Nachdenklich setzte Kayo sich auf einen Felsen und betrachtete den dunklen Nachthimmel mit seinen funkelnden Sternen. Es war ihm nicht zu kalt, er liebte die Kälte.
Stumm stand Tayka an der Klippe und blickte zum Himmel. Es war Sternenklar, geradezu perfekt.
Aufseufzend wischte Kayo sich eine Träne weg und stand auf. Der kühle Wind zersauste seine schneeweißen Haare im Mondlicht und im Dunkeln leuchteten seine gelben Augen intensiv. Mit einem geschickten Sprung landete er auf dem Weg unter seinem Felsen und ging neben der Felswand entlang.
Tayka setzte sich an die Kante und sah in die Tiefe.
Schließlich rannte Kayo mit geschlossenen Augen über ein Felsplateau. Seine schulterlangen, schneeweißen Haare flatterten im Wind. Eine einsame Träne landete auf dem Boden. Gerade noch rechtzeitig blieb er stehen um nicht in eine Schlucht zu stürzen. Mit einem Seufzen wischte er die Träne fort, ging in die Hocke und starrte in die tiefe Felsspalte hinab. Er stützte seinen Kopf auf den Händen ab, sodass weiße Strähnen seine intensiv gelb leuchtenden Augen verdeckten und überschatteten.
Verborgen hinter einem Felsen saß Tayka am Rand der Schlucht, doch obwohl er ihn nicht sehen konnte, stach der Weißhaarige Junge für ihn aus der Dunkelheit heraus als würde er glühen. Stumm beobachtete er ihn. Fragen jagten durch seinen Kopf, die er nicht alle zu beantworten wusste.
Kayoerinnerte sich zurück. Lange bevor er hier gelandet war, lebte er noch bei seinen Eltern. Waren sie überhaupt Eltern? Für ihn? Nein. Er glaubte, nicht. Damals war es ihm zu viel geworden. Genau an Heiligabend. Er hatte seine wenigen wichtigsten Sachen genommen und war im Schneesturm abgehauen. Damals wäre er fast gestorben. Eine seiner Nahtod-Erfahrungen. Aber wäre er geblieben... wäre er jetzt auch tot gewesen. Erst seelisch. Dann körperlich. Wieder wischte er eine Träne fort und stand auf, starrte in die Schlucht vor ihm. Er könnte jetzt springen. Aber er würde nur vor seiner Vergangenheit wegrennen. Und das würde er nicht mehr zulassen. Auf seiner Flucht war er auch vor einer Schlucht gestanden. Er war nicht gesprungen. Doch jetzt stand er wieder da. Allein.
Seine Muskeln spannten sich unwillkürlich an. Für seinen Geschmack starrte er zu sehnsüchtig in die Tiefe. Doch wenn er sprang würde Tayka schnell genug sein um hin zu sprinten und ihn festzuhalten. So weit war er nicht von ihm entfernt. Doch noch war sein Eingreifen nicht notwendig. Stumm und wie er es gelernt hatte, unsichtbar mit den Schatten verschmolzen saß er da.
Stumm starrte Kayo in die Tiefe, kämpfte gegen den Wunsch zu sterben an. Er würde nur sein Leben wegwerfen. Das war nicht richtig. Nach einer Weile drehte er sich um und ging von der Schlucht weg Richtung Internat, aber noch wollte er nicht zurückkehren.
Tayka wagte seine Muskeln zu entspannen, beobachtete ihn aber weiterhin stumm.
Kayospürte einen Blick auf sich ruhen, blieb stehen und sah sich suchend um.
Tayka wusste dass er seinen Blick spürte. Lautlos stand er auf, blieb aber weiter im Schatten und wartete was der weißhaarige Junge tun würde.
Mit einem Seufzer schüttelte Kayo den Kopf und wand sich ab. Es war ihm egal. Alles war ihm egal. Aber trotzdem seufzte er zu viel. Langsam steuerte er auf einen schmalen Felspfad zu. Es war ein Umweg zum Internat.
Lautlos und unsichtbar wie ein Schatten folgte Tayka ihm, nur um auf Nummer sicher zu gehen.
Schließlich trottete Kayo den Pfad entlang, wobei ert aufpassen musste. Er war sehr schmal, neben ihm ging es steil in die Tiefe. Er war diesen Pfad schon sehr oft gegangen. Nur er kannte ihn, aber jetzt noch irgendwer.
Tayka schwang sich an den Felsvorsprüngen hinauf und lief nun lautlos ein Stück über ihm.
Als ein Stück des Felspfads neben ihm wegbrach, lief Kayo schneller, aber trotzdem vorsichtig. Wachsam richtete er den Blick auf den Stein vor ihm.
DU LIEST GERADE
Kann ein kaltes Herz aufgewärmt werden?
Short StoryEin kleines Rpg das ich gerne hier aufschreiben würde ^^