Lexi
Früher habe ich gelebt.
Ich war einfach nur ich, mit Ecken, Kanten und Rundungen. Ich war in Sportvereinen und eine Läuferin, eine die sich jedes Wochenende mit ihren Freunden auf Partys blicken lässt, die Alkohol trinkt und raucht und Spass am Leben hat. Ausgeflippte Sachen macht, Schule hasst und die Welt mit ihren Augen sieht.Heute weiß ich gar nicht mehr wie das geht. Das hungern bestimmt mein Leben, die Stimmen in meinem Kopf tun es ebenso.
"Du bist eine fette Schlampe, Alexis Morton." höre ich diese simplen Worte immer wieder, von einem Jungen den ich mal mochte, Worte die sich in meinen Kopf eingebrannt haben und die man mir jetzt wohl mithilfe ihrer Therapeuten und ihrer nichtsnützigen Gehirnwäsche wieder aussreden will.
Aber das funktioniert nicht, dass weiß ich. Ich weiß es verdammt noch mal, weil sie von nun an zu meinem Leben gehören. Genauso wie der Drang meine Knochen zu sehen, wie sie zart durch meine helle Haut schimmern.
Wie Papier spannt sie, als müsste ich nur eine Schere nehmen und sie aufschneiden, damit die Knochen an meiner Hüfte endlich vollständig zum Vorschein kommen.Ich glaube die Musik, die in meinen Ohren dröhnt, lässt mich all das wirre Zeug denken. Also schlage ich nun endlich die Augen auf und will meine Hand heben um mir die Kopfhörer aus dem Ohr zu reisen, aus dem laut die Musik meines kleinen Bruders tönt. Doch es will nicht funktionieren, irgendetwas hält mich fest.
Vielleicht bin ich ja tot.
Dafür bist du noch zu fett.
Die Stimme die mich verfolgt hat, mir Befehle gibt ist also immer noch da. Sie wird wohl nie verschwinden. Laut seufze ich auf, mein Kopf und meine Gedanken immer noch völlig benebelt und benommen, als ich plötzlich bemerke das ich mich gar nicht in meinem Zimmer befinde. Alles hier ist zu grell und es ist, andere wie bei mir, viel zu warm.
Wiz Khalifa dröhnt noch immer in meinem Ohr und wechselt nun zu Shindy, als der dunkle Haarschopf meines inzwischen 15-jährigen und somit zwei Jahre jüngerer Bruders über mir auftaucht und mich angestrengt mustert, bevor er mir die Ohrstecker rausnimmt.
"Hi Lex." sagt er nach einer Weile und grinst mich breit an. Seine Zahnspange ist er glücklicherweise schon eine Zeit lang los, auf die Essensreste die dort immer zu finden waren, konnte ich wirklich verzichten.
Als ich ihm nicht antworte, noch immer in Gedanken versunken dreht er sich um und kruschtelt irgendwo herum. Es raschelt und das Geräusch erinnert mich an Alufolie und Chips. Ich hasse beides.
Schließlich kommt er zurück, mit einer Tüte Chips in der Hand, mit mehr Kalorien, als ich die letzte Woche zu mir genommen habe. Eine Tüte 600 kcal. Der Geruch bringt mich fast um.
Ich weis nicht recht ob meine Stimme funktionieren wird, aber ich versuche mein Glück und spreche meine Frage laut aus.
"Wo bin ich Luca?" frage ich verwirrt, mit rauer Stimme, sodass ich erst einmal Husten muss.
"Willst du Chips?" erwidert mein Bruder nur, ohne auf meine Frage einzugehen. Sein Gesicht erscheint wieder über meinen und ich überlege ihm einfach ins Gesicht zu spucken.
"Jetzt sag schon!" krächze ich.
"Na im Krankenhaus." gibt er schulterzuckend zurück. "Was meinst du denn warum du Schläuche im Bauch hast.
Mein Gesicht schien mir zu entgleisen . Nein, dass konnte unmöglich wahr sein, ich wollte doch endlich die 40 kg erreichen, mein Ziel Nummer 3. Ich kann nicht an so einem Ort sein, wo sie mich künstlich ernähren, weil sie meinen Körper anders sehen als ich es tue.
Ich versuchte mich daran zu erinnern, an da was geschehen war, jedoch verschwimen die Bilder in meinem Kopf zu einem wilden Durcheinander.
"Ich hol dann mal Dad und sag ihm das du wach bist." fährt Luca unbeeirt fort und stürmt aus dem Raum, den Chipsgeruch lässt er hier zurück, genauso wie ein zerbrochenes Mädchen, welches mit den Gedanken spielt sich ein Messer ins Herz zu rammen, nur um nicht fett zu werden.~
Yeah, das erste Kapitel. Sehr kurz und unspannend aber wir mussten irgendwie anfangen.
Verbesserungsvorschläge sind immer Wilkommen! ♡
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Beautiful Pain #Etherealaward17
General FictionSie war sehr blass und sehr blond und sehr sehr dünn. Lexi und Jonas haben etwas gemeinsam. Beide sind sie krank und beide leiden sie. Doch er ist der, der hofft, während sie nur mehr und mehr in den Abgrund fällt. Aber er hält sie fest, solange es...