Bellamy

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Leise schlich ich Madison nach. Obwohl ich im Moment nicht besonders gut auf sie zu sprechen war, behagte es mir nicht, sie allein in den Wald gehen zu lassen.
Da stolperte sie plötzlich. Als sie nicht wieder aufstand und zu weinen begann, wollte ich zu ihr gehen und sie trösten. Ich wollte ihr sagen, dass ich sie liebte und alles für sie tun würde.
Aber dann kamen plötzlich ein paar Leute aus den Bäumen. Wer war das? Und was wollten sie von Madison?
Ich konnte nur erkennen, wie sie sie davon zerrten. Was sollte das denn? Was hatten sie denn mit ihr vor.
„Lasst mich in Ruhe!", schrie sie die Leute an. „Was wollt ihr von mir? Lasst mich los! Au! Das tut weh! Was soll das!"
Ihre Schreie zerrissen mir beinahe das Herz. Ich konnte sie nicht im Stich lassen, ich musste ihr einfach helfen. Sie war vielleicht eine Verbrecherin, doch das änderte wohl nichts daran, wie viel sie mir bedeutete. Und ich konnte es außerdem nicht ertragen, sie leiden zu sehen. Das war früher schon immer so gewesen.

Fröhlich lief ich durch die Gänge. Gleich würde ich Mads sehen, da wir uns ausgemacht hatten, heute gemeinsam zur Tauschbörse zu gehen. Natürlich war das nur ein Vorwand, um Zeit mit ihr verbringen zu können.
Zögerlich klopfte ich an der Tür. Hoffentlich machte mir Maddie auf und nicht ihre Eltern. Denn vor ihren Eltern hatte sogar ich manchmal ein wenig Schiss, obwohl ich sie kaum kannte.
Doch mir öffnete niemand. Also drückte ich leicht gegen die Tür. Sofort schwang sie nach innen auf. Ich lugte in das Appartement. War Mads überhaupt da?
Da hörte ich plötzlich einen schmerzerfüllten Schrei. „Au! Du tust mir weh! Lass mich gehen! Au!" Dann war nur noch ein leises Wimmern zu hören.
Ohne zu zögern rannte ich nach drinnen. „Mads, bist du da?", rief ich besorgt. „Geht es dir gut?"
Plötzlich bot sich mir ein grauenvoller Anblick. Ich ertappte ihre Mum auf frischer Tat dabei, wie sie sie schlug. Maddies Rücken war voll mit roten Streifen. Das sah ziemlich schmerzhaft aus.
„Lassen Sie sofort Maddie in Ruhe!", brüllte ich empört. „Sofort habe ich gesagt! Na, machen Sie schon!"
Als sie sie losgelassen hatte, rannte Maddie so schnell wie nur irgendwie möglich nach draußen und ich folgte ihr. Doch sie wartete nicht auf mich, sondern rannte weiter.
„Mads, bleib doch stehen!", rief ich. „Bitte warte! Ich will doch nur wissen, ob es dir gut geht!"
Da blieb sie stehen und sah mich wütend an. „Ob es mir gut geht? Nachdem du mich so gesehen hast?"
Überrascht blickte ich sie an. „Maddie, das muss dir doch nicht peinlich sein."
„Ist es aber! Ich hab rumgeschrien wie so ein richtig wehleidiges Mädchen", schluchzte sie. „Und jetzt fang ich auch noch an zu heulen."
Ich machte einen Schritt auf sie zu und nahm sie in meine Arme. „Mads, alles wird gut. Das verspreche ich dir. Ich werde nicht zulassen, dass deine Mutter das noch einmal mit dir macht."

Und ich würde auch jetzt niemals zulassen, dass ihr etwas passiert. Ich musste ihr helfen. Und ich musste handeln, bevor es zu spät war.
Ohne nachzudenken rannte ich auf die Leute, die Mads verschleppen wollten, zu und zog einem von ihnen das Schwert aus der Scheide. Damit verletzte ich die beiden Männer, die Madison festhielten. Und zu guter Letzt schoss ich mit meiner Pistole auf die Frau, die hier das Sagen zu haben schien.
Mads starrte mich fassungslos an. „Bellamy, was machst du hier? Und warum hast du mir geholfen?"
Plötzlich konnte ich nicht mehr anders. Sie musste wissen, wie viel sie mir bedeutete. Ohne zu zögern zog ich sie an mich und küsste sie. Es fühlte sich beinahe so an wie früher. Doch nur beinahe. Denn Maddies Geheimnis sorgte noch immer dafür, dass ich ihr gegenüber sehr distanziert war.
Da stieß mich Maddie weg. „Was soll das?", schrie sie mich an. „Erst sagst du mir, dass du mich hasst und dann küsst du mich?"
„Mads, ich hasse dich nicht", widersprach ich. „Das könnte ich nie. Und es tut mir leid, dass ich das gesagt habe. Was ich für dich empfinde, hat sich im letzten Jahr nicht verändert. Ich wünschte nur, du würdest mir vertrauen und mir sagen, was du damals angestellt hast."
Nun wurde ihr Gesichtsausdruck zwar etwas weicher, doch er wirkte auch ein wenig angespannt. „Meine Gefühle für dich haben sich auch nicht verändert. Und ich vertraue dir, das kannst du mir glauben, aber ich kann dir nicht die Wahrheit sagen. Es tut mir leid."
„Mads, egal was es ist, ich hasse dich nicht", versicherte ich ihr. „Ich würde mir nur wünschen, dass du es mir sagst."
Sie seufzte. „Ich weiß, dass du mich nicht hasst. Aber darum geht es gar nicht. Ich kann es dir nur einfach nicht sagen. Tut mir leid."

Wer ist Madison?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt