" Wer sich vor dem Wolf fürchtet, der sollte nicht in den Wald gehen."
--------------------------------------------------------------------
"Anouk? ANOUK?!"
Mit einem Schlag schreckt sie aus ihrem Schlaf auf und sitzt kerzen gerade auf ihrem Platz, dreht sich hin und her und starrt dann ihren Lehrer vor sich an, der nur seufzt und den Kopf schüttelt:"Also wirklich. Es ist mir ein Rätsel wie du deine Noten so gut hälst... du bist im letzten Jahr und schläfst trotzdem fast jede Stunde oder etwa nur bei mir?!" verlegen lächelt sie, nimmt ihre Arbeit entgegen und entschuldigt sich noch einmal, dann wirft sie einen Blick auf das Blatt und fährt sich mit der anderen Hand über ihr verschlafen es Gesicht. "Oh, man. Mister Jones ist eindeutig zu gnädig..." grinst Jenny, die neben ihr sitzt und seit Jahren das Spiel mit erlebt. "Ja, danke. Wieder zu freundlich von dir." die dunkelhaarige verdreht nur amüsiert die Augen und schaut wieder nach vorn. "Ich bin deine beste Freundin. Ich muss so sein." kichert die Kleinere und wirft ihre rote Mähne zurück. Anouk hingegen lächelt dann einfach... Ja, Jenny ist ihre beste Freundin und eine der wenigen die sie hat. Es gibt kaum jemanden dem sie so vertraut wie diesem Mädchen und auch ihr erzählt sie nicht immer alles sofort, weshalb sie sich oft genug Ärger und Schimpfereien von der Kleineren ertragen muss. So ist es oft... Trotzdem verzeiht sie ihr immer wieder, was sie nie ganz versteht. Es klingelt und die Klasse wird endlich erlöst und kann in die Mittagspause verschwinden.
"Muss mal wieder geschoren werden.." bemerkt sie und streicht über ihren rechten Sidecut, der doch schon wieder etwas dichter geworden ist. Kurz hat sie sich wieder von den anderen abgesetzt und einen Spaziergang gemacht, hat in Ruhe eine geraucht und war auf der Toilette, um einmal nicht die belanglosen Gespräche ihrer Mitschüler anzuhören. Dann gesellt sie sich aber wieder zu ihrer Freundin die gemeinsam mit zwei anderen an einem Tisch sitzen und das Mittagessen genießen. "Wie sieht es bei deinem Onkel aus Anouk?" fragt James und schlingt wie üblich sein Essen hinunter. Er ist einer der etwas angenehmeren Kerl an der Schule, jemand der sich nicht mit allem brüstet, etwas robuster durch seine Esserei ist und sich nie, außer wenn es um die Schule geht, außerhalb seines Zimmers aufhält.
"Keine Ahnung.. Ich denke mal er ist zur Zeit irgendwo in Moskau oder so..." die Truppe schüttelt nur den Kopf und Jenny meint:"Deine Familie ist aber auch etwas anders." Anouk zuckt mit den Schultern und blickt dann nach draußen aus einem der Fenster:"Ja, meine Familie ist schon anders. Das war sie schon immer... Deshalb lebe ich ja auch in einem Wohnwagen und hab meine Ruhe." die drei kichern und ein leichtes Lächeln stiehlt sich auf ihre Lippen, nur Jenny weiß warum sie dort lebt.
"Wie sieht es Heute aus? Kann ich dich im Laden belästigen?" Jenny balanciert über die Kante vom Gehweg und wie immer gehen sie gemeinsam nach Hause und Anouk überlegt:"Ich glaub schon. Solange arbeite ich Heute aber nicht... Muss noch einen Anruf am Abend abfangen." das rothaarige Mädchen nickt und schaut in den Himmel, dann hakt sie sich bei ihrer Freundin ein und meint:"Du bist den ganzen Tag schon so abwesend... Der Anruf muss wichtig sein oder? Dein Onkel?" das Mädchen mit dem rebellischen Aussehen hat den Blick nach vorn gerichtet und schweigt einen Augenblick, doch dann antwortet sie:"Es geht ein Gerücht rum und mein Onkel hat so einige Dinge auf geschnappt. Er hält mich auf dem Laufenden, denn ein Wandel scheint sich zu regen. Die Rudel beginnen sich zu raufen und unruhig zu werden." die Kleinere presst die Lippen auf einander:"Du hast Angst um deine Stadt und um die Leute..." Anouk spannt leicht ihren Körper an:"Ja, dass habe ich. Es ist meine Aufgabe... Und bald steht ein neuer Blutmond an, dass ist noch schlimmer." beide seufzen und dann verabschiedet sie sich von ihrer Freundin und verlässt das Viertel und die Stadt auch. Es ist nicht weit bis zu dem kleinen Platz am Rande des Waldes.
Dort steht ihr Heim. Der Wohnwagen den sie allein beherbergt und das Wetter ihn schon etwas runtergekommen aussehen lässt, ein Geschenk ihres Onkels. Die junge Frau reißt die Tür auf, wirft ihre Tasche auf die kleine Sitzbank und schaltet einen CD-Player an, legt eine ihrer alten Rocklieblinge ein und dreht die Musik lauter. Sie zieht sich ihre Weste aus und wirft diese auf das Bett im hinteren Zimmer. Sie checkt ihre Nachrichten und schreibt ihrem Cousin wegen der Arbeit. Dann fällt sie auf das Bett und scrollt durch einige Plattformen, bevor sie die Augen schließt und durchatmet, doch die Ruhe wird ihr nicht gelassen.
Knack!!
Wieder öffnet sie die Augen und schaut sich um. Was war das?
Langsam richtet sie sich auf und lauscht. Die Musik überdröhnt alles, wenn man normal wäre hätte man es nicht bemerkt, aber sie hat es und nochmal nimmt sie das Knacksen war. In ihrer unmittelbaren Nähe ist jemand, jemand der nicht da sein sollte. Ein anderer Geruch... Vorsichtig steigt sie aus dem Wagen und geht ein paar Schritte Richtung Wald. Ganz deutlich hat sie das wahrgenommen, doch jetzt ist es fort... Aber es hat Spuren hinterlassen und genau diese erkennt sie.Sie schaut zwischen den Bäumen durch und als sie ihren Körper etwas anspannt kann sie mit einem Mal jedes kleine Detail erkennen das sich an der Stelle befindet und ihr Geruchssinn ist intensiver:"Da ist etwas... da ist jemand..." haucht sie und erkennt die Kratzspuren am Baum, Pfotenabdrücke in der Erde und kann den Gestank von nassem Hund riechen.
Im nächsten Moment werden ihre Augen gelblich und sie knurrt auf, ihre Zähne werden spitzer, wie die eines Tieres, ihre Finger spreizen sich als wären es Krallen und dann setzt sie zum Sprung an. Als sie auf dem Boden auf trifft, drücken sich die Pfoten eines Wolfes in den Erdboden und sie hetzt los. Folgt der Spur die sie auf genommen hat und hat nun die Jagd begonnen. Was auf sie zu kommen wird ist aber noch gewaltiger und etwas was sie verhüllen... Der Nebel der sich um ihre Vergangenheit gelegt hat, beginnt sich zu lichten.
DU LIEST GERADE
The wolf in me
مستذئب"Dein zu Hause sind die Berge und Wälder. Ähnlich wie bei uns. Du brauchst die Freiheit, wie wir. Dein Rudel ist somit auch deine Familie..." "Ich kann herzlich auf ein Rudel verzichten, dass mich in Ketten legt und jeden hintergeht. Das ist kein Ru...