Ich war kurz davor, in Tränen auszubrechen. Doch ich riss mich zusammen. Ich durfte jetzt keine Schwäche zeigen. Am liebsten würde ich Bellamy alles erzählen, aber dann würde er nicht nur mich, sondern auch Octavia hassen.
Ich hielt es hier einfach nicht mehr aus! Ich musste weg! Also lief ich in den Wald. Weg von allen hier, die die wundervolle Erde bestaunten oder sich angeregt unterhielten. Aber vor allem weg von Bellamy.
Ich rannte. Ich rannte so schnell ich konnte und blieb nicht stehen. Meine Füße liefen wie von selbst.
Da traten mir Tränen in die Augen, ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen! Plötzlich stolperte ich und fiel hin.
Ich konnte nicht wieder aufstehen, nur haltlos schluchzen. Wie ein kleines Kind. Und genauso fühlte ich mich jetzt auch. Genauso hilflos.
Bellamy hasste mich. Er hasste mich! Nicht einmal verübeln konnte ich es ihm. Dabei hatten wir uns mal so gut verstanden.Wütend schlug ich auf einen Tisch in der Kantine. Meine Mutter hatte mich wieder einmal geschlagen und das nur, weil ich so eine dämliche, alte Vase zerdeppert hatte.
„Hat der arme Tisch dir irgendetwas getan?", fragte plötzlich eine Stimme hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um. Da stand ein Junge. Er war vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt. Verlegen lächelte ich. „Nein, ich bin nur wütend." Der Junge runzelte die Stirn. „Auf wen denn?" „Ist nicht so wichtig", entgegnete ich.
Er schien zu verstehen, dass ich nicht darüber reden wollte. „Ich bin Bellamy." Er lächelte mich breit an. „Madison", erwiderte ich.
„Es sieht so aus, als müsstest du dich dringend mal ein wenig abregen", bemerkte er und blickte auf den Tisch, der ein wenig verbeult war. Ich nickte. „Ich wünschte, das wäre meine Mutter", erklärte ich und deutete auf den Tisch.
„Was hat sie denn verbrochen?", fragte Bellamy amüsiert. „Willst du das wirklich wissen?", seufzte ich. Er nickte. „Natürlich." „Sie schlägt mich", erzählte ich ihm.
Nun lachte Bellamy nicht mehr. Er sah ziemlich geschockt aus. „Warum das denn?" Ich seufzte. „Sie kann mich nicht leiden." „Und dein Vater?" „Dem ist das alles egal. In der Nacht sauft er und am Tag schläft er."
Bellamy sah mich mitleidig an. „Das tut mir leid." „Muss es nicht", entgegnete ich, „ich komm damit klar." Er zog die Augenbrauen hoch. „Bist du dir sicher? Ich meine, du bist doch gerade mal zehn." Ich runzelte die Stirn. „Ich bin zwölf", korrigierte ich ihn dann. „Okay, dann eben zwölf. Aber du kannst dich doch nicht gegen deine Mutter wehren." Ich verdrehte die Augen. „Ich brauche deine Hilfe nicht." „Die habe ich dir ja auch nicht angeboten."
Verwirrt blickte ich ihn an, dann lächelte er. „War nur ein Scherz. Nicht besonders gut, ich weiß. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du jederzeit zu mir kommen." Ich nickte. „Danke."
Vermutlich zum ersten Mal in meinem ganzen Leben meinte ich dieses eine Wort ernst. Eigentlich ließ ich mir nicht gerne helfen, aber dieser Bellamy schien echt in Ordnung zu sein.Bei dieser Erinnerung musste ich noch mehr heulen. Ich wollte es nicht, aber es ging nicht anders. Warum konnte nicht einfach alles wieder so sein wie früher?
„Wen haben wir denn da?", fragte plötzlich eine Stimme. Erschrocken blickte ich auf. Vor mir stand eine Frau, die eindeutig nicht zu uns gehörte. „Wer sind Sie?"
Aber ich bekam keine Antwort. Stattdessen griffen zwei Männer nach meinen Armen und schleiften mich unsanft davon. „Was soll das?", protestierte ich und wollte mich aus ihren Griffen winden, aber es ging nicht. „Das wirst du schon noch früh genug erfahren, Sky Girl", erwiderte die Frau.
Sky Girl? Wenn sie mich Sky Girl nannte, woher war sie dann? Lebte sie etwa schon länger hier? Oder hatte sie die Erde gar nie verlassen?
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Wer ist Madison?
FanfictionWas, wenn Octavia nicht der einzige Grund ist, warum Bellamy auf die Erde kommt? Was, wenn es in Wahrheit noch ein anderes Mädchen gibt, das er unbedingt beschützen will? Sagen wir mal, das Mädchen heißt Kelly. Kelly ist auf der Ark aufgewachsen. Si...