Schattentänzer

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Agnes Schiller, ist eine sehr gute Freundin der Odins gewesen, Marie- Anns Beste, um genauer zu sein. Und obwohl sie mit zwei Kindern schon genug zu tun hat, denkt sie soeben darüber nach, Tristan bei sich aufzunehmen.

Traurig sitzt sie bei sich in der Küche und hält einen Tee in beiden Händen. Draußen hat es schon wieder angefangen zu regnen. Die Kinder sind in der Schule und ihr Mann Will hat sie vor ein paar Jahren verlassen. In dieser schwierigen Zeit, hat ihr ihre Freundin geholfen, ins Leben zurück zu finden.

Agnes schluchzt auf und zieht ein Taschentuch aus ihrer Jacke, um die Tränen zu trocknen. Sie weiß nicht, wie sie es schaffen soll. Ein Leben ohne Marie ist für sie undenkbar. Sie war ein so guter Mensch, warum musste sie sterben? Und der arme, kleine Tristan? Wo soll er nun hin? 

Sie weiß gut, dass seine Eltern nie gewollt hätten, dass die Kinder zu Tom Odin kommen, Jonathans Bruder. Er neigte schon immer zu Gewaltausbrüchen und Alkohol ist auch schon seid längeren sein bester Freund. Die Eltern können sich nicht mehr kümmern, wer bleibt da also noch?

Soll er also zu Fremden? Wie würde er sich wohl fühlen, bei Menschen zu leben, die er noch nie in seinem Leben gesehen hat? Gerade in so einer schweren Zeit, ohne seine Schwester? 

Die Zwillinge hatten immer schon ein unsichtbares Band besessen. Sie beide waren immer sehr einfach gewesen, hatten sich kaum gestritten, immer aufeinander aufgepasst. Ohne seine Schwester, ist Tristan so einsam.

Wieder steigen Tränen in Agnes auf. Ihr Entschluss steht bereits fest, sie wird den Jungen zu sich nehmen, koste es was es wolle. Sie wird ihn jetzt nicht alleine lassen. 

Tristan kennt sie gut. Oft waren Marie, sie und alle Kinder zusammen auf dem Spielplatz gewesen. Theresa und Jackson verstanden sich gut mit den Zwillingen. Sie hätten sicher nichts gegen einzuwenden.

Agnes nimmt einen letzten Schluck von dem, nun kalten Tee und steht auf. Tristan kann ihr Arbeitszimmer haben, sie benutzt es eh kaum.

Um Geld muss sie sich auch keine Sorgen machen. Will ist ein gefragter Radiologe und zahlt immer noch Unterhalt. Sie selbst verdient ihre Brötchen in einer Bank. Sie hat sich diese Woche frei genommen, um die schreckliche Nachricht zu verarbeiten.

Sie schnappt sich ihren Mantel, zieht Schuhe an und nimmt ihre Schlüssel vom Brett. Der Wind weht kalt und frisch in ihr Gesicht, als sie sich auf den Weg zu ihrem Auto macht. 

Als sie in den silbernen Nissan steigt, ist sie aufgeregt. Gleich wird sie Tristan, die gute Nachricht mitteilen können.

Es ist viel Verkehr auf den Straßen, als sie Richtung Krankenhaus fährt.
Als sie an einer Ampel hält, sieht sie die Zeitungsstände, voll von dem Killer. Schattentänzer nennen sie ihn jetzt. Obwohl die Morde jetzt schon eine Woche her sind, sind die Zeitungen immer noch voll von neuen Berichten und Gerüchten, wer der Täter sein könnte. Doch über allen steht eigentlich fest, dass die Polizei keinerlei Spuren hat, nicht einen einzigen Verdächtigen. 

Schnell sieht sie weg. Sie will jetzt nicht daran denken, was Marie und Jonathan angetan wurde, oder wie es Trish geht, ob sie noch lebt und was für eine Angst Tristan hatte. Noch haben muss, denkt sie. Natürlich wurde auch die Zeichnung des Jungen gedruckt. Diese grässliche Fratze, verursacht Agnes immer noch eine Gänsehaut.

Endlich springt die Ampel auf Grün und sie flüchtet vor den angsteinflößenden Schlagzeilen.

Als sie am Krankenhaus ankommt, beeilt sie sich nach drinnen zu kommen. Es ist wirklich eisig.Eine dunkle Stimmung umhüllt das große Gebäude, in welchem täglich Menschen sterben und gerettet werden. 

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