Upside Down

8. by ponykxnd

Cara

Cian blickte mich etwas verstohlen an und rührte in seinem Milchshake. Es war nun drei Tage her, als sein Bruder und er bei uns aufgekreuzt waren und er hatte mich heute früh angerufen, weil er mich unbedingt treffen wollte. Er hatte etwas wichtiges mit mir zu besprechen, hatte er gemeint. Bei dieser Gelegenheit hatte ich mir gedacht, dass ich ihm das mit Marine eigentlich ebenfalls relativ schonend beibringen könnte. Oder auch nicht. 

Nachdem ich ihm schließlich klargemacht hatte, dass es sich ganz bestimmt nicht um ein Date handelte, wenn ich mich darauf einließ, war ich zu der Eisdiele gekommen, die er mir genannt hatte. Leider hatte ich viel zu spät begriffen, dass das ein großer Fehler gewesen war.

"Was?", fuhr ich ihn an, als er seinen Blick immer noch nicht von mir gewandt hatte.
"Ach nichts", antwortete er grinsend und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Ich verdrehte die Augen.

"Und welcher dringliche Anlass ist jetzt der Grund, dass du mich hierher geschleppt hast?" Genervt verschränkte ich die Arme vor der Brust und hoffte das hier schnell hinter die Bühne bringen zu können.

"Also", begann er mit verschwörerischem Lächeln auf den Lippen. Ich ahnte Schlimmstes. "Es geht um meinen Bruder" Ich hob die Brauen. Um seinen Bruder? Wieso wollte er mit mir über Braxton sprechen?

"Um Braxton?", hakte ich der Richtigkeit halber noch einmal nach. Ich machte mir einfach keinen Reim darauf, wieso er mit mir über ihn reden wollte. Ich kannte Braxton noch nicht einmal. Gut, ein paar Mal hatte ich ihn bereits auf Turnieren gesehen. Aber so wirklich kennen; wissen welche Person ich da vor mir hab? Nein.

"Ganz genau" Cian nickte. "Und um deine Freundin"

"Um Fanny?" Nun war mein Gesicht noch viel verblüffter als es gerade eben noch gewesen war. Wenn das überhaupt noch ging. Was sollte Fanny und Braxton verbinden? Es wurde echt immer merkwürdiger. Doch dann kam mir ein Gedanke und ich wunderte mich, wieso es mir noch nicht früher aufgefallen war.

"Also wirklich. So schwer von Begriff kannst du ja nun wirklich nicht sein. Du bist ja nicht Marine", meinte Cian und sah mir nun wieder in die Augen. Einen Moment verlor ich mich in den seinen. Wie konnte sie bitte so wunderschön blau sein? Moment Mal. Was? Sofort schüttelte ich die Gedanken aus meinem Kopf.

"Stimmt allerdings", murmelte ich etwas unverständlich und musste an die Abmachung zwischen der Französin und mir denken. Das war noch etwas, was ich so schnell, wie möglich hinter mich bringen sollte.

"Braxton ist seit der letzten Sichtung ... Nun ja, so anders", fuhr Cian fort.
"Anders?"
"Anders. Er hat viel bessere Laune. Außerdem läuft er ständig fröhlich pfeifend durch den Stall", erklärte mir der Blonde 

Ich musste daran denken, als die beiden bei uns aufgetaucht waren. Damals hatte er auf mich eigentlich ganz normal gewirkt, aber vielleicht kannte ich ihn um das einzuschätzen auch zu wenig. "Und was hat das mit Fanny zu tun?", stellte ich mich dumm, obwohl ich mir schon denken konnte, worauf er hinaus wollte.

Cian stieß einen genervten Seufzer aus.
"Na was wohl? Ich glaube die beiden sind ein Paar" Er sprach die Worte so locker aus, als könnte man meinen, dass es für ihn eine Selbstverständlichkeit wäre, dass sein Bruder mit einem zehn Jahre jüngeren Mädchen zusammen wäre.

"Niemals" Ich überlegte einen kurzen Moment, doch mir fiel nichts ein, woraus ich ein Gegenargument anführen könnte. "Sie würde mir nichts verschweigen, außerdem ist er doch viel zu alt für sie"

"Ach komm schon, wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Als ob es da etwas Verwerfliches wäre, wenn man eine viel jüngere Frau hat" Cian schien etwas enttäuscht zu sein, dass ich nicht seine Meinung teilte.

"Dennoch hätte sie mir davon erzählt, wenn da was laufen würde", entgegnete ich. Diesmal hatte Cian nichts einzuwenden, doch ich sah in seinen Augen, dass er sich dabei nicht ganz so sicher war. Plötzlich kam mir in den Sinn, wie Braxton gefolgt von Fanny grinsend aus dem Stallzelt gekommen war oder die Szene in der Sattelkammer. Auf einmal war es doch gar nicht mehr so abwegig.

"Vielleicht ... vielleicht hast du recht. Aber wenn wir schon mal beim Thema sind. Ich muss dir da auch was sagen" Oh Gott, wie sich das anhören musste. Hoffentlich machte ich ihn keine Hoffnungen.

"Ach ja?" Cian hob eine Augenbraue und konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. Jap, er schien sich eindeutig Hoffnungen zu machen. Zeit diese verpuffen zu lassen.
"Es geht um Marine" Das Grinsen verschwand und stattdessen seufzte er gequält.
"Bitte nicht"

"Also" Ich überlegte kurz, wie ich es am besten Formulieren konnte, doch dann entschied ich mich dazu es einfach so wiederzugeben, wie sie es mir gesagt hatte. "Ich soll dir sagen, dass wir ... äh ihr ... einfach zusammengehört" Sofort lief ich wegen des kleinen Ausrutschers rot an. Wieso um alles in der Welt hatte ich das gesagt?

"Ich nehme die erste Variante", antwortete Cian toternst. Ich verdrehte genervt die Augen.
"Die steht nicht zur Auswahl", stellte ich klar und Cian zog einen Flunsch. Das sah irgendwie so komisch aus, dass ich nicht anders konnte, als loszulachen.

"Schade eigentlich" Cian Carey musterte mich amüsiert. Er legte den Kopf schief. Seine Augen funkelten in diesem Moment in der Nachmittagssonne, wie ein kristallklarer Ozean. Er war währenddessen schon süß und was man so hörte auch beliebt bei den Mädchen ... Aber eindeutig nichts für mich.

"Tja. Ich muss jetzt los", versuchte ich mich aus der Sache hinauszuwinden und hoffte, dass ich nicht mehr einem Stoppschild glich. "Du bezahlst. Der Mann bezahlt schließlich immer bei einer Verabredung"

"Also war es doch ein Date" Cian grinste triumphierend und sofort bereute ich dies gesagt zu haben. Was war bloß los mit mir. Ich merkte, wie mir etwas heiß wurde.

Ich hatte mich bereits erhoben, als ich mich nochmal umdrehte und ihm folgendes zuzischte: "Niemals!"