Er spielte das Klavier mit Leidenschaft, die Melodie flutete den Saal tief himmlisch, höllisch hoch folgten Oktaven, wenn er es so wollte.
Er ertränkte seine Seele im Moll, wenn ihm der Sinn danach strebte, und verbrannte sein Herz im Dur, wenn er die Kälte brauchte. Er malte sich seine surreale Realität in Widersprüchen des Daseins und gestaltete Melodien echter als die Wirklichkeit, die unter die Haut gingen.
Der Saal war menschenleer, aber melodiengefüllt, eine typische Probe vor einem großen Konzert. Alle waren bereits auf dem Weg nach Hause, aber Min Yoongi konnte nicht so schnell den Tag beenden, nur, weil die Uhr leider keine sechsunddreißig Stunden kannte.
Mit ihm zusammen probte nur noch eine andere Seele, die ungern alleine heimkehren wollte und daher alle Choreographien, die er den anderen Tänzern gelehrt hatte, durchging, passend zu Yoongis Spiel.
Der Pianist genoss die geschmeidigen Bewegungen im peripheren Blickwinkel, den trainierten Tänzerkörper mit den filigranen Händen, die jede Bewegung noch bis in die Fingerspitzen mit Eleganz bestückten.
Das Musikstück endete, das letzte im Notenbuch. Stille schob die letzten Töne bis in die hintersten Ecken des Saales, bis diese an den schalldichten Wänden zugrunde gingen.
Yoongi lauschte den schweren Atemzügen, die an sein Ohr drangen, nachdem der Hall hinter seinen Trommelfellen versiegt war. Sie waren schwer und so vertraut, sie waren Musik für ihn, wenn er es zuließ, wenn er ihn zuließ.
Der Tänzer schritt an ihn heran, lehnte am Klavier, während er dem anderen sanft zulächelte. „Wundervoll.", wisperte er etwas außer Atem – geschmeichelt zog sich ein Mundwinkel des Pianisten nach oben, doch er wich dann dem Blick aus.
„Eine simple Probe."
Der Tänzer kniete sich zum Pianisten, legte eine Hand auf den schlanken Oberschenkel. Ihre Haarfarben malten mit dem lackierten Holz des Flügels ein Gemälde aus verruchtem Schwarz, Mahagoni und feurigem Rotbraun.
„Selbst simpel spielst du perfekt."
Yoongis Blick wanderte über die Tasten, eierschalenweiß und tiefschwarz, sein Herz schlug einen Moment schneller bei dem Lob, aber er zeigte keine Emotionen, das taten seine ruhigen Worte bereits, denn der Tänzer kannte ihn gut, sehr gut. „Es wird erst perfekt mit deinem Tanz, Hoseok."
Der Angesprochene strahlte einen Augenblick und Yoongi spürte innerlich wieder die Sonne aufgehen, als sei es nie bereits nachts gewesen. Liebe und Dankbarkeit lagen in den lächelnden Augen, die zum Pianisten aufsahen.
„Danke. Ich liebe es, für dich zu tanzen." Und er liebte so viel mehr, wenn er es doch nur dürfte.
Yoongi verbot es sich regelmäßig, aber gerade gab er seiner Schwäche nach und strich dem anderen durch die rötlichen Strähnen, die langen Finger schließlich in dessen Nacken ruhend, als sich Hoseok in die Berührung schmiegte, mit dem Daumen über die Ohrmuschel wandernd.
Er konnte den Pianisten lesen, wenn er in dessen Augen sah – das Gesicht war wie das einer Puppe: ebene, helle Haut, volle Lippen, leicht wie die eines Babys und genauso frisch und pink, und Augen, die der Puppe erst Leben einhauchten. Sie konnte er lesen und verstand, was Yoongi nicht sprach.
‚Ich liebe es, dir zuzusehen.'
Langsam erhob sich Hoseok wieder, näher an den Schwarzhaarigen heran, er sah etwas in den dunklen Augen aufflammen, was kurz die Nachdenklichkeit vertrieb, die sonst so typisch war. Yoongi rührte sich nicht, als ihre Gesichter so nah waren, dass sich ihr Atem vermischte.

DU LIEST GERADE
fin de l'ère: BTS SugaKookie, JiHope, TaeKook, YoonSeok, TaeJin, NamJin...
FanfictionEiner wollte seine Liebe für die Ewigkeit und scheiterte daran. Einer konnte nie Linien zwischen Lust und Liebe ziehen. Einer war gefangen zwischen seiner Natur und seinen Gefühlen. Einer konnte nicht gehen lassen, was ihn verletzte. Einer erlag sei...