5. by TinaWendyToni

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Fanny

Ich konnte es kaum glauben,aber Sultan galoppierte ohne Zeit- und Hindernissfehler über die Ziellinie. Lobend ließ ich ihn ausgaloppieren und als er schließlich in den Trab durch parierte, fiel ich ihm um den Hals.

Nach einem letzten Küsschen übernahm ich Bandit von Gary und drückte Cara Sultan in die Hand, die sich ebenfalls für mich freute. Braxton hatte keine Zeit mehr für mich, er musste sich nun um Cian kümmern, was aber gut war, denn obwohl Sultan auch speziell war, war es Bandit eben noch mehr, für ihn brauchte ich meinen Vater, der genau wusste, was er mir sagen musste, damit ich das dunkelbraune Pony optimal für das Gelände vorbereiten konnte.

Bandit war immer ein bisschen Nervös in der Startbox, weshalb ihn mein Vater halten musste, bis die letzten 10 Sekunden herunter gezählt wurden. Und dann ging es los, mit viel übermut galoppierte er los, bereits über dem ersten Sprung gab er mir ein tolles Gefühl und so zog es sich die ganze Strecke über hin. Damit gelang mir etwas, was mir vorher nur sehr selten passierte, ich schaffte auch mein zweites Pony in der Zeit nachhause zu galoppieren.

"Das waren die ritte meines Lebens.", strahlte ich, als wir beide Ponys gerade abgespritzt hatten und noch ein paar Runden Schritt führten. Cara stimmte mir zu, nur passte es ihr nicht so ganz, das Cian den zweiten Platz belegte und wo wir gerade beim Thema waren, warum den Braxton gemeint hatte mir Tipps zu geben. Mir war das auch nicht so klar gewesen, weshalb er mir geholfen hatte, aber ich lag vorne, war das nicht alles was zählte?


Die Musik war so laut, dass ich meine eigenen Gedanken kaum hören konnte, als unsere kleine Gruppe das Festzelt betrat, aber es störte mich nicht, schließlich gab es etwas zu feiern, nämlich, dass ich Over-Night-Leader war. Ohne dabei an die arme Cara zu denken, die ich nun wieder mit Cian stehen ließ, zog ich Braxton mit auf die Tanzfläche, obwohl er sich etwas dagegen sträubte, "wegen dir liege ich noch immer in Führung, darauf müssen wir tanzen.", lachte ich fröhlich. Er folgte mir kopfschüttelnd, doch ich konnte das grinsen auf seinem Gesicht genau erkennen.

"Komm, wir gehen raus, hier ist es so laut.", schrie Braxton nach einer weile in mein Ohr. Ich stimmte ihm zu und lief ihm brav hinter her, wohl merkend, dass wir ein paar Blicke auf uns gezogen hatten. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen heute Abend nicht all zu viel zu trinken, denn nach dem tollen Gelände von heute Morgen lag ich auf Platz eins und drei.

Doch irgendwie hatte ich meinen Vorsatz nicht ganz einhalten können, da ich bei etlichen diversen Trinkspielen, die wir noch vor einer Stunde vor dem LKW von Marine gespielt hatten, die Verliererin war. Dabei war ich der festen Überzeugung, dass sie eigentlich wollte Cian, der neben mir saß, würde verlieren, damit sie ihn nachher in ihren LKW schleppen konnte.

Blöd war eben nur, dass ich die ganze Zeit verloren hatte und Cian sich null für Marine interessierte, sondern erstaunlich viel für meine beste Freundin, die mit allen mitteln versuchte ihn weitmöglichst abzublocken, aber auch das ließ im verlaufe des Abends etwas nach und sie erbahnte sich zu dem ein oder anderen Gespräch.

Wir setzten uns auf eine Bierbank, die neben einer Hecke platziert war, die uns guten Schutz bat. So betrunken wie ich war, hatte ich das plötzliche Bedürfnis ihn küssen zu wollen, die Gegebenheiten dafür, waren aber auch ziemlich einladend, wir zwei alleine im Mondlicht, die Musik im Hintergrund. Ununterbrochen starte ich auf seinen Mund, der sich bewegte, doch ich bekam nichts davon mit was er mir sagte.

Erst als ich mich ein Stück nach vorne beugte und damit seinen Redeschwall beendete, merkte ich, dass er andere Ziele für diesen Abend hatte.

"Wolltest du mich eben küssen?", fragte er entsetzt. Anscheinend.

"Weiß ich nicht?" Ich verzog ein bisschen das Gesicht dabei.

Er lachte. Er lachte? Lachte er mich etwa gerade aus? Prima, wie hatte ich als Naive 16 Jährige denken können, jemand wie Braxton Cary würde mich küssen wollen?

"Leider, bin ich aus dem Alter heraus, in dem man sich hinter Hecken versteckt um sich zu küssen.", kicherte er noch immer. War er wirklich schon so erwachsen, dass er mich nur zum unterhalten mit nach draußen genommen hatte?

"Ach was, ich mache so Sachen eigentlich auch nicht, ich habe nur gerade ein bisschen das Gleichgewicht verloren.", flunkerte ich um mich nicht ganz zu blamieren. Er sah aber auch so verdammt sexy aus. Und er roch so gut, ich wusste nicht was er sich da drauf gesprüht hatte, aber am liebsten hätte ich eingeatmet und nie wieder ausgeatmet nur um diesen Duft zu behalten.

Er glaubte mir nicht, so viel war sicher, trotzdem unterhielten wir uns noch über alles mögliche, was unsere Zukunftspläne waren und was für junge Pferde Braxton im Stall hatte. Bis es irgendwann so weit war und ich definitiv ins Bett musste. Doch kurz bevor ich in meinen LKW einsteigen wollte, hielt Braxton mich zurück, "hör zu, es ist nicht so, dass ich dich nicht küssen will, ich finde nur, dass betrunken hinter einer Hecke, auf einer Bierbank einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist."

Braxton. Wollte. Mich. Küssen.

Ganz langsam schienen diese Worte in meinem Gehirn anzukommen. Und ehe ich realisieren konnte, was er damit gemeint hatte, lagen seine Lippen schon auf meinen. Sein Kuss war einerseits sanft und andererseits fordernd, noch nie in meinem ganzen Leben war ich so geküsst worden. Und eins war sicher, ich wollte mehr davon. Instinktiv legte ich meine Arme um seinen Nacken, während er seine um meine Talje gelegt hatte. Er zog mich näher an sich, bis zwischen unsere Köper kein Blatt mehr gepasst hätte.

Ich taumelte ein bisschen, als Braxton mich los lies, "wir sehen uns morgen dann.", lächelte er und verschwand in seinem eigenen LKW. Leider war ich Sprachlos und ziemlich wacklig auf den Beinen, sonst hätte ich ihn nicht so einfach gehen lassen, aber vielleicht war es auch besser so, dass Cara erst gar nichts von der Sache mitbekam.

Upside DownWhere stories live. Discover now