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B L A D E

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B L A D E

"Dad?" Vorsichtig lugte ich hinter dem Türrahmen hervor. Die nach Alkohol stinkende Luft vermischte sich mit dem Zigarettenrauch, der sich im Raum verteilte. Kleine Rauchwolken stiegen auf, sobald mein Vater an seiner Zigarette zog. Ich hasste den Geruch.
Er vernebelte meine Gedanken komplett.

"Dad, mach doch bitte ein Fenster auf." Keine Antwort. "Hast du schon was gegessen?", wollte ich wissen und ging währenddessen zum Fenster, um es aufzureißen, damit frische Luft reinkommen konnte.

Mein Kopf schmerzte schon von dem Gestank.

Ein Grunzen seinerseits erfolgte.

Ich positionierte mich sorgend vor ihm.

"Geh' mir aus den Augen!", verlangte er scharf. Ein Hustenanfall durchschütterte ihn.

"Soll ich uns Pasta machen?", fragte ich stattdessen und guckte ihm tief in die entzündeten Augen, welche nur starr auf den Fernseher gerichtet waren und irgendein Footballspiel verfolgten.

Ich wedelte mit meiner Hand vor seinem Gesicht herum.
Genervt und mit glasigem Blick überwand er sich doch schließlich und blickte mir in die blauen Augen.

"Ich habe gesagt,du sollst abhauen, Blade!"

"Nein!"

Verachtend schaute er zu mir und holte mit seiner Hand aus. Seine Handfläche berührte klatschend meine Wange, woraufhin ich schockierte zurück wich.

"Du bist und bleibst ein Arschloch, Roy!" Meine Wange haltend lief ich hoch in mein Zimmer und schloss ab.

Ich hatte meinen Vater beim Vornamen genannt.

Schluchzend ließ ich mich auf meiner Fensterbank nieder.

Das Leben bestrafte mich mit einer toten Mutter und einem mich nicht liebenden Vater.

Ich starrte stur auf die leblose Straße und den dämmernden Himmel, welcher sich gräulich über die Stadt zog.

Eine Träne lief über meine Wange, hielt auf meiner Lippe an und hinterließ auf ihr einen salzigen Geschmack.
Verstohlen wischte ich mir die Tränen von den nassen Wangen und nahm mein Handy zur Hand.

Ich schrieb: "Hi, Mom. Ich weiß, dass du dies nie lesen wirst, doch es hilft mir. Ich hab dir viel zu erzählen...

Dad besäuft sich wieder. Seitdem du weg bist, hat er auch wieder angefangen zu rauchen.

Er sieht mich nicht mal mehr an. Er ist nicht mehr der lebensfrohe Typ von damals, sondern einfach eine leere Hülle. Ich weiß nicht was ich tun soll.
Und dann war da noch dieser Junge, Tyson, der mich total nett behandelt. Du hättest dich wiklich gut mit ihm verstanden.
Er hat mich sogar nach Hause gebracht, aber ich habe ihm eine geschmiert und bin dann rein gelaufen.
Jetzt wo ich es dir erzählt habe, geht es mir gleich viel besser. Du fehlst mir."

Das Handy legte ich zur Seite und berührte mein Tattoo.

Ich werde dich immer lieben, Mom.

***
Als ich am nächsten Morgen erwachte, fiel mein Blick zuerst auf meinen Wecker. Ich hatte weder verschlafen, noch war ich zu früh aufgewacht.

Es war Mittwoch. Mir stand ein langer Schultag bevor und die Aussicht darauf, meinem Vater zu begegnen verbesserte meine Laune nicht.
Doch auf eines freute ich mich: Mein Vater würde heute Abend nicht zu Hause sein, da er bei seiner Mutter übernachten musste.

Sie war schwerkrank und müsste eigentlich gepflegt werden, doch meine Gran hielt sich für 31 und lehnte deshalb ein Pflegeheim ab.

Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, ignorierte ich meinen Dad vollkommen und ging stattdessen direkt zu Eingangstür. Doch Roy ließ das nicht auf sich sitzen.

"Blade? Komm her, Schnecke", rief er mich und mir wurde schlagartig übel.
Trotz des unwohlen Gefühls im Magen begab ich mich zu ihm.

Mein Vater betrachtete mich eingehend.

"Gut siehst du aus", lallte er und zeigte auf meine Kombination - enge Jeans und Trägertop.

Ich schüttelte mich. "Du perverses Schwein", zischte ich und zog die Ärmel meiner Jacke nach unten.

"Was hast du gerade gesagt? Hau bloß ab. Du bist eine Schande für mich und deine Mutter, Blade. Deine Mutter ist nur deinetwegen tot", schrie er mich an.

Verletzt blickte ich ihn an.
Aber er hatte Recht. Nur ich war Schuld daran. Ich ganz allein.

Ohne mich zu verabschieden ging ich aus dem Haus.

Mein Motorrad ließ ich heute mal Zuhause.

Den ganzen Schulweg lang schwirrten meine Gedanken nur um das morgendliche Gespräch.

"Schlagt bitte euer Buch auf Seite achtzehn a-... Ah Blade, diesmal waren es nur acht Minuten Verspätung. Hut ab", kommentierte der Lehrer mein Zuspätkommen spöttisch, als ich den Raum betrat.
Ich beachtete ihn jedoch nicht und ging einfach zu meinem Platz.
Gelangweilt legte ich meine Füße auf den Tisch und blickte aus dem Fenster.

Deine Mutter ist nur deinetwegen tot....

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