1. Die perfekte Nacht, für den perfekten Raub!

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Nun verfolge ich diesen dummen Edelmann schon eine ganze Weile.
So erhaben wie er auf seinem hohen, weißen Ross saß, schrie er geradezu danach ausgeraubt zu werden.

Ich sah ihm von der gegenüberliegenden Hausecke 'zum tänzelnden Pony', einer eher kleineren, aber sehr bekannten Wirtschaft, zu, wie er sein Pferd an einen der Stallburschen des Wirtes übergab, und ihm gleichzeitig 2 Münzen in die Hand drückte.

Ich lächelte und rieb mir in reiner Vorfreude meine Hände aneinander.
>>Nicht mehr lange und seine ganzen Habseligkeiten wandern in meine gähnend Leeren Taschen<<

Der Mann ging zu der Eingangstür, jedoch betrat er das Wirtshaus nicht sofort, denn zuerst drehte er sich nochmals um, und blickte forschend um sich.

Als seine Augen auf mir lagen, tat ich so, als wäre ich eine gewöhnliche Landstreicherin, auf der Durchreise, die gerade ihr letztes bisschen Geld zusammenkratzte, um zu schauen ob es für ein warmes Essen reichte.

Naja, wie es eben in Bree und Umgebung für gewöhnlich war.

Schließlich wendete er seinen Blick ab, und trat in die heimelige Gaststube ein.

Ich atmete erleichtert aus.

Dann sah ich nach oben gen Himmel und wartete.
Worauf?
Naja, wie soll ich es jetzt sagen.
Mein Haustier?
Okay, vielleicht war Haustier nicht das richtige Wort.
Azar fand es überhaupt nicht in Ordnung so bezeichnet zu werden, aber eine andere Beschreibung fiel mir nicht ein, deshalb beließ ich es immer dabei.

Ein kleiner Schatten begann sich von dem trüben bzw. abendlichen Himmel abzuheben.
Etwas flog in einem gemächlichem Tempo auf mich zu.

Ich streckte meinen Arm zur Seite und kaum einen Augenblick später landete eine schwarze Eule auf meinem Arm, die mich sofort zu mustern begann.

"Starr mich nicht so an" murmelte ich zu dem mittelgroßen Federbündel, während ich mich gleichzeitig umdrehte und mit dem Schatten in der Gasse verschmolz.

Einige wenige Stunden später

Die Sonne hatte sich nun schon längst zum Horizont hinabgeneigt.
Nun erfüllten die warmen Flammen der wenigen Fackeln die kleine Stadt, ebenso wie der schwachleuchtende Mond und tauchten alles in ein düsteres Szenario.

>>Die perfekte Nacht für einen perfekten Raub.<<
Ich grinste.
Sollte meine Arbeit diese Nacht erfolgreich sein, könnte ich mich für die nächsten paar Tage mal nach einer größeren Herausforderung umhören, denn schließlich stahl ich gerne und ich war nicht schlecht darin.
Ich habe halt einfach meine Vorliebe zum Beruf gemacht.
Und um ehrlich zu sein, hielt ich mich ja für die beste Diebin in der Umgebung, aber das war wieder mal das Ego, das aus mir heraussprach.
Wie auch immer.

Azar war vor wenigen Minuten zum tänzelnden Pony losgeflogen, um herauszufinden wie es mit meiner Beute stand.
Schließlich musste ich ja darauf achten, das ich keinen Gewürzhändler ausraubte.
Deren ihr zusammengepanschten Würzmittel hatten meistens sowieso keinen Wert, den ich für mich als wertvoll nutzen konnte.

Meine blauen Augen begannen die Fenster der Gaststätte zu fixieren.
In meinem Kopf entstand bereits ein Plan wie ich vorgehen würde.
Zuerst müssten des Edelmannes Schätze dran glauben und dann sein tolles Reittier.
Sollte er doch sehen wie er zu Fuß so voran kommt.

Plötzlich konnte ich einen lauten Eulenruf hören.
Also war die Luft rein.
Ich rannte mit meinen hohen Lederstiefeln durch den Dreck zum Hintereingang der Wirtschaft.
Mit einem leichten Tritt gegen das morsche Holz klappte die Türe wie von selbst auf.
Flügelschlagen gaben mir das Zeichen, dass Azar ebenfalls zu mir gestoßen war.
Mit einem flüchtigen Seufzer zog ich dann meinen kleinen Dolch und wanderte die kleine Treppen nach oben.
Azars Bestätigung nach, befand sich der Mann im oberen Stockwerk, am Ende des Ganges ganz rechts.
Ich erreichte die oberste Holzdiele.
Das silbrige Licht des Mondes schien in den schmalen Gang.
Langsam, ganz langsam näherte ich mich der Türe, dabei versuchte ich, nicht auf die morschen Dielen zu treten, die wiederum ein grässliches Quietschen von sich gaben.
Nach unzähligen Schweißausbrüchen, war ich dann endlich an meinem Ziel angelangt.

Mit größtmöglicher Vorsicht drückte ich die kalte Metallklinke nach unten.
Langsam entwich meinen Lungenflügeln der angehaltene Atem.
Ich drückte die Türe auf, welche überraschenderweise überhaupt keinen Laut von sich gab.
Ich machte einen Schritt in das Zimmer.
Kaum eine Sekunde später stand ich vor dem klapprigem Holzgestell, das man Bett nannte, indem eine schlafende Person lag.
Ich beugte mich über sie und sah auf das Gesicht.
Eindeutig der Mann, den ich suche.
Noch schlief er tief und fest.
Langsam kniete ich mich zu seinen Sachen auf dem Nachtkästchen daneben, und durchwühlte seine Habseligkeiten.
Schlussendlich fand ich einen Sack voller Geldmünzen und einen Dolch.
Als ich mich von meinen Knien erhob und mich schon über meinen Erfolg freuen wollte, vernahm ich ein tiefes Rumoren.
Mit großen Augen drehte ich mich zu meinem Opfer.
Als ich aber bemerkte, dass dieser noch schlief atmete ich erleichtert auf.
Jedoch viel mir sogleich das bläulich leuchtende Amulett auf, das sich um dessen Hals befand.
Mein Herz begann zu rasen.
So etwas schönes hatte ich in meinem Leben nicht gesehen.

Ich fasste nach dem Stein und rieb darüber

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Ich fasste nach dem Stein und rieb darüber.
Und wie eine Elster begehrte ich sofort diesen kleinen Schatz.
Gerade wollte ich das Band durchschneiden, um den filigranen Anhänger an mich zu nehmen, doch wie es schien bestand die Kette doch aus einem massiven Metall.
Wohl oder übel musste ich sie dem Mann über den Kopf ziehen.
Kein Problem für mich.
Meine langgliedrigen Finger fassten das Metall und zogen es über den Kopf, jedoch hielt ich kurz vor Schluss inne.
Bei meiner Aktion, war das etwas längere Haar des Mannes zurückgerutscht und gaben mir freie Sicht auf seine Ohren, die verdammt Spitz waren.

>>Oh ... Verdammt<<

Vor mir lag ein waschechter Elb.
Meine Finger begannen zu zittern.

Das letzte Mal, als ich einen Elben bestohlen hatte, hatte ich zwei gebrochene Rippen danach, und eben kein neues Schwert.

Aber jetzt konnte ich meine neue Kette doch nicht einfach hier lassen.
Also fällte ich eine Entscheidung.

Ich zog die Kette über den schmalen Kopf, nahm sie in meine Hand und ließ sie in meiner Tasche sinken.
Dann huschte ich zu der Tür, vor welcher Azar sofort zu mir auf den Arm flog.

Schließlich blickte ich mich ein letztes Mal um, bevor ich mich mit einem euphorischen bzw. schlechten Gefühl wegdrehte und zum Stall lief, dort schnappte ich mir das Reittier des Elben und verschwand mit Azar in der Nacht.

Middle Earth... I Am Coming For You!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt