fünf

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"Und jetzt?" fragt er und sieht mich an. Das Blut an seinem Kinn ist mitlerweile getrocknet und er merkt gar nicht das es dort klebt.

Demonstrativ strecke ich meine Finger nach ihm aus, ziehe sie jedoch sofort wieder zurück als ich merke was ich da eigentlich tute.

"Ich habe Musik und ein großes Zimmer für mich alleine, ich finde das wir tanzen sollten."

"Sollten wir uns nicht erst besser kennenlernen, bevor wir unsere zerbrechlichen Körper in die Obhut des anderen geben und ihn unachtsam durch den Raum schleudern?" fragt er daraufhin und ich sehe ihn nur durchdringend an. Mir gefällt wie er redet, etwas anders wie die anderen, aber es hat etwas das mein kleines kaltes Herz berührt.

Bleib stark.

Da ist sie wieder, mein persönlicher Dämon. Ich drücke die Stimme irgendwie von mir weg und spreche die Worte aus Trotz vor mir selbst und meiner Krankheit einfach laut aus.

"Ich hasse essen. Es macht mich dick." bringe ich herraus und blicke den Jungen, der sich es auf meinen weißen Krankenhausbett gemütlich gemacht hat etwas unsicher in die blauen Augen, die mein Gesicht erforschen.
Einfach nur mein Gesicht. Nicht meinen Körper oder was sich darunter befindet und ich mag es.
Die anderen betrachten meistens nur mit angewiderten starren Blicken meinen Körper, wodurch ich mich doch nur noch unwohler fühle.
Ich glaube dieser Rotschopf versteht mich.
"Du willst nichts essen, ich will nicht sterben. Du hast recht Lexa wir sollten einfach tanzen und dabei vergessen wer wir sind."

"Ich dachte du wolltest reden."

Doch anstatt zu antworten packt er meine mit Fett überzogenen Knochen und legt seine großen Hände sanft um meine Hüfte.
Im ersten Moment ist es mir sehr unangenehm, dass jemand meinem mir so verhassten Körper so nahe kommt, doch sein Blick, seine Bewegungen und einfach die Ruhe die er so ausstrahlt lassen mich mit dem Rythmus und geschlossenen Augen hin und herwippen.

Irgendwie hängt jeder seinen Gefühlen und Gedanken  nach, keiner spricht ein Wort und ich glaube genau in diesem Moment habe ich nicht an mein Gewicht, meine Familie oder daran mein jämmerliches selbst auszulöschen gedacht sondern nur den magischen Moment genossen.

Doch als seine warmen, schwitzigen Hände sich von mir lösen und plötzlich wieder alles über mir einbricht sage ich einfach nur das erstbeste was mir einfällt.

"Das Leben ist Scheiße, Jonas. Du und ich, wir sind der beste Beweiß dafür."

Beautiful Pain #Etherealaward17Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt