Kapitel 3.

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Und ehe ich mich versah hatte ich nach seiner Hand gegriffen welche er nach mir ausgestreckt hatte um mir aufzuhelfen. „Wie jetzt? Du nimmst mich mit, einfach so? Ich meine du kennst mich doch gar nicht und ich dich ebenso wenig." Er entgegnete meinem Einwand bloß mit einem herzhaften Lachen „Nimm das bitte nicht persönlich, aber du wirkst mit deinen 1,60m und deiner Statur nun wirklich nicht gefährlich. Als wolltest, nein viel mehr, könntest du mir etwas anhaben. Und vor mir brauchst du nun wirklich keine Angst haben. Ich glaube eine kriminelle Schlagzeile über mich macht sich nicht allzu gut." Und ohne auf meine Antwort zu warten begann er schon davon zu laufen. Ich packte noch schnell meine Sachen zusammen und eilte ihm dann hinterher. „1,64m" nuschelte ich schließlich als ich in etwa auf seiner Höhe war. „Bitte was?" entgegnete er. „Ich bin 1,64m groß! Wenn du dich schon über mich lustig machen möchtest dann bitte richtig" erklärte ich und streckte ihm die Zunge raus. Erneut begann er so herzhaft zu lachen, dass er sich den Bauch halten musste.
Mit Florian als meinen Cityguide verging der Tag rasend schnell aber vor allem mit viel Witz und Humor. Und nachdem ich ihn einen ganzen Tag so hautnah erlebt hatte konnte ich definitiv verstehen warum sich das ganze Land um ihn riss. Wir hatten den Tag über einen straffen Zeitplan und eilten nur so von einer Sehenswürdigkeit, in den nächsten Park zu einem seiner Lieblingsorte in der Stadt ohne dabei in Stress oder Hektik zu verfallen. „Sag mal hast du eigentlich keine Angst erkannt zu werden?" wollte ich von ihm wissen als es bereits dunkel und wir auf dem Weg zu meinem Hotel waren. „Also ich meine... die Leute lassen dich doch bestimmt nicht mehr in Ruhe wenn sie dich einmal erkannt haben, oder?" „Eigentlich ist es für die Leute die hier leben normal mich hin und wieder auf der Straße zu treffen. Ich bin ja auch nicht die einzige Persönlichkeit die hier in München lebt. Auch wenn ich mich selbst nicht gerne so bezeichne, denn wie du siehst bin ich auch nicht viel anders als du oder sonst irgendwer. Ich hab zwei Hände, zwei Beine und hey, ich atmete sogar die gleiche Luft ein wie du!" Sein Schmunzeln war wirklich hinreißend. Es zog mich jedesmal aufs Neue in seinen Bann. „Meistens sind es die Touristen, die die Regeln noch nicht kennen und sich dann auf mich stürzen." Er blieb stehen, da wir vor meinem Hotel angekommen waren und sah mich herausfordernd an. Das ging also eindeutig gegen mich! Spielerisch boxte ich ihm gegen die Schulter und antwortete dann entsetzt: „Also Moment mal. Du hast mich doch belauscht und nicht mehr in Ruhe gelassen!" Mir war klar, dass er nur scherzte doch wenn er dieses Spiel spielen wollte spielte ich nur allzu gerne mit. Gespielt geschockt starrte ich ihn an und stemmte meine Hände in die Hüfte. Mein Szenario belustigte ihn, denn er verfiel sofort wieder in schallendes Gelächter. „Vergiss es, damit kriegst du mich nicht!" Seufzend atmete ich aus. Er hatte mich durchschaut und ich stimmte in sein Lachen mit ein. 
„Dankefür den tollen Tag, Florian!" sagte ich als wir uns beide wieder beruhigthatten und lächelte dabei schüchtern. Das ganze Selbstbewusstsein, das ich anden Tag gelegt hatte, war plötzlich wie durch Geisterhand verschwunden.Vermutlich weil es jetzt ums Verabschieden ging und ich wirklich nicht wusstewie ich ihm nun gegenüber treten sollte. „Du hast mich wirklich ein Stück mehrvon deiner Stadt überzeugt, und..." doch bevor ich weiter reden konnte unterbracher mich. „Na, na. Wir sind doch noch lange nicht fertig. Das für dichWichtigste hab ich dir doch noch gar nicht gezeigt." Er grinste michverschmitzt an weshalb ich den Kopf leicht schief legte. Ich verstand nicht.„Die Uni natürlich. Du wirst begeistert sein! Und die Isar haben wir auch noch nicht besucht..." Als er merkte wieskeptisch ich ihn ansah lächelte auch er schüchtern und fügte flüsternd hinzu:„Also ich würde mich freuen!" Irgendwie nahm die Situation ein zunehmendes Maßan Vertrauen an obwohl wir uns gerade mal einen halben Tag lang kannten. Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe und versuchte die Situationaufzulockern. „Du willst doch nicht wirklich tagsüber, bei Vollbetrieb, die Unibesuchen? Wo dir doch überall junge, hübsche Studentinnen auflauern könnten..."Er grinste bloß frech und schüttelte abermals den Kopf. „Ich hab dir doch schongesagt, dass bloß die Touristen die Regeln nicht verstehen. Allerdings hast duRecht; an der Uni dürften sich genug Auswärtige aufhalten und ich möchte nichtsprovozieren..." „Also?" forderte ich ihnauf weiter zu sprechen. „Also gehen wir natürlich nicht tagsüber hin." Erzwinkerte mir verschwörerisch zu. Sein Blick fixierte mich nahezu und ichkonnte quasi nichts anderes als ‚ja' sagen. Florian teilte mir mit, dass ermich morgen Mittag um 12 abholen würde und ich auch ja hunger mitzubringenhatte. Lächelnd nickte ich ihm zu und wünschte ihm eine gute Nacht, da ichimmer noch nicht wusste wie ich mich von ihm verabschieden sollte.Körperkontakt wäre nach dieser kurzen Zeit wohl unangebracht, oder etwa nicht? 
Florian nahm mir diese Entscheidung mit seiner leichten und frischen Art ab und griff, als ich mich bereits halb zum Eingang des Hotels gewandt hatte, nach meinen Händen. Seine Daumen legte er auf meine Handrücken und drückte dann sanft zu. „Gute Nacht, Leni!" Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und trotzdem ging sie mir durch und durch. Genauso schnell wie er nach meinen Händen gegriffen hatte ließ er sie auch wieder los und wandte sich ebenfalls zum Gehen um. Während ich noch immer an Ort und Stelle wie festgeklebt stand hatte er sich bereits einige Schritte entfernt, drehte sich aber plötzlich nochmal um. „Ach ja, und denk an Badesachen!"



Florian David Fitz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt