1. Der Traum

220 6 0
                                    

Trace fuhr auf und sah sich um. Niemand zu sehen, muss wohl die Katze gewesen sein. Beruhigt legte sie sich wieder hin, schloss die Augen und schlief erneut ein. Als sie die Augen öffnete, war sie in einem dunklen Raum. Durch einen Spalt schimmerte ein Lichtstrahl. Als sie sich darauf zubewegte, merkte sie, dass sich an ihrem Hals eine Kette befand. Langsam bekam sie es mit der Angst zu tun. Ängstlich tastete sie sich durch den Raum, soweit es die Kette zuließ, als sie plötzlich etwas Warmes, Wolliges spürte. Es roch ein wenig müffelig und schien sehr groß zu sein, was man durch die Dunkelheit kaum erkennen konnte, zumal es auch noch zu regnen anfing. Dieses "Etwas" gab seltsame Geräusche von sich und Trace erkannte: Das Ding, auf dem sie gerade herumtastete, war ein Tier. "Ein Mammuteber?", fragte sie sich selbst. Überrascht wich sie vor dem Tier zurück. Als sie sich dabei den Kopf an etwas Hartem stieß, verlor sie das Bewusstsein.

Am nächsten Morgen wachte sie schweißnass neben ihrem Bett auf. Ihr Herz pochte und irritiert sah sie sich in ihrem Zimmer um. "So etwas Unsinniges kann doch gar nicht wahr sein", dachte sie, stand vom Fußboden auf, machte ihr Bett und ging ins Bad, wo ihre Schwester bereits badete. "Morgen Schwesterchen, gut geschlafen?" fragte diese mit einem fiesen Grinsen. Alina war immer so, seit Trace, die übrigens 5 Jahre jünger war als ihre Schwester, sich erinnern konnte. Trace nahm einen Kübel, füllte ihn mit kaltem Wasser und schüttete es lachend über ihre Schwester. "Und du Schwesterchen?" fragte sie höhnisch. Schnell wich sie zurück, um nicht von dem Wasser, das ihre Schwester auf sie spritzte, getroffen zu werden. Trace zog sich um und ging dann nach draußen auf den Hof. Trace wohnte mit ihren Eltern und ihrer Schwester auf einem großen Bauernhof. Sie und ihre Schwester bekamen eine eigene Hütte mit zwei Stockwerken, für jede ein Stockwerk. Sonst war da noch das große Haupthaus, zwei Ställe, ein Heuschupfen, ein Getreidesilo und eine kleine Hütte für Werkzeug und Feldarbeiten. Jeder hatte seine Aufgaben am Hof: Alina half ihrem Vater bei der Feldarbeit, ihrer Mutter beim Kochen, bei der Hausarbeit und im Gemüsegarten. Trace kümmerte sich zusammen mit ihrem Vater um die Tiere. Also ging sie wie jeden Tag in den Stall, um die Kühe und Schweine zu füttern. Als sie grade dabei war, das Wasser aus dem Brunnen zu holen, wurde sie das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Sie drehte sich um und erschrak. "Heute ziemlich schreckhaft, was?" lachte ihr Vater. Trace sah ihn wütend an und goss das Wasser in die Tröge der Tiere. "Wenn du dich auch so anschleichst", kommentierte sie nur. Nachdem sie die Tiere gefüttert hatte, ging sie in die Küche, um ihrer Mutter beim Kochen zu helfen. Als es dann Mittag war und alle am Tisch saßen, fing ihr Vater an: "Trace, willst du morgen mit mir und Alina in die Stadt, um uns am Verkaufsstand helfen?" Trace überlegte nicht lange, so eine Chance wollte sie sich nicht entgehen lassen. Deshalb antwortete sie: "Ja, sehr gerne". "Endlich, endlich sehe ich einmal Decus", dachte sie, schließlich durfte sie bisher nie mit.

Es wurde Abend. Trace zog sich gerade ihr Nachthemd an und wollte sich schlafen legen, als sich eine Stimme leise, fast unmerklich, in ihrem Kopf ausbreitete. Es waren mehr Gedanken und Gefühle als Worte und doch verständlich: "Angst, einsam, dunkel, kalt". Trace schauderte, es waren nicht ihre Gedanken. "Fremde Gedanken, in meinem Kopf?"... Trace wurde schwindlig, was hatte das alles zu bedeuten? Plötzlich wurde es wieder leise in ihrem Kopf. Beunruhigt legte sie sich auf ihr Bett und versuchte zu schlafen. Eine Stimme weckte sie, sie versuchte aufzustehen. Doch etwas um ihren Hals hielt sie zurück. Sie griff an ihren Hals und musste feststellen, dass dort eine Kette befestigt war. "Schon wieder dieser eigenartige Traum", dachte sie. Aber diesmal saß sie nicht in demselben Raum wie beim letzten Mal. Er war größer und etwas heller, trotzdem konnte sie kaum sonst etwas in dem Gewölbe wahrnehmen. Auf einmal wurde die Tür aufgerissen und zwei große schwarze Gestalten betraten den Raum. Einer packte sie, während der andere die Ketten löste. Dann wurde ihr etwas vor das Gesicht gehalten und sie verlor das Bewusstsein.

Dragars - Ein fernes LandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt