Kapitel 4

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Am nächsten Vormittag vergeht die Zeit wie im Flug. Ich werde 8 Uhr von meinem Dad geweckt und kippe mir eine Tasse viel zu heißen Kaffee herunter. Dann streiche ich die rissigen, alten Wände des Hauses, während ich meine Lieblingslieder mitsumme.

Als ich wieder auf die Uhr sehe, ist es halb 5Uhr nachmittags. Ich bin vollkommen farbverschmiert, lange, nervige Strähnen, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten, fallen mir ins Gesicht. Das Knurren meines Bauches drängt mich in die Küche. Ich esse ein paar Brötchen und trinke Tee.

Es rumpelt auf der Treppe, Dad stolpert in die Küche und lässt sich erschöpft auf seinen Stuhl fallen. Er sieht wirklich zerstört aus. Seine Kleider sind verdreckt und seine braunen Haare sind zerstruppelt. Ich war so beschäftigt, ich weiß gar nicht, was er die ganze Zeit gemacht hatte.

Ich schenke ihm eine Tasse Tee ein. Dankbar nimmt er ihn entgegen.

,,Ich kann nicht mehr." stöhnt er und lässt den Kopf auf den Tisch knallen.

,,Ich auch nicht." Ich reibe meinen Arm. Es kündigt sich ein Muskelkater an.

Eine Stunde später sitze ich mit heftigem Muskelkater am Tisch und beobachte mit einem Schmunzeln wie meinen Dad mit Anzug in Lichtgeschwindigkeit Kartoffelbrei zubereitet und verdutzt aufsieht, als es an der Tür klingelt.

,,Scheiße ich muss gleich los!" flucht er.

Er verlässt den Raum, um sie zu öffnen. Ich höre, wie er sich an der Tür mit jemanden unterhält. Dann kommt er mit einem breiten Lächeln in die Küche.

,,Das ist Clary, meine Tochter, Sie ist 16 Jahre alt und Clary", er wendet sich an mich, ,, Das ist Jace. Er wohnt in der Villa nebenan." Er deutet auf den Jungen, der lautlos hinter ihm im die Tür getreten war. Er ist etwa 20 Jahre alt, groß und trägt eine Lederjacke und Jeans. Unter seinem durchdringenden Blick, fährt mir ein Schauer über den Rücken.

Als die große Wanduhr schlägt, fahre ich zusammen.

,,Ach du Gott", Dad greift hektisch nach dem Autoschlüssel, ,,Ich muss los, sonst komm ich noch zu spät... Jace bitte setz dich doch. Ich würde mich freuen, wenn wir uns besser kennenlernen würden. Du kannst gerne noch hier essen, wenn du willst."

Damit schiebt er den Stuhl, der mir gegenübersteht zur Seite, nimmt sich einen frischen Teller, klatscht zwei Löffel Milchreis darauf und stellt ihn auf Tisch. Mir wäre die Situation unglaublich peinlich gewesen, wenn ich Jace wäre. Aber er fährt sich nur mit der Hand durch das dunkle Haar und setzt sich mir gegenüber. Ich starre ihn an und er starrt zurück.

,,Clary, spätestens morgen Mittag bin ich wieder zu Hause." Dad gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu. ,,Toll" Ich bin mir sicher das selbst er den Sarkasmus in meiner Stimme nicht überhören konnte. Aber Dad schaut mich nur fragend an, schüttelt den Kopf und ist auch schon durch die Tür verschwunden.

Ich sitze mit Jace allein am Tisch. In Gedanken werfe ich Dad jeden Fluch der Welt an den Kopf und würde am liebsten im Erdboden versinken. Ich stochere mit der Gabel in meinem Kartoffelbrei herum und versuche den Augenkontakt mit Jace zu vermeiden.

Ich denke nach, wie ich meinen Vater wohl am besten dafür zurechtweisen werde, dass er mich hier einfach so mit einem wildfremden Jungen allein herumsitzen lässt, während er zu irgendeinem doofen Termin fährt. Noch dazu sehe ich mit meinen zerstörten Haaren, den befleckten Joggingsachen und dem schmutzigem Gesicht, wohl eher aus, wie ein Maler, als ein normales Mädchen.

Ich sollte meinem Nachbar wohl eher erklären, dass ich sonst eigentlich halbwegs normal rumlaufe, aber irgendwie schaffen es keine Worte über meine Lippen, ob es nun daran liegt, dass ich schüchtern oder einfach nur trotzig bin.

Ehe ich etwas sagen kann, was ich später noch bereuen würde, klingelt es erneut an der Tür.

,Wer weiß, wie viele Nachbarn noch kommen und zum Essen bleiben wollen? Es ist ja noch genug Kartoffelbrei da...'denke ich.

,,Ich mach mal auf..." stöhne ich und gehe ein wenig genervt aus dem Zimmer.

,,Lass mich aufmachen!" Ich fahre zusammen. Ich habe nicht mal gehört, wie Jace mir gefolgt war.

,,Nein ich mach schon auf."

Ich will die Tür schon öffnen, als er mir die Hand auf die Schulter legt und mich von der Tür wegdrückt. Ich bin so verblüfft, dass mir im ersten Moment die Sprache wegbleibt.

,,Ich,... ich bin ja wohl alt genug um eine Tür selbst aufzumachen. Mach dich nicht lächerlich."

Während seinen ausdruckslosen Augen den Rücken zukehre und seine Hand von meiner Schulter abschüttel, reiße dann schwungvoll die Tür auf...

Burst of flame- Auflodernde FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt