vielen Leute auf ihm. L blieb kurz stehen und richtete sich einmal vollständig auf, um diesen Gedanken loszuwerden. Er streckte seine Glieder und atmete dabei tief ein. Dann ließ er sich wieder hängen und schlenderte weiter. Als er um die Ecke bog, erkannte er das unauffällige Gebäude in einiger Ferne, in dem der Kurs stattfinden würde. Er blieb vor dem Eingang stehen und betrachtete die kleinen Plakate, die an dem Glas aufgehängt waren.
,,Capoeira - die neue brasilianische Kampfsportart",
stand dort geschrieben. Darunter waren die Termine für die Kurse angegeben. Der jetzige Termin stand ganz oben.
L legte seine Hand an die Türklinke und öffnete die Tür. Dahinter kam ein kleiner Flur zum Vorschein, mit weiß angestrichenen Wänden und hellen Fliesen. Es erinnerte L an eine Arztpraxis. Aus mehreren angrenzenden Räumen hörte er Stimmen und im nächsten Moment kamen ein paar Kinder aus einer geöffneten Tür und schoben sich schnell an L vorbei, um Richtung Ausgang zu laufen. Hier schienen mehrere Sportarten gleichzeitig betätigt zu werden, dachte L mit Blick auf die Sporttaschen der Kinder.Nach wenigen Schritten betrat L eine große Sporthalle am Ende des Flures, deren Tür weit geöffnet war und in der sich schon einige Leute befanden, welche ihn nun neugierig musterten. Ein großer trainierter Mann kam sofort auf ihn zu und streckte ihm seine Hand hin. ,,Willkommen. Sind Sie auch hier, um Capoeira zu erlernen? Ich bin der Trainer.", stellte er sich vor. Nach unsicherem Zögern, welches L sich natürlich nicht anmerken ließ, nahm dieser die Hand des Mannes und schüttelte sie leicht. ,,Ja.", erwiderte er, woraufhin der Trainer verstehend nickte und hinter sich zeigte. ,,Dann suchen Sie sich doch einen Platz im Kreis, wir fangen gleich an."
L gesellte sich zu den anderen Erwachsenen in der Gruppe, wobei er jedoch etwas mehr Abstand ließ als alle anderen. Alle Leute trugen Sportkleidung und hatten sich in einer geraden Position aufgestellt, während L mal wieder sein weißes T-Shirt und die verwaschene Jeans trug und wie gewohnt in der gekrümmten Haltung verweilte. Wie immer fiel L ungewollt ziemlich auf, auch wenn er dies gar nicht wirklich mitbekam. Auch der Trainer warf ihm hin und wieder einen seltsamen Blick zu.
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Oneshots zu Death Note
FanficDies ist eine Sammlung für Death Note Oneshots. Es werden zusammenhanglose kleine Kapitel aus dem Leben der Hauptcharaktere sein.