Kapitel 4.

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Oben in meinem Zimmer warf ich mich zunächst aufs Bett. Nach diesem Tag spürte ich absolut jeden Knochen meines Körpers. Die lange Fahrt, die Auseinandersetzungen am Telefon und die Stadttour mit Florian der besonderen Art. In meinem Kopf herrschte ein einziges Wirrwarr und es gab nur eine einzige Lösung dies zu bändigen: Schlaf!

Am nächsten Morgen weckten mich warme Sonnenstrahlen,die mich an der Nase kitzelten. Ich musste leicht grinsen und öffnete daraufhin verträumt die Augen. Mein erster Gedanke galt dem gestrigen Tag, aber vor allem Florian. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es gerade Mal halb 9 war. Genervt stöhnte ich auf. Hatte ich doch gestern Nacht tatsächlich vergessen die Vorhänge zuzuziehen. Seufzend schaltete ich den Fernseher ein und zappte mich durch die Programme, denn wie ich mich kannte würde ich, wenn ich einmal wach war, so schnell keinen Schlaf mehr finden. Zu meinem Pech lief nichts wirklich Spannendes im Fernsehen, weshalb ich ihn wieder ausschaltete.Ich kuschelte mich etwas tiefer in meine Bettdecke und griff stattdessen nach meinem Handy. Ich überlegte Ruben eine Kurzfassung von gestern zu schreiben,was ich erlebt und wie ich Florian kennengelernt hatte, lies es dann aber bleiben, da er mir wahrscheinlich sowieso nicht glauben würde. Niemand würde das. Stattdessen schrieb ich ihm einen kurzen Text einfach um mich zu melden,damit er sich keine Sorgen machte und mich womöglich anrief um mich mit den Problemen anderer zu konfrontieren. Für einen Moment überlegte ich wirklich ob ich Florian googeln sollte. Schließlich wusste ich rein gar nichts über ihn.Ich sah mir zwar hin und wieder einen seiner Filme an, aber als richtigen Fan,der über ihn und seine aktuellen Projekte Bescheid wusste, würde ich mich nicht bezeichnen. Schlussendlich entschied ich mich aber dagegen, da es ziemlich unfair war. Schließlich wusste er auch nicht viel mehr über mich und online war meistens ja doch nur Blödsinn und Gerüchte zu lesen. Viel lieber begab ich mich ins Badezimmer wo ich noch genug Zeit hatte um mich entspannt zu duschen und fertig zu machen.


Punkt 12 Uhr stand ich vor meinem Hotel und blickte direkt in Florians grüne Augen. Er stand auf der anderen Straßenseite lässig an einen Baum gelehnt, richtete sich aber sofort auf als er mich sah. Mit einem schüchternen ‚Hallo' und einer zarten Handbewegung überquerte ich die ruhig gelegene Straße. „Bist du bereit?" fragte Florian gut gelaunt und streckte mir seinen Arm hin damit ich mich bei ihm einhaken konnte.

„Hey Florian, da bist du ja endlich!" rief eine dunkle Männerstimme, als wir an einem Uferteil der Isar angelangt waren. Stürmisch kam der Mann auf Florian und mich zu gerannt und deutete dann mit einer höflichen Geste zu einer Gruppe Menschen. Alle etwa in Florians Alter. „Wir haben schon auf dich... ich meine euch gewartet, aber da ihr ja jetzt hier seid können wir mit dem Grillen ja beginnen!" Bitte was? Wir? Grillen? Das war so gar nicht das was ich mir unter dem heutigen Tag vorgestellt hatte! Ich spürte wie es in meinem Inneren begann zu brodeln und presste deshalb meine Lippen zu einem einzig dünnen Strich zusammen. Florian wollte ich partout nicht mehr ansehen.Wie konnte er nur denken, dass mir eine Grillparty mit seinen Freunden Spaß machen würde? Ich war nach München gekommen um für mich zu sein und um mir dieStadt anzusehen. Zwar war ich froh Florian kennengelernt zu haben der mich dabei führte, aber das war eindeutig zu viel. „...Und du bist?" Die dunkle Stimme, des Mannes der immer noch direkt vor uns stand riss mich aus meinen Gedanken. „Äh, was?" platzte ich ziemlich unhöflich heraus und wäre ich nicht so wütend gewesen wäre ich jetzt garantiert rot geworden.Meinen Blick den ich unbemerkt auf den Boden geheftet hatte erhob ich und blickte den Mann vor uns zum ersten Mal richtig an. Er hatte ebenfalls in Florians Alter, hatte braune Haare, sowie dunkle Augen und war auch ein wenig kleiner als Florian. Was aber nicht bedeutete, dass er weniger attraktiv war.Stop! Was? Ich schüttelte kaum merklich den Kopf um diesen Gedanken schnell wieder zu verwerfen. Erstens wollte ich von diesen Leuten eigentlich gar nichts wissen und zweitens war er viel zu alt um ihn attraktiv zu finden. Störte es mich ja sonst auch wenn Jennie sich wieder einen gesucht hatte der beinahe ihr Vater hätte sein können. Und drittens: Was bedeutete bitteschön weniger attraktiv? Verglich mein Hirn diesen Mann gerade wirklich mit Florian? Die letzten paar Stunden verwirrten und vernebelten meinen Kopf einfach zu sehr...ja, das musste es sein. Aus meinen Gedanken erwacht bemerkte ich, dass der Kerl lachte. Über mich? „Ich hatte mich bloß vorgestellt, aber du scheinst mit deinen Gedanken ja ganz woanders zu sein. Ich bin Joris" erwiderte er nachdem sein Lachen verklungen war. „Leni" murmelte ich kleinlaut, denn allmählich verwandelte sich die ganze Wut in Scham. ? Ich war mir sicher Florian meinte es nur gut mit dem was er tat, dennoch fühlte ich mich so unglaublich überrumpelt. „Also wie gesagt, da ihr ja nun da seid können wir anfangen zu grillen. Kommt!" Joris ging bereits wieder zu den anderen zurück und deutete uns mit einem Winken ihm zu folgen. Als ich mich das erste Mal nach einer gefühlten Ewigkeit wieder traute in Florians Gesicht zu schauen fühlte ich mich unglaublich schlecht. Er war ganz blass und sein Gesicht war zu einer angespannten Grimasse verzogen. Ich öffnete gerade den Mund um mich zu entschuldigen als er mich bereits unterbrach. „Ich... also tut mir Leid!"Unsicher blickte er auf mich herab und kaute, vermutlich unbemerkt, auf seiner Unterlippe so wie ich es immer tat wenn ich nachdenklich war. „Warte, dir?"Verwirrt blickte ich in seine schönen, schönen?! Augen als er bereits fortfuhr.„Ja, das war wohl ne totale scheiß Idee von mir. Ich hätte dich wenigstens vorwarnen oder dich noch besser fragen sollen ob das für dich ok ist. Aber ich dachte mir; wie kann ich dich besser von dieser Stadt überzeugen als wenn du schon ein paar Leute kennst? Aberich hab dir sofort angemerkt, dass dir das alles zu viel ist. Deine Körperspannung hat sich sofort verändert und... also wenn du willst können wir auch jetzt gleich wieder gehen."


Florian David Fitz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt