3. Schritt

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Ein Berg. Natürlich - nach einem Wald und einer Wüste musste ja ein Berg kommen. Und das Ganze ging noch einmal von vorn los. Ich kletterte stundenlang über scharfkantige Steinbrocken und Geröllfelder, hoffend, dass der Gipfel bald kommen würde, oder es überhaupt einen Gipfel gab...

Siltah schwieg hartnäckig und schwebte ungefähr fünf Meter über mir, wie als würde sie mich motivieren, aber das bildete ich mir bestimmt ein. Selbst wenn es ihre Intention war, es hatte eher den gegenteiligen Effekt, denn es zeigte mir nur, dass an ihrer Stelle noch immer nicht Schluss war.

Mittlerweile fragte ich mich auch, wieso ich eigentlich nicht immer gleich zu Anfang jeder Etappe die Frage stellte, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, es würde Siltah verstimmen, wenn ich nicht wenigstens versuchte, allein dahinter zu kommen. Naja, jetzt hatte ich es wenigstens versucht.

>>Wie lange wird es noch dauern, bis wir den Gipfel erreichen?<<

>>Das entscheidest du. Es wird die Zeit dauern, die du brauchst.<<

>>Na schön, das frage ich anders. Wie weit ist es noch?<<

>>Die Länge des Weges bis zum Ende.<<

>>Zum Ende - wovon?<<

>>Zu dem Ende, dass du dir setzt.<<

>>Dem Ende, dass ich mir setzte? Du meinst, bis ich vor Erschöpfung abstürze?<<

>>Richtig.<<

War das jetzt etwa ihr Ernst? Sie wollte, dass ich abstürtze? Ich starrte Siltah an, als wäre sie verrückt geworden, wovon ich überzeugt war. Sie schaute mit einem Lächeln nach unten.

Ich dachte einen Moment nach. >>Also wenn ich jetzt einfach den Hang hinunterspringe, komme ich oben am Gipfel an?<<

>>Nein.<<

>>Was, nein?<<

>>Das ist kein Berg, wie du ihn dir vorstellst, er hat keinen Gipfel. Wenn du springst wirst du am Ende dieses Teilabschnitts des Weges landen, doch du wirst die Lektion nicht gelernt haben.<<

>>Ich verstehe. Was würde das bedeuten?<<

>>Es würde bedeuten, du wirst dein Ziel nicht erreichen, oder aber du musst dich der Aufgabe erneut stellen.<<

Ich nickte nur. Ich würde also keine andere Wahl haben, als weiterzuklettern und zu warten, bis ich von allein abstürzte..Auch wenn das für mich absolut keinen Sinn ergab.


Nach einer weiteren Ewigkeit waren meine Hände blutig von den spitzen Steinen und meine Füße aufgerieben. Ich konnte kaum noch gerade stehen und schaffte ungefähr einen Schritt pro Minute. Mittlerweile konnte ich auch nicht mehr den Fuß des Berges sehen. Doch egal wie langsam ich war, Siltah blieb immer ganz genau ihre fünf Meter über mir.

>>Ich kann nicht mehr. Ehrlich nicht<<, hauchte ich und hievte mich mit letzter Kraft auf einen relativ glatten Fels, >>Darf ich jetzt bitte von diesem Berg abspringen?<<  Ich war absolut verblüfft, als ich Siltah tatsächlich kichern hörte. 

>>Das wird nicht nötig sein. Du hast den Weg bis zu deinem Ende beschritten. Du hast deine Grenze erkannt und hast jede Kraft aufgewendet, die in dir war, um die Aufgabe zu erfüllen. Sehr gut.<<

Nur der Anfang einer ReiseWhere stories live. Discover now