Durch einen Knall werde ich geweckt. Lautes Stampfen von Stiefeln hallt durch unser kleines Haus. Es dauert nur Sekunden und die Soldaten haben das ganze Haus gestürmt. Meine Tür wird kraftvoll aufgestoßen und eine schwarze Gestallt betritt mein Zimmer. Der Raum wird nur durch die Brustlampe an seiner Uniform erleuchtet. „Получение и руки к голове!" (1) Ich kneife die Augen zusammen, weil das Licht mich blendet. Das typische Klicken der Waffe in seinen Händen lässt mich aufspringen. Gleich darauf werde ich gepackt und in unser Wohnzimmer geführt. „Мама! Папа!" (2) Sie werden ebenfalls festgehalten und sehen mich schuldbewusst und voller Trauer an. Ich weiß nicht was ich sagen soll, ich finde einfach keine Worte. „Что здесь произошло? Почему они здесь?"(3) Die Männer ignorieren meine Worte. „Как и у взрослых, это команда."(4) Damit rücken die Streitkräfte mit meinen Eltern als Gefangene ab. Ich kann nicht fassen was hier geschieht. Mir letzter Kraft will ich ihnen hinterherrennen, doch sie steigen bereits in ihre Fahrzeuge. Das letzte was ich sehe, sind die roten Rücklichter. Die Umgebung ist in wieder in Stille gehüllt. Einzeln sieht man wie die neugierigen Köpfe von den Fenstern verschwinden. Die Schwärze der Nacht erkämpft sich wieder seine Macht. Und damit knie ich hier, nur in meiner Schlafkleidung, im Matsch der dreckigen Straße.
Einen Tag darauf wurde verkündet, dass die Köpfe einer Untergrundorganisation gefangen genommen wurden. Sie wollten die Regierung stürzen. Jeder hier leidet unter der Diktatur, doch niemand traut sich etwas dagegen zu tun. Und einen weiteren Tag später stehe ich mit den restlichen Bewohnern meiner Stadt auf dem großen Platz und sehe auf die aufgestellte Bühne. Es ist Pflicht hier zu sein, sonst findet einen die Staatsgarde und man wünscht sich man wäre hingegangen. Der leitende Gesetzeshüter betritt die Bühne und hinter ihm kommen die wichtigsten Menschen in meinen Leben. Sie sind angekettet und haben überall Wunden. Ich höre nicht die Rede die gehalten wird. Ich höre nicht, wie das Urteil verkündet wird. Ich sehe nur die Gesichter meiner Eltern, die mich schon in der Menge gefunden haben. Sie wechseln einen Blick und meine Mutter formt mit ihren Mund fünf letzte Worte. Ich wende meinen Kopf weg. Ich will sie so in Erinnerung behalten wie sie waren. Diesen Anblick würde sich sonst in mein Hirn brennen. Ich dränge mich durch die Menge zum Ausgang. Tränen laufen mir über das Gesicht während ich die finalen zwei Schüsse höre. Der Regen, der schon die ganze Zeit auf unsere Häupter prasselte wird plötzlich um mich stärker und die Erde beginnt kurz zu beben. Die Ansammlung löst sich schnell auf. Jeder rettet sich in die Häuser. Auf den Weg nach Hause sehen mich meine Nachbarn mitleidig an. Ich will ihr Mitleid nicht. Ich gehe stur meinen Weg und packe zuhause angekommen meine wichtigsten Sachen zusammen. Während ich durch die Wälder in Richtung Landesgrenze marschiere denke ich mir nur ‚Ich werde euch auch immer lieben! '
1: Aufstehen und Hände an den Kopf
2: Mama!Papa!
3: Was passiert hier? Wieso sind sie hier?
4: Nur die Erwachsenen, das ist der Befehl.
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I'm gonna survive
FanfictionAus der Heimat vertrieben, nirgendwo zu Hause. Das ist Nadja Petrova. Hätte sie gewusst, was es alles lostritt, wäre sie niemals an diesen Tag in die New Yorker U Bahn gestiegen. Dann wäre niemals Shield vor ihrer Türe gestanden. Doch dann hätte sie...