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B L A D E

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B L A D E

Die Glocke über der schäbigen Eingangstür schellte, als ich den Buchladen betrat. Die Frau hinter der Theke lächelte mich höflich an.

"Hallo, brauchen Sie etwas bestimmtes? Sie kam um die Theke herum und schien mich erst jetzt zu erkennen. "Ah, Miss McKeith! Die neuen Bücher sind hinten", wies sie mich an und zeigte dabei in den hinteren Teil ihres Ladens.
Höflich lächelte ich zurück und begab mich dann Richtung ihrer Anweisungen.

In Gedanken durchstöberte ich die Buchregale, las Titel für Titel, um letztendlich mit einem Buch namens >Rainy Monday< zu meiner Stamm-Sitzecke zu schlendern. Rote und gelbe Kissen zierten das kleine, aber gemütliche schwarze Sofa. Neben der Couch stand ein hölzerner Beistelltisch, welcher lediglich mit einer schwach leuchtenden Tischlampe ausgestattet war.

Es dämmerte bereits und so schmiss ich mich freudig auf das Sofa. Mein Dad wusste nie wo ich war, doch es kümmerte ihn auch nicht. Vielleicht weil ich ihn zu sehr an meine Mutter erinnerte.
In Gedanken an Mom fing ich an zu lesen. Zeile für Zeile, Wort für Wort verschlang ich den Roman. Es wurde spät. Niemand war mehr in der Buchhandlung.

"Entschuldigung, Miss McKeith, aber wir schließen in zehn Minuten. Und putzen müssen wir auch noch. Also würde ich Sie bitten zu gehen", versuchte mir die Brünette klar zu machen.

"Natürlich", antwortete ich höflich, doch innerlich verdrehte ich die Augen. Wieso jetzt? Ich hatte gerade erfahren, dass Martin Claire betrogen hatte und sie in diesem Augenblick zur Rache ansetzte. Und jetzt musste mich diese Brünette Businessfrau hier rausschmeißen?

Die Glocke schellte. Ein brauner Lockenschopf trat in mein Blickfeld.

"Ich bin da, Audrey. Was kann ich machen? Kehren oder wischen?", fragte der Lockenschopf, zog seine Jacke aus und krempelte sein Jeanshemd hoch. Er hatte sich also auch umgezogen.

Die Frau drehte sich um. "Kehren. Ich hab heute schon gewischt", meinte die Frau, Audrey, und blickte dann wieder zu mir, während der Junge auf uns zu kam. Auf einmal wusste ich wer er war. Wie ein Blitzschlag. Tyson O'Connor, der Neue und angehender Eishockey-Spieler.

"Ich wusste nicht, dass wir noch Kunden haben. Ich bin Tyson und wie heißt du?", fragte er, lächelte mich kokett an und fuhr sich durch die seidenen kleinen Locken.

"Ich bin Halt-dich-von-mir-fern-McKeith, freut mich nicht dich kennen zulernen, Torben", sarkastisch grinste ich ihn an.

Verwirrt blickte er mich an. Die Brünette lachte los. Das erste Mal, dass ich sie wirklich lachen hörte.

"Du kannst halt nicht bei jedem Mädchen landen, Ty", lachte sie und gab ihm kumpelhaft einen Klaps auf den Hinterkopf. Danach ging sie in einen Nebenraum hinter der Theke um höchstwahrscheinlich einen Besen zu holen.

Paar Sekunden später kam sie wieder zu uns. "Kehr' den ganzen Müll zusammen, dann bekommst du fünf Dollar", befahl sie ihm.

"Manchmal hasse ich dich Tante Audrey", knurrte er mürrisch und schnappte sich lustlos den Besen.

Moment, Tante?!

"Sie ist deine Tante?", fragte ich ungläubig. Ich saß täglich in ihrem Laden und las ihre Bücher, während sie SEINE Tante war.

"Jop", antwortete er nur lässig und schwang weiter den Besen.

Verwirrt stellte ich das Buch auf den Beistelltisch und erhob mich.

"Ich geh' dann mal. Tschüss Audrey. Danke das ich wieder hier sein durfte", verabschiedete ich mich von der Brünetten, doch Tyson ließ den Korb nicht auf sich sitzen.

"Ich bring dich noch nach Hause", erklärte er und schnappte sich seine Lederjacke.

Entnervt verdrehte ich die Augen. "Ich wohne ziemlich weit weg. Das dauert lange. Aber danke für das Angebot", lehnte ich höflich ab. Wieso bin ich nicht mit dem Motorrad gekommen?

"Es ist dunkel und kalt. Und wenn du so weit weg wohnst, ist es umso besser wenn ich dich begleite", erläuterte er einfühlsam, schubste mich leicht in die kalte Nachtluft und rief noch ein flüchtiges "Bis gleich", in den Laden. Schnell ging ich voraus. Um keinen Preis wollte ich mit ihm reden.

Er spürte wohl meine Abneigung gegenüber ihm, denn er lief wortlos hinter mir her.

Nach einem fünfzehn minütigen Marsch kamen wir an meinem Haus an.

"Danke", bedankte ich mich schnell und wollte ins Haus huschen, doch Tyson hielt mich an meinem tätowierten Arm fest.

"Verrate mir deinen Namen, Baby", verlangte er und schaute mich aus smaragdgrünen Augen an.

"Ein Korb genügt dir wohl nicht, hm?", antwortete ich mürrisch und riss mich los.

"Ich werde in den Korb eh noch einlochen, Miss McKeith", antwortete er und lächelte dreckig. Mit seiner Zunge fuhr er über seine volle Unterlippe.
Ich atmete durch.

"Hau ab und lass dich nie wieder blicken, du Perversling!", beschimpfte ich Tyson und spuckte ihm vor die Füße.

"Oh Süße, das würdest du nicht wollen." Anzüglich wackelte er mit den Augenbrauen.

"Du willst also unbedingt, dass du mir in Erinnerung bleibst?" Er hatte es sich ja so gewünscht...

Er nickte eifrig und sah dabei aus wie ein unschuldiger Welpe.

"Hier!" Meine Handfläche klatschte auf seine Wange. "Auf nimmer Wiedersehen, Torben!", verabschiedete ich mich ironisch , während er noch "Tyson! Ich heiße Tyson", hinterher schrie.

Ich schloss unsere Haustür auf und mich umhüllte der Geruch von Wodka und Zigarettenrauch. Scheiße!

Mein Vater war wieder dicht.

 juicy dramaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt