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Als ich die Augen auf mache, merke ich, dass mein Arm ganz schön dolle schmerzt, doch es ist okay. Als ich mich aufrecht hinsetze, werde ich mir der Anwesenheit von Felix bewusst. Er steht in der Küche und beobachtet mich, während er sein Frühstück verzehrt. "Guten Morgen Schlafmütze." Ich reibe mir mit dem Handrücken über die Augen. "Wie späht ist es?" "Gleich zwölf." "Sophie, kann ich nachher mit dir reden?" Ich nicke vorsichtig.  Und leg mich noch einmal hin, doch von wegen noch mal schlafen. "Vergessen, dass wir mit Alex ins UFO wollen?" Etwas genervt stöhne ich auf und verschwinde mit ein paar von meinen neuen Klamotten im Bad. Als ich wieder raus komme steht Felix bereits los fahr bereit vor der Tür.

Das UFO ist wesentlich anders, als ich es mir vorgestellt hab. Es ist ein einfaches Büro. Es ist zwar noch nicht fertig, aber trotzdem es ist nur ein Büro. Das Gebäude sieht noch nicht einmal von außen wie ein UFO aus. "Hi Anna." Anna, hat er mich gerade allen ernstes Anna genannt?! Gut eigentlich hab ich nichts da gegen, doch so gut wie alle nennen mich Sophie. "Hi Felix." Er begrüßt den größeren von uns mit einer Umarmung. "Willst du Kevin kennen lernen?" Fragt er nun an mich gerichtet. Verwirrt schau ich zu ihm, doch ohne eine Antwort abzuwarten geht er in einen der Räume. Auf dem Fenstersims links steht ein grüner Kaktus oder was das ist. Auf der rechten ein Laptop. "Das ist Kevin." Er zeigt auf die Zimmerpflanze. Ich bin immer noch etwas verwirrt. "Du hast deinen Kaktus Kevin genannt?" "Jap wie der Kevin aus Spongebob. Die Seegurke." Ich hoffe einfach mal, dass er weiß das Kakteen und Seegurken zwei unterschiedliche dinge sind. "Naja, ich werde dann erstmal weiter ausmessen." Ich geh mit Felix in ein anderes Zimmer, was wahrscheinlich sein Büro wird. Planlos steh ich einfach in irgendeiner Ecke rum und schaue ihm beim ausmessen zu. "Soll der Schreibtisch lieber in die Linke oder in die Rechte Ecke?" Ich zucke nur mir den Schultern. Ich habe keine Ahnung von sowas und außer dem soll er es lieber selbst entscheiden. Ist immerhin auch sein Raum. "Hier nimm." Er reicht mir sein Laptop. "Ich sehe doch wie sehr du dich langweilst." Mit einem kleinen dankbaren Lächeln nehme ich den Laptop. Ich setze mich in eine Ecke und höre ein wenig Musik. Irgendwann setzt sich Felix neben mich und schaut mir über die Schulter. "Was hörst du?"  Ich zeige einfach mit der Maus auf den Titel. "Kenn ich nicht. Mach mal laut." Etwas erstaunt sehe ich ihn an, ziehe dann aber die Kopfhörer aus dem Laptop und stelle die Lautstärke höher. Aus den Lautsprechern des Gerätes hört man gerade den Refrain von 'I write sins not tragedies' von 'Panic! At the disco.'  Ausnahmsweise scheint ihn die Musik nicht zustören. Früher haben wir uns oft gestritten, weil er meinte, dass meine Musik zu laut ist und das sowieso niemand hören will.  Oft vermisse ich diese Zeiten. Die Zeit, in denen Felix keine Anderen Probleme hatte. Er war gut in der Schule und hatte viele Freunde. Ich würde auch gerne Sagen, das diese Zeiten für mich auch besser waren, doch seit ich 4 Jahre alt bin kenne ich diese unbeschwertheit nicht mehr. Felix bekam von meinem Leid nichts mit. Er weiß bis heute nichts davon, was damals und auch noch bis vor 3 Tagen  passiert ist. Und möchte, dass es so bleibt. Er hat genug Stress mit seiner Arbeit.
Irgendwann hört das Lied auf und ich suchte 'The end of all thing' auch von Panic! At the disco. Ich mag das Lied es ist so ruhig und entspannend. Felix machte weiter, mit dem was auch immer er gerade macht und ich lass die Musik einfach auf einer angenehmen Lautstärke weiter laufe. "Ich hab Musik gehört, da dachte ich, ich schau mal vorbei." Alex steht in der Tür und schaut sich im Raum um. "Ich glaub du brauchst auch 'ne Zimmer Pflanze." Meint er dann zu Felix. "Hay, ist es okay für euch, wenn ich hier noch schnell was aufnehme?" Ich nicke mal wieder nur stumm und stehe auf. Ich hab wenig Lust in irgendwelchen Videos von Felix drin zu sein. Ich gehe in den Flur, wo ich unschlüssig stehen bleibe. "Komm, du kannst mit mir kommen." Ich folge Alex in sein Büro. "Mach's dir bequem." Ich setze mich wie zuvor einfach in irgend eine Ecke, in der ich meine Ruhe hab. Plötzlich setzt sich jedoch Alex zu mir.  "Und wie geht's dir so?" Ich zucke mit den Schultern. "Du redest nicht viel kann das sein?" Ich nicke. Naja. Ich rede nicht so viel, wenn ich weiß, dass in der Nähe Menschen sind, die ich nicht kenne. Alex mustert mich von oben bis unten. Bleibt dann aber bei meinem Pullover Ärmel stehen. Ich gucke auf die Stelle, als ich bemerke, dass er mir beim Aufstehen hoch gerutscht ist. Schnell ziehe ich ihn wieder ein kleines Stückchen runter und schaue beschämt auf den Bode. "Wieso machst du das?" Fragt er mich ruhig, wie Felix es  vielleicht auch getan hätte. Ich schüttel meinen Kopf als Zeichen, dass ich darüber jetzt nicht reden wollte, während mir Tränen in meine Augen laufen. Ich blinzel sie schnell weg und schau ihn wieder für einen kurzen Moment an. In seinem Blick spiegelt sich sorge und Trauer. "Weiß Felix etwas davon." "Nein. Bitte sag es ihm nicht." Meine Stimme klingt flehend. "Kann ich mir deinen Arm mal ansehen?" Zögernd halte ich meinen Arm zu Alex. Vorsichtig und ganz sanft schiebt er den Ärmel nach oben.  Gefühlt tausende Narben kommen zum Vorschein und darunter die frischen Schnittwunden von Gestern. "Wie lange machst du das schon?" "Ich schätze seit ich 10 bin." Erstaunt sieht er mich an, Als hätte ich ihm gerade Erzählt, dass ich eine Mammut besitze. Er wollte gerade zu einer Weiteren Frage an setzen, als er beschließt es dann doch zu lassen. Er zieht den Ärmel wieder nach unten und schaut mir direkt in meine Augen. Die sich langsam nach und nach wieder mit Tränen füllen. Erinnerungen steigen in mir hoch, die ich schon längst vergessen wollte, aber nicht konte und schon breche ich in Tränen aus. Wieso muss ich in letzter Zeit auch nur so schwach sein? Ich spüre, wie sich die arme von Alex um mich legen und er versucht mich zu beruhigen in dem er mir immer wieder auf und ab über meinen Rücken streichelt. Ich drücke meinenKopf in seine Halsbeuge und weine mich einfach an ihm aus. Ich scheine so in meine Trauer vertieft zu sein, dass ich noch nicht ein mal mitbekommen habe, wie Felix in den Raum kommt. Erst als ich 15 Minuten Später aufschaue sehe ich ihn neben dem Kaktus auf der Fensterbank sitzen. Besorgt sieht er mich an und ich löse mich von Alex. Der mich genauso ansieht. Stumm sitze ich nun auf dem Boden vor Alex und Felix. "Sophie, wollen wir nachhause?" Ich nicke zögernd und steh vorsichtig auf. Ich verabschiede mich von Alex mit einer kurzen Umamrmung und verlasse dann das Büro mit Felix.

"Sophie, was ist los? Du weinst die ganze Zeit und wirkst nicht wirklich glücklich?" Felix hat sich mit mir auf das Sofa gesetzt. "Wie würdest du dich fühlen, wenn deine Eltern dich raus schmeißen?" "Das meine ich nicht. Da ist noch was anderes." Felix schaut mich ernst an. Er will die Wahrheit wissen und ich weiß, dass mir lügen nicht viel bringt , da er irgendwann sowieso erfahren wird was los ist. Doch zum Glück werden wir durch sein Handy unterbrochen. Er geht rann und entfernt sich ein paar schritte von mir. "Mama?!" Er scheint mindestens genauso überrascht wie ich. "Jetzt wird er mich bestimmt gleich zurück nach Lübeck schicken." Sage ich in gedanken. "Ja, sie ist hier wieso?".... "Was ist bei euch eigendlich los?" "Sophie wirkt total aufgelößt." ...."Ich denke nicht, dass sie schauspielert!" "Mama ich mein's ernst, sag mir was spassiert ist?!" Felix scheint zeihmlich aufgebracht, da seine Stimme immer lauter wird. "Seid wann bist du denn arbeitslos?" Fragt er dann wiederum jedoch besorgt. Ich schauspieler nicht mir geht es wirklich beschissen. Doch Mama?! Der geht es doch prima. Sie wurde vor einer Woche erst befördert. "Vor einer Woche erst, dass tut mir aber leid. Ich komm euch morgen besuchen und bringe Sophie mit."  Na toll. Danke Felix. "Bist du wirklich so blöd und machst Mama und Papa das Leben schwer?!! Sie sterben vor Sorge!!!" Mein ganzer Körper bebt vor angst wieder nachhause zu müssen. Außerdem schreit mich Felix gerade an, was er vorher noch nie getan hat -Außer bei unseren kleinen dummen streits in unserer Jugend.- was es auch nicht besser macht. Nein im gegenteil. Das macht es noch schlimmer. "Bitte Felix hör auf zu schreien." Wimmer ich. Während mir die Trännen einweiteres mal an diesem Tag aus meine Augen fließen."Felix, was ist los? Wieso schreist du so?" "Nichts ist schon okay." Kati zieht skeptisch die Augenbrauen hoch. "Ich denke nich." Und zeigt kurz auf mich. "Felix scheint garnicht mit bekommen zu haben, dass ich schon wieder weinend auf dem Sofa sitze. "Ach hör auf mir deiner Mitleidstour. Mama hat mir alles erzählt." "Ja weil alles was Mama sagt wahr ist." Denke ich ironisch. Felix war schon immer liebling in der Familie, weil er fast immer alles machte, was man ihm sagte. "Und natürlich bin ich es die lügt, oder?! Wustest du das Mama vor einer Woch bevördert und micht gekündigt wurde?!" Schrei ich ihm unter Tränen entgegen. Es ist das erste mal seit langem, dass ich mal wieder schreie. "Ach hör doch endlich mal auf zu lügen!!" Und kurz dannach landet seinem Hand auf meiner Wange. Sofort stehe ich auf und gehe zur Tür. Felix bleibt wie angewurzelt stehen. "Felix!? Was sollte das?" Meldet sich nun Kati wieder zu Wort. "Weißt du was du bist nicht besser als unsere Eltern!"  Schrei ich ein letztes mal und knalle die Tür zu. Ich laufe die Treppen nach unten. Doch vor der Haustür weiß ich auch nicht mehr weiter. Ich laufe einfach irgendwo hin, bis ich am Rein ankomme und mich dort auf eine Bank setze. Bis es dunkel wird und mir arschkalt ist. Ich stehe auf und laufe einwenig durch die dunklen Starßen Kölns. Nun laufe ich hier alleine ohne eine Bleibe rum. Jeder hasst mich. Selbst ich hasse mich. Mit gesenktem Blick laufe ich an ein paar bereits geschlossenne Geschäften vor bei. "Sophie?!" Fragt mich eine bekannte Stimme. Ich drehe mich um und vor mir steht Alex. "Lass mich in ruhe." Schnief ich und geh weiter. Doch er folgt mir. "Anna? Was ist los?" "Felix hat mich angeschrien. Wir haben gestritten" "willst du erstmal zu mir kommen?" Schüchtern nicke ich. So hatte ich wenigstens über Nacht ein Dach über dem Kopf. "Komm mit." Schweigend laufen wir nebeneinander her. Ab und zu muster ich ihn von der Seite. Ich hab angst. Ich hab Angst, dass er genauso ist wie alle anderen.
In seiner Wohnung setze ich mich auf das Sofa und schaue mich genau um. Ich suche einen Flucht weg, falls irgendwas passiert. Alex setzt sich zu mir und mustert mich besorgt. "Felix hasst mich." Mit diesen Worten unterbreche ich die Stille und fange wieder an zu weinen. "Ich denke nicht, dass er dich hasst. Geschwister streiten sich nun mal." Alex legt einen Arm um mich und ich vergrabe meinen Kopf in seinen Pullover. "Jeder hasst mich." Nuschel ich gegen seinen Körper, der einen angenehme Wärme ausstrahlt. "Ich hasse dich nicht." "Du kennst mich ja auch nicht." "Stimmt, aber ich kann dich kennen lernen." "Ich denke nicht, dass du das willst." Schnief ich. Durch das gespräch mit Alex bleibt nicht mehr viel platzt zum weinen. "Erzähl mir was über dich." "Mein Name ist Sophie-Anna, ich bin 22 Jahre alt und quasie obdachlos." "Du kannst immer zu mir kommen, wenn du einen Platz zum schlafen brauchst."  Unsere Unterhaltung wird durch das Klingeln von Alex Handy gestörrt. Er geht ran und ich höre einwenig mit. "Alex ich glaub ich hab scheiße gebaut." Alex stellt das Handy extra auf Laut. "Ich denke, dass weiß ich schon." "Ist Soph bei dir?" "Ja."  "Kannst du ihr sagen, dass es mir leid tut?" "Sie hört mit." "Sophie. Es tut mir leid ich hätte dich nicht anschreien sollen." Ich merke an seiner Stimme, dass es ihm leid tut, doch er hat mich verletzt, so wie es alle anderen auch immer tun. Schweigend sitze ich einfach weiter auf dem Sofa. Schweigen konnte ich schon immer. Schweigen ist das einzige, was ich kann.

Geh und komm nie wieder (Izzi &Dner)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt