O8. Dezember - Ihr Wunsch

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08. Dezember - noch 16 mal ein Türchen öffnen *-*

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♡~ IHR WUNSCH

"Nein, nein, die Engelsgeschichte!", rief die kleine Hailey und klatschte dabei aufgeregt in ihre winzigen Hände.

Ihr dreizehn Jahre älterer Bruder Carter runzelte grinsend die Stirn und sah sie fragend an, als er sich zu ihr auf die Kante ihres Holzbettes setzte.

"Schon wieder?"

"Ja, ja, ja!" Hailey kicherte und nickte eifrig, lachte das liebliche Lachen eines vierjährigen Kleinkinds.

"Aber die lese ich dir jetzt schon seit einem Monat vor, willst du nicht mal eine andere Geschichte hören?"

Sich ihrer Entscheidung sicher, schüttelte das kleine Mädchen mit strahlend blauen Augen ihren blonden Lockenkopf, enthüllte dann zwei blitzend weiße Reihen kleiner Zähne.

Ihr Bruder schüttelte amüsiert seinen Kopf, schlug dennoch sein Buch auf, um zum 23. Mal die Geschichte des schönen Engels vorzulesen. Hailey liebte diese Geschichte, sie konnte einfach nicht genug davon bekommen, sie könnte sie sich auf Ewig anhören, ohne, dass es ihr langweilig werden würde.

Hailey legte sich mit ihrem blonden Kopf auf das große, weiche Kissen, vergrub ihren kleinen Körper unter der warmen Bettdecke und zog sie sich bis zum Kinn, in freudiger Erwartung auf ihre Lieblingsgeschichte.

Carter seufzte kurz auf, ihn machte diese Geschichte ein klein wenig traurig und langsam war er es wirklich Leid sie seiner kleinen Schwester vorzulesen, nicht, weil er dies nicht gern tat, aber weil er eigentlich zurzeit weder Lust noch den freien Kopf dafür hatte. Es machte ihm ein schlechtes Gewissen, dass er hier oben friedlich saß, und seine Mutter alleine unterwegs in dieser Kälte war. Sie hatte ihm gesagt, er sollte bei Hailey bleiben, dass sie schon klar kommen würde, und dass es ihr gut ginge.

Vielleicht schaffte sie es Hailey mit diesen Lügen zu täuschen, doch er durchschaute seine viel zu organisierte Mutter. Im Gegensatz zu Hailey, die noch zu klein und unbekümmert war, um solches zu bemerken, konnte er das Leid seiner Mutter in ihren dunklen, blauen Augen sehen, die beide Kinder von ihr geerbt hatten, und im Gegensatz zu Hailey hörte er es, wenn seine Mutter bis spät in die Nacht wach lag und sich schluchzend mit ihrem gebrochenem Herzen in den Schlaf weinte, um dann am nächsten Tag eine starke, unabhängige, verlassene Frau für ihre wundervollen Kinder zu spielen.

Es machte ihn unendlich traurig, er versuchte jeden Tag auf's Neue seiner Mutter zu helfen, er versuchte ihr den Schmerz über den Verlust ihres Mannes, der vor einigen Jahren einfach gegangen war, zu nehmen, er versuchte immer wieder für seine zwei wundervollen Frauen da zu sein.

Doch seine Mutter wollte das alleine schaffen, denn sie wollte für ihre Kinder da sein. Sie wollte ihnen ein schönes Leben ermöglichen, einen unvergesslichen heiligen Abend, der in weniger als 24 Stunden erreicht war. Deswegen war sie auch wieder einmal nicht zu Hause, hetzte ganz wahrscheinlich durch die dunklen, befahrene Straßen New Yorks, suchte angestrengt nach tollen Geschenken für ihre beiden Lieblinge.

Carter fand das schwachsinnig, er wollte keine materiellen Dinge. Alles was er morgen Abend wollte, waren seine wunderschönen Frauen des Hauses, eine heiße Schokolade und ein kitschiger Weihnachtsfilm im Fernsehen. Er brauchte keine Geschenke, doch seine Mutter akzeptierte dies nicht. Sie war einfach zu liebevoll.

Und Hailey? Lächelnd sah er zu seiner kleinen, grinsenden Schwester herunter. Obwohl sie doch tatsächlich erst 4 Jahre alt war, teilte sie Carters Ansicht. Sie wollte nichts geschenkt bekommen, nein, sie wollte schenken. Vor allem ihrer Mutter, denn sie bemerkte sehr wohl, wie traurig ihre schöne Mutter war und sie musste einfach ein perfektes Geschenk finden. Nur leider war morgen bereits die Bescherung und beide Kinder hatten weder Geschenk, noch eine Idee.

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