Nach einigen Shots und zwei weiteren Longdrinks betraten Julia, Rubi, ihre Arbeitskollegin, und ich die Tanzfläche und erneut erschauderte ich leicht als es sich wie damals anfühlte. Doch mittlerweile hatte der Alkohol mein Hirn leicht vernebelt wodurch sich auch dieser Gedanke leicht verdrängen ließ. Wir tanzten ausgelassen und hatten unseren Spaß als plötzlich auch Joris zu uns stieß. Julia musterte ihn mit argwöhnischem Blick und begann dann zu lachen als er seine Hände an ihre Taille legte und begann zu tanzen. Über die Musik hinweg konnte ich einzelne Worte von Julia vernehmen die mir zu verstehen gaben, dass Joris eigentlich eher nicht der Tänzer war. Wir bewegten uns noch einige Lieder zur Musik bevor ich mich kurz entschuldigte und zur Toilette lief. Ich begegnete meinen, schon leicht glasig gewordenen, Augen im Spiegel und spürte den Alkohol plötzlich in mir aufsteigen. Ich sollte wirklich langsam machen, dachte ich mir. Ansonsten konnte ich das Frühstück morgen definitiv vergessen. Ich spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht und war erleichtert wie wohltuend dieses sich auf meiner Haut anfühlte. Kurz lehnte ich mich noch an das Waschbecken, kramte mein Handy aus der Tasche und öffnete die Nachricht die Ruben mir geschickt hatte. 'Und, alles okay soweit?' Natürlich hatte ich ihm erzählt, dass ich zu Julias Geburtstag eingeladen war und auch davon, dass Florian eventuell auch da sein würde. 'Ja alles gut. Er ist nicht da und kommt auch nicht mehr 😘.' Ich steckte mein Handy zurück in die Tasche und begab mich zurück zur Tanzfläche, aber noch als ich um die Ecke lief blieb mir beinahe der Atem stehen. Als würde ich das Gleichgewicht verlieren stützte ich mich an der Wand seitlich von mir ab und spürte wie meine Atmung flach und stoßweise hervor trat. Nein, nein, nein...Wieso zur Hölle ist er...? Noch hatte mich keiner von ihnen wieder bemerkt. Stattdessen hatte er Julia im Arm und gratulierte ihr. Rubi und Joris standen daneben und tranken unbeeindruckt einen Shot. Auch sonst schien es keinen zu interessieren ob er da war oder nicht. Keinen, abgesehen von mir. Der Alkohol, den ich eben noch deutlich gespürt hatte, schien urplötzlich aus meinem Blut verschwunden zu sein. Übrig blieb nur das Rauschen in meinem Kopf. Kurz sah ich mich um und überlegte ob ich irgendwo, durch einen anderen Ausgang verschwinden konnte. Doch schnell merkte ich, dass dieser Gedanke zwecklos war. Erstens gab es keinen anderen Ausgang, außer dem Notausgang und darauf wollte ich es nicht wirklich anlegen, und zweitens würde ich mich früher oder später mit ihm auseinander setzen müssen. Wieso dann nicht jetzt? Vielleicht machte mich der Alkohol ja doch etwas mutiger. Aber wie sollte ich ihm gegenüber treten? Während ich nachdachte hatte ich ihn und Julia weiterhin im Blick und ich erkannte aus der Ferne wie sie sich suchend umblickte. Sofort war mir klar, dass sie nach mir Ausschau hielt. Ich ging mit wackligen Schritten also näher auf sie zu und merkte schnell wie ihr die Sorge im Gesicht stand. Sie hatte genauso Angst vor diesem Zusammentreffen wie ich selbst. Allerdings war heute ihr Geburtstag und sie sollte sich auf keinen Fall mit meinen Problem auseinander setzen müssen. Ich riss mich also zusammen, auch wenn mir schleierhaft war woher ich die Kraft auf einmal nahm, hob den Kopf und lief selbstbewusst zu den Vieren hinüber. Joris und Julia sahen mich mit großen Augen an, während Rubi nur verwirrt zwischen uns hin und her blickte. ER stand mit dem Rücken zu mir stand, aber ich konnte an seiner Haltung erkennen, dass auch er bemerkte hatte, dass sich die Situation geändert hatte. Wie in Zeitlupe drehte er sich um und sah mir direkt in die Augen. Kurz atmete ich gepresst ein und hielt die Luft für einen Moment an. Überwältigt von seinem Blick, seiner Ausstrahlung und seiner Haltung mir gegenüber. Auch wenn sein Gesicht ausdruckslos schien spürte ich, dass da mehr dahinter lag.
Schnell schüttelte ich den Kopf, weil er mich schon wieder, ohne ein einziges Wort zu sagen, um den Finger gewickelt hatte. Und wie durch ein Wunder nahm ich plötzlich meine Stimme, die selbstbewusster klang als ich mich fühlte, wahr. „Hallo Florian."
Hilfesuchend drehte er sich zu Joris um, welcher abwehrend die Hände in die Luft hob und den Kopf schüttelte. Als gäbe er ihm damit zu verstehen, dass er da allein durch musste. Julia entfernte sich ein paar Schritte von uns und zog die anderen beiden mit sich und als Florian meinem Blick erneut begegnete konnte ich deutlich sehen wie er heftig schluckte. „Trinkst du was mit mir?" fragte er beinahe tonlos und deutete mit dem Kopf zur Bar. Ich nickte bloß und setzte mich dort auf einen der Barhocker während er neben mir stehen blieb. So nah, dass wir uns fast berührten. Aber eben nur fast. Er bestellte uns beiden einen Longdrink und schob stumm eines der Gläser zu mir herüber bevor er einen großen Schluck davon trank. Ich nippte ebenfalls kurz daran und fragte mich ob noch mehr Alkohol wirklich sinnvoll war auch wenn ich diesen momentan nicht mehr spürte. Florian starrte in sein Glas während ich ihn schüchtern von der Seite musterte und mich nach der Zeit sehnte als wir locker und ausgelassen miteinander umgehen konnten. Er schien meinen Blick zu bemerken, denn plötzlich wand er sich mir entgegen und blickte mir erneut direkt in die Augen. Die Spannung war da. Ich spürte sie. Sie war so deutlich wie damals. Das Kribbeln in meinem Bauch wuchs und kurz dachte ich an die schönen Momente die ich mit ihm verbracht hatte. Aber nur kurz, denn offensichtlich war ich die einzige die dieses Gefühl spürte. Immer spüren würde, wenn ich ihn ansah. Beschämt senkte ich den Kopf. „Du wohnst also jetzt hier?" ertönte plötzlich seine Stimme und schnitt förmlich durch die Stille die zwischen uns herrschte obwohl es im Club furchtbar laut war. Stumm nickte ich und versuchte ihm erneut ins Gesicht zu blicken, aber es ging nicht. So selbstbewusst ich mich vorhin noch gefühlt hatte so unsicher fühlte ich mich jetzt. Ich wollte weg. So weit weg wie möglich. Raus aus diesem Albtraum. Wie konnte er versuchen Smalltalk zu führen nach allem was passiert war? Als er merkte, dass ich nicht vor hatte zu antworten redete er einfach weiter. „Das freut mich für dich, wirklich. Auch wenn du damals nicht allzu sehr begeistert von München gewesen bist..." Und an diesem Moment schaltete mein Gehirn aus. Meine Kehle zog sich zusammen und ich ballte meine Hände zu Fäusten um das Zittern das sich über meinen Körper legte zu unterdrücken. Nicht begeistert gewesen? Wie konnte er bloß so kalt sein? Schon wieder? Ja, ich war München gegenüber abgeneigt gewesen doch er hatte all das fort genommen und die Zeit hier, in dieser Stadt, zu einer der Schönsten gemacht die ich je erlebt hatte. Hatte er das nicht bemerkt? Mit verzweifeltem Blick sah ich ihn an und schüttelte sprachlos den Kopf. „Ich kann das nicht!" brachte ich schließlich heiser hervor und spürte im nächsten Augenblick wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Ich machte auf dem Absatz kehrt und eilte vorbei an Julia in Richtung Ausgang. Kurz griff sie nach meiner Hand, drückte sie, sah mich mitleidig an und ließ mich dann wieder los, sodass ich hinaus in die kühle Nacht eilen konnte.
Und diesmal war ich es die floh. Die einfach abhaute.Erst als ich mich bereits ein paar Meter vom Eingang des Clubs entfernt hatte verlangsamte ich mein Tempo bis ich schließlich stehen blieb. Gebeugt und die Hände auf den Oberschenkeln abgestützt schnappte ich heftig nach Luft. Als hätte ich die ganze Zeit über, die ich mit ihm im Club verbracht hatte, nicht geatmet. Und schon wieder befand ich mich an der gleichen Stelle wie noch im Frühjahr. Während ich damit beschäftigt gewesen meine Atmung zu kontrollieren, hatte ich gar nicht bemerkt wie mir jemand gefolgt war, denn als ich eine Hand an meinem linken Schulterblatt spürte erschrak ich mich. Ich hatte schon mit Joris gerechnet, da sich der Abend quasi eins zu eins wiederholte, doch als mich die Hand zu sich herum drehte sah ich diesmal in Florians Augen. Einen kurzen Augenblick war ich wie gelähmt bevor ich seine Hand panisch von mir wegschlug. Erneut kämpfte ich mit den Tränen. „WAS?" schrie ich ihn an. "Was bitte willst du von mir?" Und noch während ich das letzte Wort aussprach spürte ich wie sich die erste Träne einen Weg über meine Wange bahnte. Schluchzend drückte ich mir die Hand vor den Mund. Enttäuscht und geschockt von mir selbst, weil ich mich ihm gegenüber nie wieder so verletzlich zeigen wollte. Weil ich ihm nie mehr zeigen wollte welche Macht er über mich hatte. Verzweifelt griff er sich in die Haare und blickte sich hilfesuchend um. Als könnte ihm irgendjemand den Arsch retten. „Scheiße Leni, ich... fxck. Es tut mir so Leid. Ich wollte dich damals nicht einfach so stehen lassen. Ich wills dir erklären, okay? Bitte..." Zaghaft streckte er ganz langsam seine Hand nach mir aus doch ich wich augenblicklich zurück. „Jetzt?!" meinte ich mit tränenerstickter Stimme. Kurz sammelte ich mich bevor ich dann weiter sprach. „Weißt du jetzt kommt ganz schön spät..." mittlerweile war meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Ich spürte regelrecht wie mich alle Kraft verließ. „Du warst einfach weg. Verschwunden. Du hast dich nicht mal erkundigt ob ich gut nach Hause gekommen bin. Du hast mich einfach... Weißt du, mir ist bewusst, dass das zwischen uns nie was geworden wäre. Nicht auf Dauer. Dass das alles für dich nie das Gleiche war wie für mich und auch nie sein wird. Aber, dass du so ein Arschlxch sein kannst hätte ich dir nie zugetraut. Herzlichen Glückwunsch, ich verstehe warum du so erfolgreich bist mit dem was du machst." Während ich sprach kam er mir zögerlich immer wieder einen Schritt näher. So nah, dass er mittlerweile nur noch einige Zentimeter von mir entfernt war. Doch diesmal wich ich nicht zurück. Reglos blieb ich an Ort und Stelle stehen. „Du hast dich nicht mal von mir verabschiedet. Anstatt dir stand da Julia am Gleis..." fügte ich beinahe tonlos hinzu. Und als wäre das seine Erlaubnis gewesen legte er seine kühlen Finger an meine Wangen, zwang mich in sein gequältes Gesicht zu sehen und presste dann seine Lippen hart und voller Begierde auf meine.
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Florian David Fitz FF
Fanfiction„Die Welt scheint ja wirklich unter zu gehen wenn du nicht da bist." Was zur...?! In einer gefährlich langsamen Bewegung drehte ich mein Gesicht nach rechts um dort in ein verschmitztes Grinsen zu blicken. Ich schluckte, verzog das Gesicht und hob d...