Kapitel 1

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Die Straße zieht sich ins Endlose. Ich schaue aus dem Autofenster, sehe Bäume, Bäume und Bäume. Die Landschaft scheint sich seit Stunden nicht verändert zu haben. Bedrückt drehe ich mich zu meinem Vater um, welcher meinen Blick nicht bemerkt, weil er sich wie immer zu 100% auf die Straße konzentriert. 

Ich frage mich wie man es schaffen kann nach 7 Stunden Fahrt von Berlin nach Polen, immer noch so hochmotiviert zu sein, wie er es ist. 

Obwohl... Was sollte er sonst machen. Schließlich mussten wir ja aus unserer Wohnung, weil wir nach dem Tod meiner Mutter keine Miete mehr bezahlen konnten und nachdem uns irgendeine Tante, weshalb such immer, ein abgeschiedenes, riesiges Haus am, scheinbar, Arsch der Welt vererbt hatte, bot sich dann der Umzug auch an. 

Er konnte aber auch nicht erwarten, dass ich vor Freude an die Decke springe. 

Ich drehe eine meiner langen, schwarzen Haarsträhnen zwischen den Fingern. Alle hatten meine Mutter geliebt. Sie war einfach liebenswert, nett und hübsch. Sie hatte blonde, lange Haare und wunderschöne, rehbraune Augen. Dagegen wirkte ich wie das hässliche Endlein mit meinen schwarzen Haaren und den tiefblauen Augen, die manchmal so kalt wirkten.  Jetzt war sie tod und ich konnte nicht mal mehr ihr Grab besuchen.

Dad fährt eine scharfe Rechtskurve. Ich sehe aus dem Fenster und wünsche gleich, ich hätte es gelassen. Das „Dorf", es scheint mir eher wie eine Ansammlung von Häusern, sieht aus wie in einem dieser alten Filme, die mein Dad und ich uns manchmal ansahen, wenn sonst nichts im Fernsehen lief.. 

„Clary, wir sind da!"  

Dad klingt ein wenig zu begeistert. Fröhlich pfeift er vor sich hin. 

Ich schaue mir die Häuser an. Von den meisten blätterte der Putz ab, hinter den Fenstern wurden die Vorhänge zugezogen. Morsche Gartenzäune begrenzen die Grundstücke. An ein paar Gartenzwergen kann man erkennen, dass hier überhaupt jemand lebte. (Ich hasse Gartenzwerge!) 

Dad fährt weiter: „Komm, der erste Eindruck täuscht meistens. Hier sind bestimmt alle ganz nett."  

Eine alte Frau, die gerade Blumen gegossen hatte, schaut unserem alten VW mit hochgezogener Augenbraue nach. Auf ihrem Gesicht breitet sich ein Ausdruck aus, den ich nicht zuordnen konnte. Ich drehe mich schnell wieder meinem Dad zu. 

„... Du wirst bestimmt schnell neue Freunde finden." 

Klatsch! 

Die Gedanken, die ich die ganze Zeit lang verdrängen wollte, holen mich blitzschnell wieder ein. Meine Freunde, die ich jetzt so lange nicht mehr sehen werde. Von denen ich über 600km entfernt war. 

Schnell versuche ich das Thema zu wechseln und schlucke den Kloß in meinem Hals herunter, weil ich Angst habe ich könnte wieder anfangen zu heulen. 

„Wie lange fahren wir noch?" 

Dad schaut mich überrascht an, da ich die ganze Zeit nicht geredet habe, antwortet mir aber. 

„Wir werden gleich da sein. Unser Haus liegt ein bisschen abgeschieden." 

Mein Vater konzentriert sich wieder auf die Straße.

„Guck mal, da ist deine Schule."  

Er zeigt auf ein Gebäude, das doppelt so groß ist wie die anderen Häuser. Auch hier blättert der Putz von den Wänden ab, aber man kann erkennen, dass man versuchte, den Verfall des Hauses so lang wie möglich herauszuzögern.  

Ohne Erfolg! 

Über der großen Eingangstür steht in riesigen Buchstaben „GYMNASIUM". Dad hatte mir erzählt, dass hier alle 12- 18 Jährigen aus der Umgebung zur Schule gehen.  

Beim Anblick meines neuen Schulgebäudes wäre ich am liebsten aus dem Auto gesprungen und zu Fuß nach Berlin gelaufen, aber das kann ich meinen Vater nicht antun. Er gab sich so viel Mühe und kann ja auch nichts dafür.  

Wir fahren weiter,

Nach ein paar Kilometern biegt mein Vater in einen Schotterweg ab. Der Weg führt durch ein kurzes Waldstück. Ich schaue ein bisschen besorgt nach links und rechts.  

Hoffentlich gibt es hier keine Wildschweine. 

(Auf meiner Liste von Dingen, die ich hasse, kommen gleich nach der unangefochtenen Nummer 1, Schlangen, und Platz 2, Gartenzwerge, Wildschweine.) 

Aber ich kann keine entdecken.  

Auf der linken Seite kann ich nach einem breiten Schotterweg, ein riesiges, eisernes Tor erkennen. 

„Ist das hier..." frage ich, aber mein Vater unterbricht mich sofort. 

„Nein, DAS doch nicht!" 

Erleichtert lasse ich mich zurück in den Sitz fallen. Hier würde ich nicht in 100 Jahren leben wollen. 

Dad fährt weiter.  

Inzwischen hat sich der Wald etwas gelichtet und die Bäume stehen, wie in einer Allee angeordnet. Es geht ein bisschen bergauf.

Und nach der nächsten Kurve kann ich es sehen. Dad hatte nicht übertrieben, als er sagte, es wäre riesig.  

Mein neues Zuhause ist eine alte, aus Stein gebaute, riesige Villa. 

Der Wagen hält mit quietschenden Reifen auf dem steinigen Boden. Ich steige aus. Dad pfeift leise und öffnet ebenfalls die Autotür. 

„Willkommen zu hause! Und wie findest du es?" 

Ich bringe nur ein leises „WOW" heraus. Dad lacht, geht auf die Tür zu, zieht einen alten, faustgroßen Schlüssel aus der Tasche und steckt ihn ins Schloss. Mit einem Quietschen stößt er die schwere Tür auf und gibt den Blick auf eine riesige Eingangshalle frei. 

Er betritt das Haus und ich folge ihm.

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Hallooo leute:D

Neue Geschichte, erstes Kapitel, Meinungen??:)

votes und kommis erwünscht*---*

xoxo maxi

Burst of flame- Auflodernde FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt