Ich konnte die Blicke, die sie mir zuwarfen deutlich spüren.
Sobald ich irgendwo auftauchte, ging das Getuschel auch schon los.
Es war ein ganz normaler Morgen und ich ging wie immer alleine durch den Schulgang. Mit großen Schritten und den Blick gerade aus gerichtet hastete ich an allen vorbei und versuchte alles um mich herum auszublenden.Kurz bevor ich das Klassenzimmer erreichen konnte, bemerkte ich wie mir jemand ein Bein stellte. Doch es war zu spät und ich flog auf den Boden. Meine Tasche polterte ebenfalls zu Boden und da ich den Reisverschluss offen gelassen hatte, rutschten einige Bücher und Blätter mit heraus. Ich keuchte nach Luft und versuchte den Schmerz, der sich in meinen Knien und Händen breit machte zu ignorieren.
"Oh mein Gott. Das tut mir jetzt aber Leid. Ich hoffe du hast dich nicht verletzt. Und deine Bücher erst. Ich bete, dass nichts zerknittert ist, sodass du auch schön weiter lernen kannst." sagte eine allzu bekannte Stimme mit einem gespielt sarkastischen Unterton.
Ich warf einen Blick nach oben und meine Vermutung bestätigte sich.
Natalie. Die Person, die nichts besseres zu tun hat, als mich den ganzen Tag über zu mobben und zu demütigen.
Seltsamerweise war sie heute mal ohne ihre gesamte Clique unterwegs. Hinter ihr stand nur Sofia, die Natalie mit all ihren Mobbing-Attacken tatkräftig unterstützte.Hastig stand ich auf und begann die Bücher und Blätter vom Boden aufzusammeln. In dem Moment beugte sich Natalie ebenfalls runter und schnappte sich ein Stapel der Blätter.
Dann wirft sie einen Blick darauf und hebt eine Augenbraue.Ich versuchte ihr die Blätter aus der Hand zu reißen, doch sie festigte ihren Griff darum, sodass die Blätter in der Mitte auseinander rissen.
Verzweifelt sah ich auf die zerrissenen Schnipsel in meiner Hand, bevor ich auf dem Absatz kehrt machte und den Gang entlang rauschte.
"Du gehst ohne deine Notizen?" hörte ich Natalie noch hinter mir her rufen, aber ich ignorierte sie.Ich spürte wie viele Blicke auf mir ruhten und der Gang mit jeglichen Gekicher und Getuschel gefüllt wurde.
Wenige davon warfen mir mitleidige Blicke zu. Doch selbst wenn, unternehmen würden sie nie etwas. Sobald jemand mit dem sogenannten 'Nerd' gesehen wurde, war er sowieso unten durch.Ich rauschte ins Klassenzimmer und setzte mich sofort auf meinen Platz.
Sara, meine Sitznachbarin lächelte mich noch freundlich an, aber starrte kurz danach sofort wieder auf ihren Tisch.
Sie war die einzige, die ab und zu mit mir redete und freundlich zu mir war. Doch selbst sie traute sich nicht allzu zu viel mit mir zu reden, da sie sofort ihre Anerkennung verlieren würde.
In der Mittagspause saß ich wie üblich alleine am Tisch. Ich wollte mir gerade etwas zu essen holen, als jemand mir eine Suppe vor die Nase stellte.
"Hier. Ich habe dir freundlicherweise eine Suppe gebracht als Entschädigung für deinen kaputten Notizen und verknitternden Blätter."
Als ich aufsah, sah mich Natalie mit einem falschen Lächeln an."Willst du dich nicht bedanken?" fragte sie empört als sie bemerkte, dass ich ihr keine Antwort gab.
Ich ignorierte sie weiterhin und starrte auf die Suppe. Schnaubend zischte sie ab zurück zu ihrem Tisch.Stirnrunzelnd nahm ich den Löffel in die Hand rühre langsam in der Suppe. Es gibt überhaupt keinen Sinn, warum sie mir freiwillig eine Suppe holen sollte.
Doch nach einigen Sekunden wurde mir alles klar.
"Oh mein Gott." zischte ich und verzog mein Gesicht, als ich den Tampon in der Suppe schwimmen sehe. Sofort lies ich den Löffel auf den Tellerrand fallen und warf einen Blick in Natalie's Richtung.Natürlich beobachteten mich alle sechs von ihrem Tisch und fingen lautstark an zu lachen.
Ruckartig stand ich auf und stürmte aus der Cafeteria.
"Keellyy! Kommst du mal." schrie meine Mutter und reißt mich somit aus meinen Gedanken. Mit einem mürrischen 'Ja' mache ich auf den Weg runter in die Küche.
"Wieso weinst du?" fragt sie entsetzt, als ich durch die Tür in die Küche schreite.Schnell wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass mir bei dem Gedanken an meine Schulzeit die Tränen kamen.
"Äh... Alles ist gut. Keine Sorge"
Meine Mutter musterte mich argwöhnisch, aber fuhr kurz danach fort.Ein paar Stunden später lag ich im Dunkeln in meinem Bett. Bei dem Gedanken an den morgigen Tag macht mein Herz einen Freudensprung. Ich werde zum ersten Mal auf die Universität in New York gehen. Ich muss zugeben, dass ich etwas Angst davor habe, aber die Freude in mir überwiegt.
All die Jahre, über die ich nur gemobbt wurde sind jetzt endgültig vorbei. Und ich bin so unendlich froh darüber endlich die Chance zu haben neue Menschen zu treffen, die nicht so herzlos sind. Menschen, die nicht über einen urteilen ohne denjenigen überhaupt zu kennen. Menschen, denen es um den Charakter geht und nicht um die Noten, die derjenige schreibt.
Ich hoffe einfach so sehr, dass ich diese dort finden werde. Ich habe jetzt lange genug so gelebt. Lange genug versucht, dagegen anzukommen. Doch mit jedem Tag wurde es nur schlimmer und schlimmer. So habe ich nach ein paar Monaten aufgehört mich zu wehren, da es sowieso nichts gebracht hätte.
Es gab genug Tage an denen nicht mehr weiter wusste. Tage an denen ich mich komplett allein gelassen und gehasst gefühlt habe. Die einzige Hoffnung, die mich weitermachen ließ war die, dass ich irgendwann die Chance habe von diesem Ort mit all diesen schrecklichen Erinnerungen verschwinden kann.
Und morgen ist der Tag, an dem ich endlich diese Chance habe.
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Because of You
FanfictionAuf ihrer alten Schule wird Kelly gemobbt. Sie sucht nach einem Ausweg. Einem Ausweg aus dieser kleinen Stadt, in der jeder nur über sie urteilt. Sobald sie die Zusage der Universität in New York erhält, wird ihr diese Chance gegeben. Doch dort s...