Blamed

5 | Mountain View High.

Es war der Junge aus dem Flugzeug.

Sofort überkam mich ein Kribbeln, als ich wieder in die karamellfarbigen Rehaugen sah.

Sie zogen mich an, mit ihrer imaginären Kraft. Wie ein Magnet.
Ich musste einfach hinsehen.

"Willst du jetzt einsteigen und mir sagen, in welche Schule du musst?", unterbrach er mich grinsend.

Ich fasste mich schnell und versuchte nicht zu stottern.

"Ich äh - ich muss zur Mountain View High."

Sein Grinsen wurde breiter und der Hauch des Grüns in seinen Augen funkelte noch heller auf.

Ich beneide seine Augen. Ich hab ein langweiliges braun. Mies.

"Mountain High?"

Ich nickte.

"Da bin ich auch."

Ich verschluckte mich wieder an meinem Apfel. Bitte was?!

"Das ist nicht dein Ernst?", nuschelte ich leise.

Das war jetzt zu viel des 'Guten', oder?

"Doch. Kommst du jetzt oder hast du beschlossen mich weiter anzugaffen?", kam es von ihm, sodass ich ihm liebend gerne eine reingehauen hätte, aber es doch lieber ließ.

Ich meine, wer weiß, ob er mich dann noch gefahren hätte?

Deshalb nickte ich nur als Antwort auf seine Frage und stieg ein.

Schweigend zog ich die Tür hinter mir zu und schnallte mich langsam an. Dann ließ ich mich in den weichen Sitz sinken und sah starr nach vorne.

Die Fahrt lang blieben wir stumm und er machte auch nicht das Radio an, sodass es eine unangenehme Stille wurde.

Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr diesen Jungen zu sehen, da das, was im Flugzeug passiert ist mir einfach viel zu peinlich war. Ich meine, ich war verheult, mein komplettes Gesicht war angeschwollen und dann habe ich noch diesen einen Satz rausgehauen.

Wer sagt schon 'Jetzt kannst du deine Blase entleeren'?!

Peinlicher gehts einfach nicht mehr.
Aber trotzdem hat das Schicksal wohl entschieden, dass ich wieder auf diesen Jungen treffe.

"W-was machst du in der Stadt hier? Hast du keine Schule?", unterbrach ich nun die Stille und rutschte in meinem Sitz hin und her.

"Ich hatte paar Freistunden und ich wohne hier."

Echt ausführliche Antwort.

"Und warum warst du in Deutschland?", bohrte ich weiter.

"Weil ich da auf einer Gala war.", kam es wieder knapp von ihm.

"Am Wochenende?!"

Er nickte nur stumm und konzentrierte sich weiter auf die Straße.

Wir waren jetzt schon fünf Minuten zu spät zur vierten Stunde, aber zu meiner Erstaunung waren gar nicht so viele Autos da.

"Und du?", unterbrach er mich aus meinen Gedanken.

Ich schreckte hoch.
Und ich was?

"Und .. Ich?", fragte ich deshalb und runzelte die Stirn.

Erst jetzt bemerkte ich, wie hübsch er eigentlich war. Sein markantes Gesicht, seine Jawline und seine kleine Stupsnase fielen mir erst jetzt wirklich auf.

"Na, warum du jetzt in San Fran bist und nicht in Deutschland.", antwortete er mir auf meine Frage.

Genau vor dieser Frage hatte ich Angst. Ich wollte nicht, dass man weiß, ich sei schwach gewesen. Es klang so, als ob ich wegen jeder Kleinigkeit weinen und wegziehen würde. Dass ich vor meinen Problemen weglaufen würde.