2. Kapitel

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2.Kapitel

Sonntag 01.Dezember

Schon um neun Uhr wachte ich auf. Ich kuschelte noch ein paar Minuten im Bett, zog meine blau strichlierte Decke über den Kopf und genoss die angenehme Wärme. Das Gefühl endete jedoch, als mein Handy vibrierte. Ich setzte mich aufrecht hin, nahm das Handy und las die Nachricht. Sie war von Chris, meinem Freund. Er wünschte mir einen schönen ersten Advent. Ich antwortete ihm mit einer kurzen Nachricht und einem <3 zum Schluss.

Ich kannte Chris seit drei Jahren. Er war der beste Freund meiner besten Freundin, Sara. Ohne sie hätte ich ihn wahrscheinlich nie kennengelernt. Wir hatten einander auf einer Party von ein paar Studienkollegen kennengelernt und Sara hatte Chris mitgenommen. Seitdem waren wir zu dritt öfters ausgegangen und vor eineinhalb Jahren kamen wir zusammen. Keine aufregende Geschichte, aber eine schöne.

Ich kroch aus dem Bett und streichelte mein schlafendes Kaninchen am Kopf. Eine Träne rollte mir die Wange hinunter, als ich an Fluffy denken musste. Zwei Tage sind nicht genug, um sich auszuweinen. Doch ich musste stark sein. Für Schneeball, die jetzt ohne Bruder weiterleben musste. Ich wischte die Träne weg und ging ins Badezimmer. Eine heiße Dusche war genau das, was ich brauchte. Ich stand ein paar Minuten unter der Dusche und ließ das warme Wasser über meinen nackten Körper hinunterfließen. Dabei summte ich wieder die Melodie von „Can't Help Falling In Love".

Das Gespräch mit dem Schmuckverkäufer ging mir nicht aus dem Kopf. Der schöne Ring bekam zwei Augen und einen Mund und sagte ‚Kauf mich, Klara! Kauf mich!' Ich schüttelte den Kopf und wusch mich schnell, als ob das diese blöden Gedanken wegspülen würde.

Mit einem Handtuchturban auf dem Kopf und einem Handtuch um den Körper ging ich ins Zimmer zurück und zog mir meinen roten Weihnachtspyjama an. Schneeball war mittlerweile auf und gähnte vor sich hin. Mit einem Lächeln ging ich in die Küche, um mir Frühstück zu machen.

An Sonntagen gönnte ich mir ein ausgiebiges Frühstück. Heute hatte ich Lust auf Palatschinken mit Marillenmarmelade, also bereitete ich den Teig zu und ließ ihn ein paar Minuten rasten, bevor ich mir die Haare föhnte. Die geheime Zutat war Mineralwasser!

Aus dem Schrank nahm ich das Kaninchenfutter und leerte es in eine Schüssel. Vom Kühlschrank nahm ich eine Karotte, ein paar Salatblätter und ging ins Wohnzimmer und stellte das Ganze in Schneeballs Bereich.

Der Adventskranz verweilte auf einem niedrigen Bücherregal. Links davon stand eine weiße Miniversion der David-Statue und rechts davon waren einige Reclame-Ausgaben aufeinandergestapelt. Das Gelb der kleinen Bücher stach immer ins Auge.

Der Kranz war wunderschön. Ich zündete die blaue Kerze an und sah zu, wie die erste Kerze ganz langsam zu schmelzen begann.

In der Küche angekommen, fing ich mit den Palatschinken an. Dann nahm ich Marillenmarmelade und Staubzucker, setzte mich an meinen kleinen Tisch und begann mein Sonntagsfrühstück zu genießen. Mein Handy vibrierte wieder. Dieses Mal war die Nachricht von meiner Mama. Sie fragte mich, ob ich heute was vorhatte, weil sie mit Tante Maria spazieren gehen wollte. Ich dachte wieder an den Schmuckstand am Christkindlmarkt und antwortete, dass sie heute leider auf meine Anwesenheit verzichten mussten, weil ich dringende Weihnachtsvorbereitungen treffen musste. Und weil ich einfach eine Ablenkung brauchte, was ich ihr aber nicht erzählen wollte.

Nach dem Frühstück räumte ich die Sachen weg, wischte den Tisch ab und ging in mein Zimmer zurück. Eigentlich mein einziges Zimmer, da ich in einer Ein-Zimmer-Wohnung wohnte. Mehr konnte ich mir als Studentin mit einem Teilzeitjob nicht leisten. Ich zog meine mintfarbenen Jeans, ein dunkelrotes, langärmeliges T-Shirt und darüber meinen milchweißen Pulli an. In meiner Schmuckbox suchte ich nach meiner Lieblingskette und schmückte meine Finger noch mit ein paar Ringen. Ich sah mich in meinem bodenlangen Spiegel an. Das perfekte Outfit, um in Weihnachtsstimmung zu kommen. Bevor ich zur Tür ging, blies ich die Adventskerze aus. Ich zog mir meine schwarzen Boots, meinen schwarzen Mantel, und wie gewöhnlich meine Mütze, Handschuhe und meinen Schal an und machte mich auf den Weg zum Weihnachtsmarkt.

Falling Snow - Ironie des Schicksals | LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt