2 | So Embarassed.

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Ich ließ mich auf den harten Sitz fallen. Da ich meinen Vater überredet hatte, umzuziehen, musste er sich eine Stelle in San Francisco suchen und seinen jetzigen Job für eine schlechtere Stelle in irgendeinem Headoffice aufgeben.

Natürlich war es nicht einfach, die Stelle zu bekommen, aber sie war das Beste, was er bekommen konnte.

Zwar habe ich mir viel Hass und Wut seinerseits eingefangen, da ich unbedingt umziehen wollte, aber ich glaube, es ist besser so. Ich könnte hier nicht überleben.

Mein Vater verstaute unser Gepäck und ließ sich ebenfalls fallen.

Ich werde diesen Flug lang einfach nur schlafen und nicht an die Vergangenheit denken.

Aber dieser Drecksflug dauert fast 12 Stunden.

ZWÖLF VERDAMMTE STUNDEN.

Wir hörten die Durchsage des Piloten, welcher so undeutlich sprach, dass keiner verstand, was er da eigentlich laberte.

Er könnte genau so gut jeden Passagieren hier im Flugzeug beleidigen und kein Mensch würde es bemerken.

Das Flugzeug fuhr langsam los, also schaute ich aus dem Fenster.

Die Sonne schien. Wird das mein letztes Mal hier in Deutschland sein?
Ich habe nicht die Absicht, jemals wiederzukommen.

Hoffentlich ist es besser dort in San Francisco. Und hoffentlich bekomme ich eine Chance, neu anzufangen. Als ich selbst.

Plötzlich setzte sich das Flugzeug in Bewegung.

Es wurde immer schneller und schneller.

Schließlich drückte eine imaginäre Kraft auf mich. Ein Druck, der mich in Kontrolle hatte.

Wie der Druck, der da war, als ich immer in die Schule getreten bin.
Wie der Druck, wie die Angst wieder etwas falsch zu machen.

Ich hasse den Druck.
Ich hasse mein Leben.

Und vorallem verabscheue ich Tyson.
Es sollte strafbar sein, gut auszusehen und einen scheiß Charakter zu haben.

Warum gibt es nicht mehr diese ehrlichen Jungs?

Jungs, denen ihre Mädchen wirklich etwas bedeuten.

Die niemanden betrügen.
Die nicht Tyson Johnson heißen.

Aber solche Jungs gibt es nicht, also werde ich wohl einsam und allein viele, viele Welpen aufziehen müssen.

"Kyla, alles okay?"

Mittlerweile flogen wir nicht mehr weiter hoch, sondern das Flugzeug blieb waagerecht, sodass wir aufstehen und herumlaufen konnten.

"Nein..", presste ich heraus und schnallte mich ab.

Ich brauchte Luft.
Okay, schlechte Idee, wir sind in einem Flugzeug.

Egal, dann gehe ich halt einfach rum.

"Was hast du gesagt?", langsam blätterte mein Dad eine Seite seiner Zeitschrift um.

"Alles .. Alles okay. Lies einfach weiter und nerv mich nicht."

Den letzten Satz sagte ich nur in Gedanken, denn ich wollte nicht noch mehr Stress bekommen.

Ich stand auf und quetschte mich Richtung Gang.

"Wohin gehst du Kyla?", fragte mein Dad, während er müde von seiner Zeitschrift aufsah.
Er hatte nun seinen 'Sag-Es-Mir-Ruhig-Blick' aufgesetzt.

BlamedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt