Ein Unglück kommt selten allein

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Wichtig: Für alle die es nicht wissen und wer sich fragt, warum Rentner und Stress? Ein Rentner in Russland zu sein ist kein Zuckerschlecken. Sie Leben meistens an der Grenze. Klar, bekommen manche Rentner in Deutschland sehr wenig, aber es ist trotzdem nichts im Vergleich zu dem Leben in Russland und anderen sowjetischen und mittelasiatischen Ländern.

Ein Beispiel: Unsere Tante hat oft kein Wasser, vor allem im Winter, weil die Rohre zufrieren. Sie muss sich das Wasser aus einem Brunnen schöpfen. Dafür läuft sie erstmal Meterweit. Im Winter sind aber die Straßen manchmal vereist und man kann kaum laufen. Das gleiche ist mit Holz. Sie lebt alleine und das auch noch im 3. Stockwerk.

Unser Opa ist so gut wie blind, lebt auch alleine. Er muss Obst und Gemüse in seinem Garten ertasten, ob sie reif sind oder nicht. Nur seine Hunde bewahren ihn davor ausgeraubt zu werden. 

Es gibt kein Pflegedienst, der sich um solche Menschen kümmert. Auch die Medizinische Versorgung lässt sehr stark zu wünschen übrig. Viele alte Menschen sterben nur weil der Notarzt Stunden auf sich warten lässt. 

Also, deswegen erwähnt Sasha sie.

Und zum Schluss, für alle, die es nicht wissen sollten: Opala, ist der gängigste Ausdruck für Ups in Russland. XD

Und für alle die es interessiert, wie man einen Bankraub in Russland verhindert:

de.sputniknews.com/panorama/20160830/312344402/rentner-bank-ueberfall.html

Hat zwar nichts mit der Geschichte zu tun, aber ich fand das einfach total witzig. Russland eben... XD

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Keiner der beiden wusste, wie sie in dem Restaurant gelandet waren. Aber es war auch unwichtig. Auf der Suche nach einem Ladegerät waren sie ins Gespräch gekommen. Sasha hatte dezent Igors Spielschulden erwähnt und da saßen sie nun.

Ein riesiger Teller frittierter Hühnchenbeine und Pommes stand in der Mitte des Tisches, aus dem sich beide Männer bedienten.

Igors Handy lag an der Bar und zeigte 100%. Fertig geladen. Doch beide hatten längst das eigentliche Problem ausgeblendet.

Das Restaurant war eines der teuersten im Flughafen. Grundsätzlich war alles teuer, aber hier bezahlten die Gäste für die Atmosphäre. Rustikale Einrichtung mit Backsteinwänden und massiven Vollholztischen. Die Hocker waren mit echtem Rindsleder überzogen. Das heimelige, gelbe Licht vermittelte die Wärme eines Kaminofens an einem kalten Wintertag.

Sasha mochte es hier. Das Essen, so profan es auch war, war köstlich. Und wie viel sie nachher bezahlen mussten für ein wenig Landhausfeeling, kümmerte ihn wenig. Schließlich bezahlte Igor dafür. Er hatte die Wette verloren. Und bekanntlich verdienten Fußballer ziemlich gut. Sasha hatte keine Gewissensbisse, das auszunutzen. Aber es gab sowieso wenig, was ihm ins Gewissen redete.

„Die Schachspieler, die haben es gut", sagte Igor und deutete mit dem Hähnchen in seiner Hand auf Sasha. „Denen sagt keiner, wie sie ihre Figuren zu setzen haben. E2. E4. Uns Fußballern gibt man 100 Anweisungen, wenn wir gerade erst das Feld ansteuern."

Seine Lederjacke knirschte leicht, als er mit dem Oberschenkel gegen den Mahagonitisch stieß. Igor biss in das Hähnchenfleisch. Mit der freien Hand nahm er die Jacke von seinem Schoß und warf sie auf einen der Hocker neben sich. Sein voller Mund hinderte ihn nicht daran weiterzureden. „Und alle sind solche Experten. Alle wissen es besser."

Igor verdrehte die Augen. Er wirkte entspannter. Ob es an dem Licht, an Sashas Engagement ein Ladegerät aufzutreiben oder an der späten Stunde lag, wusste er nicht mehr. Den abgenagten Knochen warf er in den Teller, dann fischte er nach einem neuen Hähnchen. Sasha tat es ihm gleich.

Grenzenlos *MannxMann* #rosale2017/18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt