Call

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Mein Handy fing an in meiner Tasche zu brummen und ich zuckte zusammen. Das Gespräch zwischen Namjoon, Suga und Ruby war relativ fesselnd gewesen. Die beiden versuchten gerade sie zu beeindrucken. Namjoon mit fließendem Englisch und Suga sähte irgendwelche Kommentare rein, die selbst mich zum Schmunzeln brachten. Unauffällig kramte ich es aus meiner Tasche raus und schaute nach, wer anrief.

Nervös schob ich meinen Stuhl zurück und verbeugte mich kurz: „Entschuldigt mich."

Sobald der Tisch ein paar Meter hinter mir lag, nahm ich ab. Mit dem freien Arm umschlang ich meinen Körper. Andere Gäste traten gerade ein und deshalb ergriff ich die Chance und schlüpfte hinaus ins Freie. Es war ziemlich kühl ohne Jacke, doch das war nebensächlich.

„Yoboseo?", murmelte ich und fing an mir auf die Unterlippe zu beißen. Das letzte Mal hatte ich vor zehn Tagen mit ihm telefoniert. Er war auch nicht der gesprächigste Typ am Telefon, dennoch rief er an.

„Hallo mein Engel", er klang gehetzt, müde. Kein Wunder bei dem was er leistete. Auch wenn nicht viel abfiel bei seinem Beruf, verlangte es viel von ihm ab; Bereitschaftsdienst, unregelmäßiger Schlaf, offene Rechnungen die bezahlt werden mussten.

„Hallo Aboji", gab ich nur kurz zurück, „Warum rufst du an?" Vielleicht war es gemein, doch er wusste das es nicht böse gemeint war. Ohne Grund rief er halt nicht an, warum also um den heißen Brei herumreden?

Mein Vater schnaubte kurz, was wohl ein Lachen andeuten sollte. Richtig gelacht hatte er schon lang nicht mehr.

„Die Vitalwerte von Youjeong sind positiver geworden", berichtete er mir und Erleichterung war zu hören. Um ehrlich zu sein hatte ich es nicht mitbekommen, dass mein Körper sich bis zum Zerreißen angespannt hatte, doch mit diesen Worten meines Abojis lösten sich die krampfnahen Muskeln wieder und entspannten sich.

„Danke", hauchte ich in den Hörer und schloss die Augen.

Es war still, bis er wieder das Wort ergriff. „Wie geht es dir eigentlich?", wollte er dann wissen. Bitter verzog ich den Mund. Mir geht es gut, mir geht es immer gut. Ich war stark und das allein zählte. Auch wenn er es nicht sehen konnte, lächelte ich gezwungen.

„Mir geht es blendend", log ich unverhohlen und räusperte mich, „Appa?" So hatte ich ihn schon Jahren nicht mehr genannt. Das letzte Mal, als ich wissen wollte, warum Sie nicht mehr für uns da sein würde. Unter Tränen stand ich damals vor ihm. Er hatte nicht geantwortet.

„Hm?", kam es nur zurück, verträumt, so als ob er sich auch daran zurück erinnern würde.

„Du hörst dich müde an, ruh dich mehr aus", wies ich ihn an, während dich meine Hand in meine Seite krallte, „ich überweise dir die Beträge für das Internat und noch etwas Unterhalt am Anfang des Monats."

Gerade wollte er protestieren, das tat er immer. Trotzdem hielt es mich nicht davon ab, denn ich wusste wie sehr es ihn verschulden würde, wenn ich ihm nicht Geld zusteckte.

„Ruh dich aus, ja?", unterbrach ich ihn, bevor er es auch nur versuchen konnte, dann legte ich einfach auf. Auf mein Handy starrend merkte ich, wie die Kälte langsam in meinem Körper kroch. Mit einer abgehakten Bewegung schüttelte ich den Kopf und schob mein Handy in meine Tasche. Ich brauchte einen Moment um mich zu fassen, deshalb sah ich einfach in den Himmel, der sich bereits seinen Nachtrhythmus einschaukelte.

So nah am Winter dran wurde es immer schneller dunkel. Es war beängstigend und beruhigend zugleich. Wieder ein Jahr geschafft. Ein Jahr ohne Verluste für die Familie. Für mich vielleicht, aber das zählte nicht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 20, 2016 ⏰

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