🌩 01: hate at first sight

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Um allen hier klarzumachen, dass Miles wirklich gestört war, sollte ich wohl unsere erste Begegnung erwähnen. Das Ganze begann nämlich schon im Kindergarten.

,,Hey Casey! Guck mal! Ich hab' einen neuen Freund!", strahlte mein Bruder Logan und zog einen Jungen mit kurzen, schwarzen Locken hinter sich her.

Klasse, er hatte am ersten Tag schon Freunde gefunden. Ich hingegen saß auf der Schaukel und sah den anderen Kindern hinterher, anstatt Freundschaften zu knüpfen.

,,Das ist Miles!", grinste er überglücklich und zeigte eine Zahnlücke.

Ich sah ihn nur stumm an und ließ meinen Blick über den Neuen gleiten.

Der Junge legte den Kopf schief und sah mich musternd an. ,,Du bist komisch."

Ich musterte ihn ebenfalls und streckte ihm dann die Zunge raus.

Er nahm seinen Kaugummi aus dem Mund und drückte ihn mir auf die Haare, wofür ich ihn ziemlich heftig kratzte.

,,Ich mag die nich'!", machte er Logan lautstark klar, ehe er wegtrampelte.

Tja, einen Tag danach schnitt er mir die Zöpfe ab und ich leerte Fingerfarbe in seinen Rucksack. So begann das Ganze.

In der Grundschule standen wir fast in jeder Stunde vor der Tür, in der Highschool mussten wir mindestens dreimal in der Woche zum Rektor und hatten jede Woche Nachsitzen. Auch unsere Eltern waren Dauergäste beim Direktor. Die Sache wurde uns aber nie zu blöd und so kam es, dass dieses ganze Theater nun schon dreizehn Jahre dauerte.

Einmal, in der Grundschule, da hatten Miles und ich uns geprügelt. Am nächsten Tag hatte er eine aufgeplatzte Lippe und ich ein blaues Auge. Er schreckte vor nichts zurück und so kam es, dass er auch mal mein Lieblingsstofftier zerschnitt. Ich zerlegte dafür eine seiner Actionfiguren und vergrub die einzelnen Teile irgendwo unter der Erde. Bis heute hat er sie nicht wieder gefunden, außer dem linken Arm, den sein Hund ausgegraben hatte.

Wir ließen keine Gelegenheit aus, um uns zu tyrannisieren.

Im Kindergarten hatten wir uns jeweils die Hand gebrochen, da wir uns gegenseitig von der Rutsche schubsten.

In der zweiten Klasse trug ich ganz stolz das wunderschöne meeresblaue Kleid mit den Glitzersteinen am Saum, das meine Mom mir gekauft hatte. An dem Tag war Fototag. Miles trug eine Krawatte, ein weißes Hemd und eine Jeans. Der Tag endete damit, dass ich in einem zerfetzten, bekleckerten Kleid auf den Fotos zu sehen war und Miles' Hemd sich in ein Tanktop verwandelt hatte. Die Krawatte hatte ich einfach abgeschnitten.

Als ich dann ungefähr mit zehn Jahren mit dem Skaten anfing, verstauchte ich mir das Handgelenk, da er an meinem Board rumgeschraubt hatte. Am nächsten Tag sah ich ihm mit voller Genugtuung dabei zu, wie er sich mit seinem BMX auf den Boden legte. Tja, auch ich konnte mit einem Schraubenzieher umgehen. Er hatte dafür ein zerschrammtes Gesicht und musste am Knie genäht werden.

Aber jedes, wirklich jedes Mal, fing er damit an. Ich machte weiter, klar. Aber er startete das Ganze. Als wir dann in die Middle School gingen, war es genauso. Nachsitzen. Zusätzliche Aufgaben. Strafarbeiten. Beim Rektor sitzen.

In der Highschool wollte ich nurnoch meine Ruhe, aber er gönnte mir die natürlich nicht und ich ihm somit auch nicht. Ich war Casey Lerman, wer sich mit mir anlegte, der hatte sich einen Feind fürs Leben gemacht.

Naja gut. Ich geb's ja zu. Der letzte Satz war übertrieben, aber ich wollte ihm die Genugtuung nicht gönnen, dass ich aufgab. Wahrscheinlich würde ich auch noch das Glück haben, dass diese ganze Tyrannei auch noch im College so weiter ging, denn, soviel ich wusste wollte auch er ans gleiche College wie ich. Ich hatte schon überlegt, mir ein anderes College zu suchen, sah aber nicht ein, meine Zukunft nach ihm auszurichten.

So. Für's Erste dürftet ihr wissen, was für ein Arsch Miles ist. Also erzähle ich mal unsere Geschichte weiter.

[628 Wörter]

Wenn aus Hass Liebe wird 》 MILES TELLERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt