Die Ruhe vor dem Sturm

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Sie war schön. Atemberaubend schön. Sie war das schönste Wesen, das ich je gesehen hatte.

Ich ließ meine Blick über ihr Gesicht wandern, über welches sich ihre langen dunkeln Haare wie ein Schleier gelegt hatten. Ihre Haut schimmerte in einem schon fast ungesund hellen Ton, aber es passte zu ihr und verlieh ihren Lippen und Wangen, durch den Kontrast, ein wunderschönes rot-rosé. Ihre Lippen hatte sie leicht geöffnet und ihre Lieder fest geschlossen. Sie hatte etwas Engelsgleiches an sich, wenn sie schlief. Friedlich. Ja, sie sah friedlich aus, dabei konnte sie sehr aufbrausend und unberechenbar seien. Sie lag auf dem Bauch und die Bettdecke war ihr bis zur Hälfte des Rückens gerutscht. Auf ihren zierlichen Schultern hatte sich eine Gänsehaut gebildet und ich musste das Bedürfniss unterdrücken sie wieder zu zudecken. Ich wollte sie nicht wecken.

Es war alles so ruhig, als würde die Welt draußen auch immer noch schlafen. Einzig und Allein ihr Ruhiges Atmen durchschnitt die Ruhe. Bis sich etwas vor der Schlafzimmertür regte, etwas an der Tür kratzte und sich jaulend Beschwerte. "Machst du Karlchen die Tür auf?" murmelte sie mit immer noch geschlossenen Augen. Ich seuftzte und stand etwas genervt auf. Ich hätte nichts dagegen gehabt dieses Bild noch etwas weiter zu genießen. Kaum hatte ich die Türklinke runtergedrückt schob sich auch schon ihr Hund in den Raum und sprang mit einem großen Satz ins Bett. Der dreifarbige Springer Spaniel ließ sich neben Cady sinken und legte ihr den Kopf auf den Rücken, während er mich genau beobachtete. Schon fast anklagend betrachteten mich seine Rehbraunen Augen. Als wollte er mir ein schlechtes Gewissen machen nur, weil ich ihn nicht früher reingelassen habe und er sich erst Lautstark bemerkbar machen musste. Er hob den Kopf erst, als ich wieder unter die Bettdecke schlüpfte. Cady legte sofort einen Arm um den Kleinen. Der mich schon fast triumphierend ansah. Der Rüde lag der Länge nach ausgestreckt zwischen uns auf der Decke. Ich atmete tief durch. Worüber sich Karlsson freute.Kurzerhand beschloss ich noch vor dem Frühstück joggen zu gehen. Dann konnte Cady auch noch schlafen, da hob sie aber den Kopf und sah mich aus ihren unglaublich grünene Augen an. Ein lächeln legte sich auf ihr Lippen. Sie löste einen Arm um ihren Hund und fuhr mir liebevoll über die Wange. "Habe ich dir eigentlich jemals gesagt, dass ich dich liebe?" das irritierte mich. Seit wann sagt Cady mir, dass sie mich liebt? "Nicht, dass ich mich erinnern könnte. Du hast es bis jetzt immer nur aufgeschrieben." murmelte ich. Ihre Augen strahlten mich belustigt an. "Du hast es nur nie mitbekommen! Du warst doch schon immer so verpeilt!" Ihre Hand fuhr über meine Schulter. Das gefiehl Karlchen gar nicht! Der Kleine stand auf und drängte sich zwischen uns. Das störte jetzt aber nicht nur mich. "Karli, runter! RAUS!" donnerte Cady ihren Hund an und er sprang tatsächlich vom Bett und schlich mit demütigem Blick aus dem Zimmer in den 

Flur. Da tat er mir dann Leid.

Wenn Cady einen Anschreit ist das immer sehr unangenehm. Cady stützte sich auf ihre Oberarme und sah mich mit schiefgelegtem Kopf an. Sie hat immer etwas magisches ansich. Da ist eine Art Bannkreis um sie. Sobald man sich in ihm befindet kommt man nicht mehr frei. Sie drehte sich auf die Seite und fuhr mir wieder über die Wange. "Cady! Hör auf mich so anzusehen!" forderte ich. Sie grinste "Mache ich dich nervös?". Ich schüttelte den Kopf. Sie beugte sich vor und streckte sich etwas, nur damit ich wenig später ihre wunderbar weichenLippen auf meinen spüren konnte. Sie benebelte meine Sinne, raubte mir jeglichen Willen. Sie hat immer etwas besitzergreifendes. Zaghaft fuhren ihre Hände über meine Brust und zeichnete vorsichtig jeden Muskel nach. Ihre Lippen lösten sich von meinen und sie fing an Küsse auf meinem Hals und den Schultern zuverteilen. Jede ihrer Behrührung löste ein prickeln an den Stellen aus auf die ihre Lippen trafen. Sie wandte sich schließlich doch wieder meinen Lippen zu. "Sei" Kuss "nicht" noch ein Kuss "so zurückhaltent!". Ihr nächster Kuss war, wieder beneblelnd, intensiv und Verstand raubend. Es war, als würde sie meinen Verstand einfach überrollen, ihn mir entreißen und die Lücke mit ihrem Feuer füllen zu wollen. Cady ist so. Sie ist spontan und auch etwas impulsiv. Das muss man mögen, sonst kann man sich nicht besonders gut mit ihr Verstehen. Genauso, wie Cadys launen mal so, mal so. Auch das gehört zu ihr. Manchmal ist es ziemlich nerven aufreibend und es kam schon mehr, als einmal 

vor das sie mich ziemlich damit genervt hatte.

Trotzdem ging ich wenig später joggen, während Cady sich schon ihr erstes Pferd zum training fertig machten. Ich weiß gar nicht warum ich mir das mit dem Joggen immer antue. Ich bin eigentlich kein begnadeter Läufer, aber als Reiter ist es nie schlecht etwas für seine Fitness und Kondition zu tun. Das tuen ja im Endeffekt die Wenigsten. Ich halte das Laufen trotzdem nur mit Musik aus, aber natürlich heute musste ich meine Kopfhörer vergessen.Ich war schon fast wieder zurück, da hörte ich hinter mir ein Pferd durch das hohe Gras galloppieren und einen Hund durch das Gras springen. Ich musste mich gar nicht erst umdrehen um zu sehen, dass es Cady war. Niemand sonst würde in einem solchen Tempo über diesen Weg galloppieren, wenn er einen Jogger sieht. Kurz war sie auf meiner Höhe, parierte in den Trab durch und konnte sich natürlich kein Kommentar verkneifen. "Tempo!" man konnte das grinsen aus ihrer Stimme raus hören. "Dann geh du nächste Woche mit joggen! Dann werden wir mal sehen ob du dann immer noch so große Töne spuckst!" meinte ich. Sie schüttelte leicht den Kopf, schnalzte mit der Zunge und gab der schonfast goldschimmernden Stute eine Parade. Weg war sie. Nur Karlchen hatte sich wohl dazu entschlossen mit mir weiter zu laufen und nicht mehr hinter Cady und der Stute her zu hetzten. Er lief einfach neben mir her und sah mich die ganze Zeit etwas treu doof an. Versteh einer Hunde!

Wieder auf dem kleinen Gut auf dem Cady mit ihrer Großmutter lebte, ging ich duschen und zog mich um. Nur damit ich später neben Cady im Stall stehen konnte.

Wir teilen diese eine Leidenschaft. Die uns gleichzeitig auch an unsere Grenzen bringt. Sie trainiert in Lüneburg und ich in einer Kleinstadt bei Hamburg. Wir sehen uns deswegen nur am Wochenende, wenn nicht einer auf einem Turnier ist oder zu einer Trainingseinheit für die Equipe muss, aber wir wollten es so. Ansonsten hätten wir es wahrscheinlich schon längst geändert. Für mich hat die Kleinstadt den Vorteil, dass ich dort mit meinem Vater trainieren kann mit dem ich ein Zweiteam für unser GCL-Team bilde. Für Cady ist die komplett Private Anlage in Lüneburg perfekt. Sie brauch die Ruhe.  


Sie stand im Stall und telefonierte anscheinend mit ihrer Assistentin. Als sie auflegte sah sie mich einfach nur mit ihrem Handy in der Hand an und fragte "Hat deine Mutter die Nummer einer guten Eheberaterin? Laura und ihre Frau bräuchten dringend eine Eheberatung. Die hängt nur noch im Büro, weil die schon wieder Stress hatten." "Meine Mutter ist vielleicht Psychologin, aber soweit geht ihr Repertoire an Kollegen von denen sie Karten immer griffbereit hat, dann doch nicht." meinte ich und sie schob enttäuscht die Unterlippe vor "Außerdem kannst du ihr vielleicht die Karte geben, aber ihr die Beratung auch nicht aufzwingen." Sie nichte leicht "Ich habe so was von keinen Bock auf Montag!" murmelte sie genervt und ich musste schmunzeln. "Was?" fragte sie "Jetzt sag nicht du hast morgen frei?". Ich grinste vielsagend. "Kannst du dann nicht vielleicht doch bis morgen Abend bleiben?" ihr hoffnungsvoll glitzernden grünen Augen machten es mir nicht leicht den Kopf zu schütteln "Wir müssen für das nächste GCL Springen trainieren." Sie versuchte verständnisvoll zu nicken, aber die Enttäuschung war ihr trotzdem anzusehen.  "Aber dann könnten wir doch eigentlich zusammen in Hamburg Mittag essen." beschloss sie, machte auch sofort mehrere Schritte auf mich zu und hauchte "Ich muss doch meinen Mitarbeitern mal zeigen, was für einen tollen Mann ich doch an meiner Seite haben." Das war typisch Cady. Never pretentious - Simple impressive.  Damit war die Sache, also klar. Wie immer ohne dass sie mich wirklich gefragt hatte, ob es auch von meiner Seite aus klappte. 

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