Kapitel 9

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,,Na, wo sind deine Beschützer jetzt?"

Ich sehe in seine eisblauen Augen. Mein Körper beginnt zu zittern. Trotz der Kälte bilden sich auf meiner Haut kleine Schweißtropfen.

Mein Herzschlag setzt kurz aus, um doppelt so schnell weiterzuschlagen.

Ich bin wie versteinert.

Der Vampir hat ein bleiches Gesicht. Kalte, blaue Augen, die tief in den Höhlen liegen, eine krumme Nase, die scheinbar schon mehr, als einmal gebrochen wurde, und einen großen, blutroten Mund, in dem sich spitze, gelbe Zähne befinden. Sein Gesicht ist, anders wie das der anderen Vampire, nicht blutverschmiert, was ihn aber nicht weniger beängstigend aussehen lässt.

Ich will etwas sagen, aber meine Stimme versagt. Der Boden unter meinen Füßen scheint zu beben. Ich reiße mich zusammen, beiße mir auf die Lippe. Auf einmal schießen mir viele Bilder in den Kopf, Bilder von meiner Mutter.

Ob Sie auch von Vampiren angegriffen wurde?

Ich habe meine Mom schon oft in meinen Träumen sterben sehen. Hatte zugeschaut, wie sie mit dem Auto gegen einen Baum fuhr, wie sie verblutete, wie sie schmerzlos starb. In den Zenarien, die ich jetzt sehe, wird sie jedoch von Vampiren zerfleischt.

Warum dachte ich an so etwas? Wie kam ich auf so absurde Ideen?

Ist der Gedanke überhaupt so absurd?

Ich versuche die Bilder in die letzte Ecke meines Gehirns zu drängen und sie dort einzusperren.

,,Dann wollen wir mal." Ich schrecke auf. Der große Vampir macht eine Handbewegung, als wolle er die anderen auffordern, vorzutreten.

Meine Arme werden unsanft nach hinten gedreht. Ich habe das Gefühl, als wolle man mir die Schulter auskorbeln. Ich stürze nach vorne. Der Stoff meiner Jeans wird aufgerissen. Ich versuche den Schmerz herunterzuschlucken. Eine warme  läuft mir das Bein herunter. Ich beiße mir auf die Lippe. 

Der große Vampir vor mir dreht sich um. In Gedanken verabschiede ich mich von meinem Dad und mache mich bereit, meine Mum wiederzusehen. Ich schmeckte Blut. Von dem eckligen eisenhaltigen Geschmack wird mir schlecht.

Der Riese dreht sich wieder zu mir um. In der rechten Hand hält er ein Messer. Ich schlucke.

Aber die Angst ist verschwunden. Ich akzeptiere es. Ich akzeptiere, dass ich jetzt sterben werde. Ich schaue in seine eisigen Augen. Er soll mich wenigstens ansehen, wenn er mich tötet.

Er hebt das Messer. Mein Hals ist jetzt trocken. Ich höre den Schrei einer Eule, das Rascheln der Bäume. Ich höre es ein letztes Mal.

Bin ich wirklich schon bereit zum sterben?

Ich schließe die Augen. Ich schaffe es nicht meinen Mörder dabei anzusehen.

Ein Knall. Dann ein Schrei. War ich das? Bin ich schon tot? Ich öffne die Augen. Der große Vampir liegt beweglos am Boden. Sein glasiger, toter Blick hängt an mir. Mir wird übel. Ich schaue auf.

Jace und Phil stehen vor der Gruppe von Vampiren. Jace wirft mir einen beruhigenden Blick zu. Ich werde doch noch nicht sterben.

Der Vampir dreht meine Hände noch stärker nach hinter. Ich geben ein gequältes Piepsen von mir.  ,,Keine Bewegung! Oder die Schlampe ist tot!" Bei der hasserfüllten, kalten Stimme fahre ich zusammen.

,,Warum verziehst du dich nicht einfach wieder in dein Rattenloch, Christoph?" Jace Stimme ist noch kälter, als die des Vampirs.

Phil steht schweigend neben ihm.

Christoph? Was für ein unpassender Name.Er klang zu menschlich, viel zu menschlich für eine so scheußliche Kreatur.

,,Halts Maul, Adams!"

Das Messer liegt vor mir auf den Boden. Ich versuche, mich zu befreien, aber der Griff um meine Hände, bleibt fest.

,,Wenn du Clary etwas tust, wirst du dein Maul nie wieder öffnen können!" Ich sehe auf. Jace und Christoph werfen sich hasserfüllte Blicke zu. Ich erschaudere.

Ich senke meinen Blick zum Boden da ich  meine Wirbelsäule zum Aufschauen verdrehen musste. Ich erstarre.

Der tote Vampir, der genau vor mir liegt, beginnt zu zittern. Sein Fleisch scheint zu einer rotbraunen Pampe zusammenzufallen. Die Überreste formen sich zu einer langen rotbraunen Wurst. An dem vorderen Ende bildet sich ein Kopf. Das andere Ende läuft spitz zu. Die anderen Vampire scheinen nicht zu bemerken, dass ihr toter Freund gerade zu einer Schlange mutierte. Ich mache große Augen. Ich habe so etwas noch nie gesehen. I

Die, zu einer Schlange gewordenen, Überreste des toten Vampirs kriecht auf mich zu. Ich werfe Jace einen angsterfüllten, hilfesuchenden Bluck zu. Er schüttelt beruhigend fast unmerklich den Kopf.

Was hat das zu bedeuten?

Ich lasse die Schlange nicht aus den Augen. Sie ist riesig. Langsam kriecht sie an mir vorbei. Ich halte die Luft an. Sie ist nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Ich trete auf der Stelle herum. Mein Zittern wird stärker.

Plötzlich reißt die Schlange ihr Maul auf und stößt ihre spitzen Zähne in Christophs Bein. Ich schreie und stoße mich blitzschnell von dem Vampir weg. Ich schaffe es, mich mit den Händen abzufangen, bevor mein verletztes Bein uf den Boden aufschlägt. Ich krieche. Weg von der Schlange. Als ich weit genug entfernt bin, schaue ich auf.

Christoph versucht mit aller Kraft die Schlange auf Abstand zu halten. Er schlägt um sich, versucht sie zu treten. Blut tropft aus der Bisswunde an seinem Bein. Die anderen Vampire schauen sich unsicher an, bleiben dank der Schlange auf Abstand.

Ich drehe mich um. Jace kommt auf mich zugerannt dicht gefolgt von Phil.

,,Es tut mir Leid. Ich hätte nicht gehen sollen." Ich habe Tränen in den Augen.

,,Dafür haben wir jetzt keine Zeit." Jace macht eine ruckartige Handbewegung. Die Schlange stürzt sich erneut auf  Christoph. Blut fliest aus seinen Armen. Mir wird wieder übel.

Ich humpel los.

Burst of flame- Auflodernde FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt