Helga Hufflepuff wanderte durch die langen Flure. Sie liebte dieses Gebäude, auch, wenn es noch lange nicht fertig war. Das lag nicht etwa an mangelndem Material oder der Zeit, die Muggel benötigen würden, um es zu bauen. Nein, das lag vor allem daran, dass die Köpfe dieses Projekts sich immerzu streiten mussten. Mal passte dem einen dies nicht, und sobald das geregelt war, beklagte sich ein anderer über die Regelung. Gerade, als sie daran dachte, wie überaus frustrierend diese oft lautstarken Streitereien waren, erklang nicht weit entfernt eine neue. „Nur reines Blut, das ist mein letztes Wort!" Helga seufzte tief und setzte ihren Weg fort in einen großen Raum, der vermutlich als Speisesaal dienen würde, doch noch war er leer bis auf ein paar schwebende Kerzen, einen großen Tisch mitten im Raum, auf dem Pläne über Pläne lagen, vier Stühle und ihre drei Kollegen. Salazar Slytherin, der vorher sein letztes Wort angedroht hatte und sich zum Überdruss aller nicht daran hielt, stritt mit Godric Gryffindor über die Frage, die eigentlich vollkommen überflüssig war und trotzdem die angespanntesten Diskussionen hervorrief: Sollte es Zauberern und Hexen aus Muggelfamilien erlaubt sein, in ihrer Schule, die sie bauten, zu studieren? Sollte sie denn jemals fertig werden, dachte Helga bei sich. Sie war nicht der zynische Typ, aber solche Situationen holten das Schlimmste aus ihr heraus. Sie ließ sich neben Rowena Ravenclaw, die sich einen Stuhl an den Tisch herangezogen hatte und die Pläne studierte, fallen und fragte: „Wie lange geht das schon so?" Rowena zuckte die Schultern. Sie war für ihre Klugheit berühmt, und am glücklichsten war sie, wenn man sie in Ruhe ihr Wissen erweitern ließ. Sie war diejenige, die sich am wenigsten um die Streits kümmerte. „Keine Ahnung. Minuten, Stunden? Was macht das schon, sie kommen doch nie zu einer Einigung." Helga seufzte abermals. Sie fürchtete beinahe, Rowena würde Recht behalten. Sie zwang sich zu ihrem freundlichsten Lächeln und trat zwischen die beiden Streithähne. „Guten Tag, Godric, Salazar." Widerstrebend ließen sie voneinander ab und wendeten ihre Aufmerksamkeit ihr zu. „Habt ihr euch schon Pläne für eure Gemeinschaftsräume überlegt, wie ich euch gebeten habe?" Beide nickten, doch Godric sah sehr viel erfreuter darüber aus, seine Ideen teilen zu können als Salazar. Wenn Helga ganz ehrlich mit sich selbst war, und das versuchte sie immer zu sein, dann machte ihr Salazar ein wenig Angst. Natürlich, er war einer der brillantesten Zauberer weit und breit und suchte seinesgleichen, aber er hatte etwas an sich, das ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Vielleicht hatte sie sich auch nur von seinem Ruf, der ihm vorauseilte, beeinflussen lassen, was sie immer versuchte zu vermeiden. Godric zog ein Stück Pergament aus seiner Tasche und rollte es auf dem Tisch aus. Interessiert beugten sich alle vier über seinen Plan. Stolz begann er, zu erklären: „Mein Gemeinschaftsraum wird sich in der siebten Schlossetage befinden, also in einem der Türme. Der Eingang wird mit einem Gemälde verhangen sein, dass die Schüler nur durchlässt, wenn sie das richtige Passwort sagen." Helga nickte schnell, um Rowenas Naserümpfen zu überspielen. Sie hielt nichts von einfachen Zugängen. Ihr Gemeinschaftsraum konnte nur betreten werden, indem man eine philosophische Frage klug beantwortete. Godric sprach weiter: „Hier werden dann Tische und Stühle stehen, und hier ist Platz für einen Kamin. Davor wird ein Teppich liegen. Auf der einen Seite kommt man in die Schlafsäle der Mädchen, auf der anderen Seite in die der Jungs." Stolz sah er in die Runde. Helga nickte abermals und lobte ihn. „Sehr schön, Godric, gut durchdacht. Und du, Salazar? Wie sehen deine Pläne aus?" Salazar hatte missmutig die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst. „Meine Räume liegen unterirdisch und werden mit grünem Licht ausgeleuchtet. Eine Steinmauer wird sich öffnen, sobald das richtige Passwort gesagt wird." Daher der Missmut. Er wollte nicht das gleiche System wie Godric haben. Rowena runzelte die Stirn. „Unterirdisch? Du meinst bis unter den See?" Salazar nickte und sah sie skeptisch an. Er hatte nichts gegen sie persönlich, aber ihr Tonfall missfiel ihm. „Nun, ich hoffe, du wählst deine Schüler nach ihrem liebsten Habitat aus. Da unten wird es ziemlich feucht und modrig werden." Salazar kniff die Augen zusammen, sagte aber nichts. In einem Versuch, die gerade streitfreie Stimmung zu wahren, sagte Helga: „Rowena, wir haben vereinbart, dass jeder für seine Räume selbst verantwortlich ist. Solange Salazar mit seinen Plänen niemanden stört, sind sie gestattet." Rowena warf ihr einen letzten Blitz der Missgunst zu, bevor sie sich wieder ihren eigenen Plänen widmete. „Gut, dann würde ich gerne auf den Rest des Schlosses zu sprechen kommen", fuhr Helga fort. „Wie wollt ihr mit den Klassenzimmern verfahren?"
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Harry Potter One Shots
Fanfiction"In der Ferne werden Feuerwerke gezündet, und eine Uhr schlägt zwölf. „Frohes neues Jahr", flüstere ich und wende mich ihm zu. Wieder scheint er zu überlegen. „Was ist denn Neujahr ohne einen Kuss?", murmelt er schließlich und beugt sich vor. Doch b...