Madison

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Bellamy und ich gingen schweigend nebeneinander her zurück ins Lager. Wir vertrauten uns zwar noch nicht so, wie wir es einmal getan hatten, aber es schien bergauf zu gehen. Immerhin wusste ich jetzt, dass ich ihm noch etwas bedeutete.
Doch da brach Bellamy das Schweigen. „Du kannst mir wirklich vertrauen", versicherte er mir erneut. „Egal was du getan hast, Mads, ich komme damit klar. Und ich werde dir helfen, damit klar zu kommen."
„Du denkst also, ich komme damit nicht klar?", wiederholte ich empört. Wenn er wüsste, was wirklich passiert war, würde er das nicht mehr behaupten.
Er seufzte. „Mads, ich spüre doch, dass es dich bedrückt. Und manchmal hilft es wirklich, darüber zu reden."
Traurig schüttelte ich den Kopf. „Nicht in diesem Fall. Ich muss dich damit nicht auch noch belasten. Glaub mir, es ist besser, wenn du es nicht weißt."
Plötzlich blieb er stehen und hielt mich am Arm fest. Dann zog er mich zu sich, sodass ich ihm direkt gegenüber stand. Müde lächelnd strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Früher haben wir uns immer alles erzählt. Und wir haben einander geholfen, wenn wir in Schwierigkeiten waren."
„Bellamy, bitte lass das!", befahl ich mit ruhiger, aber entschlossener Stimme und schlug seine Hand weg. Wenn er so dicht bei mir war, konnte ich mich kaum konzentrieren. „Diese Situation ist anders. Du kannst mir nicht helfen. Es ist meine Aufgabe, zu verarbeiten, was ich getan habe."
Doch er schüttelte den Kopf. „Natürlich kann ich dir helfen. Du musst das nicht alleine schaffen. Du musst mir nur vertrauen."
„Das würdest du nicht mehr sagen, wenn du wüsstest, was ich getan habe", widersprach ich. „Ich wäre für dich vermutlich wie eine Fremde."
„Es fühlt sich aber auch an, als wärst du mir fremd, wenn du dich mir nicht öffnest", entgegnete er. „Mads, ich flehe dich an, rede mit mir darüber."
Er würde wohl nicht locker lassen. Vielleicht sollte ich ihm tatsächlich die Wahrheit erzählen. Oder zumindest einen Teil der Wahrheit. „Also schön", seufzte ich, „aber bitte verurteile mich deswegen nicht."
„Das mache ich nicht", behauptete er. „Das verspreche ich dir." Abwartend sah er mich an. Er schien richtig darauf zu brennen, die Wahrheit zu erfahren.
„Es war einen Tag, nachdem deine Mum gefloatet wurde", begann ich zu erzählen. „Bestimmt erinnerst du dich noch an die Wache, die sie gefloatet hat."
Bellamy versteifte sich. „Natürlich tue ich das. Ich hätte den Kerl echt am liebsten erwürgt!", erwiderte er mit so kalter Stimme, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Ich atmete tief durch. Jetzt musste ich Bellamy die Version der Geschichte erzählen, die ich mir schon lange in meinen Gedanken bereit gelegt hatte, für den Fall, dass ich es ihm wirklich nicht mehr verschweigen konnte. „Tja, du hast das nicht getan. Aber dafür jemand anderes. Und diejenige bin ich."
Geschockt starrte er mich an. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. „Du hast ihn umgebracht? Mads, was hast du dir dabei gedacht? Dir hätte doch klar sein müssen, dass das nichts als Ärger bringen würde!"
Beschämt blickte ich zu Boden. „Ich weiß. Aber in dem Moment konnte ich nicht anders. Er hat wie immer ganz normal seine Wache in den Gängen gehalten und da bin ich ihm begegnet. Und dann hat er mich auch noch so dumm gefragt, wie es mir denn geht. Da bin ich einfach durchgedreht."
Ich wünschte mir so sehr, dass Bellamy mich jetzt einfach in den Arm nehmen würde. Doch das tat er nicht. Und ich konnte es ihm auch nicht verübeln. Immerhin hatte ich jemanden umgebracht. Das konnte man nicht einfach so verzeihen. „Ich habe dir ja gesagt, dass ich für dich dann eine Fremde sein würde."
Schnell schüttelte er den Kopf. „Nein, das bist du nicht. Ich schätze, ich muss mich einfach nur an den Gedanken gewöhnen. Aber was soll's? Jeder macht doch mal einen Fehler." Dann nimmt er mich doch noch in den Arm. Aber die Umarmung fühlt sich kalt und herzlos an. Also löste ich mich schnell von ihm.
„Ich nehme es dir nicht übel, wenn du mich jetzt hasst", gestand ich. „Das würde ich an deiner Stelle auch tun. Es ist nicht leicht, jemandem gegenüber zu stehen, der so etwas grausames getan hat."
Nun war Bellamy derjenige, der beschämt zu Boden blickte. „Nachdem du mir diese Geschichte erzählt hast, sollte ich dir wohl auch etwas gestehen. Ich habe auch etwas schreckliches getan, um hier zu sein. Bei dir und Octavia. Ich habe Jaha angeschossen."
Meine Augen weiteten sich vor Erstaunen. „Das hast du tatsächlich getan? Bellamy Blake, das war mit Abstand die dümmste Idee, die du je gehabt hast!" Plötzlich konnte ich einfach nicht mehr anders, als zu lächeln. „Aber ich denke, wir sind wohl quitt."
Er nickte und schien über meine Reaktion erleichtert zu sein. „Du bist kein bisschen sauer auf mich?"
Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Was du getan hast, war strohdumm, das ist keine Frage. Aber du hast es ja vorhin selbst gesagt: Jeder macht mal einen Fehler. Ich finde, wir sollten die Vergangenheit einfach hinter uns lassen und noch einmal ganz von vorne anfangen."
Glücklich lächelte er mich an. „Jetzt bist du wieder das Mädchen, in das ich mich verliebt habe. Das, das jedem verzeiht, selbst wenn er noch so blöd war. Und das, das immer gut gelaunt ist. Und das, das selbst dann noch Hoffnung sieht, wenn es hoffnungslos zu sein scheint. Und auch das, das immer für die Menschen da ist, die es liebt."
„Bist du jetzt fertig?", fragte ich lachend. „Ich werde ja schon ganz rot." Ich hasste es, wenn mir jemand Komplimente machte.
Doch er schüttelte den Kopf. „Nein, das wichtigste habe ich noch vergessen. Du bist wirklich ein großartiges Mädchen. Und ich liebe dich."
Nun musste ich wirklich grinsen. Das hatte er noch nie zu mir gesagt. Überglücklich nahm ich ihn in den Arm und küsste ihn dann. „Ich liebe dich auch."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 15, 2017 ⏰

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