2. Schritt

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Es war heiß. Es war so heiß, dass der Boden vor Trockenheit Risse hatte. Jeder Schritt war eine Qual, jeder Atemzug brannte wie Feuer und jede Minute, die verging brachte mich näher an den Rand des Aufgebens. Siltah war wie üblich stumm. Sie schwebte ohne jedes Anzeichen von Müdigkeit neben mir her und zeigte mit keiner Mine, dass ihr meine Schwäche bewusst war. Auch diesmal war mir klar, dass es wohl kaum einen großen Sinn haben konnte, einfach nur immer weiter geradeaus zu laufen und zu hoffen irgendwann aus dieser Wüste hinauszufinden. Das taten wir bereits seit Stunden und es war kein sichtlicher Erfolg damit zu verzeichnen. Das Seltsamste an dieser Umgebung war, dass der Boden sich zu wölben schien, fast als würde man über einen Berg laufen. Nach vielleicht fünfhundert Metern brach es einfach ab.
>>Siltah, vielleicht wäre es an der Zeit, dass du mir einen Tipp gibst.<<
>>Tatsächlich?<<
>>Allerdings<<
>>Wieso glaubst du das?<<
>>Du bist meine Führerin.<<
>>Nein, wieso glaubst du das?<<
>>Was meinst du?<<
>>Was glaubst du wohl?<<
Ich war verwirrt. Man konnte es sich wirklich sparen, sie zu fragen, wenn man es nicht selbst verstand, war man eben verloren und sie würde sich nicht erbarmen.

Daher beschloss ich bei ihrem Spiel mitzuspielen.
>>Was soll ich denn glauben?<<
>>Niemand hat das Recht dir das vorzuschreiben.<<
>>Aber wenn du mir einen Tipp geben könntest, würde mir das vielleicht weiterhelfen.<<
>>Wie tief ist das Tal, wenn du den Stein nicht mehr aufschlagen hörst?<<
Das war hoffnungslos.
>>Weißt du, es ist, als würden wir auf ein Ziel zulaufen, dass nicht existiert! Wie, als würden wir kurz davorstehen es zu erreichen und urplötzlich wieder an den Anfang zurückgesetzt werden.<<
>>Was meinst du, kann man dagegen tun?<<
>>Ich habe keine Vorstellung.<<, sagte ich erschöpft und ließ mich auf dem einzigen Stein weit und breit nieder. >>Es ist, als hätte ich den Stein gehört, das Tal als zu tief eingeschätzt um hinunter zu klettern, aber die Brücke zur Überquerung ist abgebrochen!<<
>>Was muss also getan werden?<<
>>Sollen wir in eine andere Richtung gehen?<<
>>Was würde das ändern?<<
>>Oder diesen Weg zurück.<<
>>Der Weg zurück von wo du gekommen bist wird dich niemals zum Ziel führen.<<
>>Aber was habe ich denn noch für Optionen? Soll ich etwa aufgeben?<<
>>Nein. Schau dich um. Was siehst du?<<
>>Sand.<<
>>Sieh genauer hin!<<
>>Hier ist überall nur Sand!<<
>>Das ist dein Problem. Du siehst alles gleich, du erkennst keine Unterschiede in deiner Umgebung, die Besonderheiten. Hättest du genau aufgepasst, hättest du die Quelle zehn Meter von dir entfernt bemerkt. <<
Eine Quelle! Ich wollte schon losspringen, doch der Ernst in Siltahs Stimme hielt mich an meinem Platz.
>>Wenn alles für dich gleich aussieht, ist es klar, dass du von der immer selben Stelle nicht wegkommst. Erweitere deinen Horizont. Blicke über das Offensichtliche hinaus. Verlängere die abgebrochene Brücke.<<
Ich versuchte zu verstehen, was das nun wieder heißen sollte, doch es viel mir nicht leicht. Ich sah mich um, ich versuchte mehr zu sehen als vorher, doch nichts. Schließlich ging ich voller Verzweiflung in die Knie und vergrub meine Hand in der oberen Sandschicht. Warm. Doch auch bloß Sand. Als ich Siltah ansah, nickte sie auffordernt. Ich fühlte tiefer in den Boden. Es wurde kühler! Wie war das möglich? Sie musste Recht gehabt haben mit der Quelle. Ich stellte mir vor, wie die unendliche Massen an Sand und Steinen und Quellen sich vortsetzten. Es war einfach kein Ende in Sicht, wie sollte ich hier nur jemals hinauszufinden?
Doch als ich wieder aufstand, war zu meiner Überraschung die Krümmung verschwunden - die Wüste erstreckte sich jetzt bis zum Horizont. Offenbar hatte ich Siltahs Aufgabe irgendwie gelöst.

Nur der Anfang einer ReiseWhere stories live. Discover now