Kapitel 1

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Anna

"Willkommen Frau Martens. Wir freuen uns wirklich sehr, dass sie unserem Team beigetreten sind."
Nacheinander stellte sich jeder der Polizisten ihrer Station bei ihr vor. Sie schüttelte Hände und lächelte, wiederholte ihren Namen, so oft, wie noch nie.
"Ihr neuer Partner,  Bernhard, wird später noch zu uns stoßen. Er fängt heute später mit Arbeiten an. "
Sie nickte nur. Bekam kaum mit, was Franz-  oder war es Frank?- zu ihr gesagt hatte. Sie war glücklich. Dieser lichtdurchflutete Raum mit den polsterbezogenen Stühlen und der hübschen Kaffeemaschine würde von nun an ihr neues Zuhause sein.

Ihre Euphorie verschwand, als nach gut einer Stunde tatsächlich ihr neuer Kollege Bernhard erschien. Er war ein paar Jahre älter als sie und schien ihr wenig - eher gar nicht - von seiner neuen Kollegin begeistert zu sein.
" Was? Diese dürre Bohnenstange soll meine "tatkräftige" Unterstützung sein? Ich habe unserem Chef doch gleich gesagt, dass ich keine Hilfe brauche, jetzt hängt er mir auch noch  so eine unerfahrene Neue an. Das ich nicht lache!"
Ohne sie auch nur noch eines Blickes zu würdigen, stampfte er zu der Kaffeemaschine, die für Anna in diesem Moment jeglichen Reiz verlor, und drückte energisch die Taste für einen schwarzen Kaffee. 'Vermutlich spiegelt  dieser Kaffee sein Innerstes wieder' ,  dachte Anna bei sich.
Nach einem weiteren Kaffee hatte sich Bernhard wieder etwas beruhigt. Er musterte sie mit seinen tiefgrünen Augen. "Naja, jetzt müssen wir halt miteinander klarkommen."

"Das hat er gesagt?!" Anna entfernte den Hörer von ihrem Ohr, durch den sie ihre Freundin wütende Schimpftiraden ausstoßen hörte.
" Naja, er war halt nicht so begeistert von mir, du hättest sehen sollen, wie er seinen Kaffee runtergestürzt hat. Der war richtig sauer."
"Mensch Anna, du bist so ein toller Mensch. Der muss blind sein, wenn er das nicht sofort gesehen hat. Kipp  ihm beim nächsten mal doch seinen Kaffee über sein Hemd!"
Anna musste gehen ihren Willen lächeln.
"Dann bringt er mich nicht nur in Gedanken um, sondern in echt."
" Das soll der sich mal wagen! Lass dich nicht unterkriegen Schätzchen! Du packst das schon! "

Sie plauderten noch etwa eine halbe Stunde über Jessicas Männerprobleme und dergleichen, dann verabschiedeten sie sich.
"Und zeig ihm, wer die Hosen anhat!", wiederholte Jessica nocheinmal, ehe sie auflegte.
Zufrieden schaute Anna auf das Telefon in ihrer Hand.
Ihre Freundin hatte recht: Sie würde sich ihren Traum, endlich richtig Polizistin sein zu können, nicht von einem schlechtgelaunten Kollegen vermiesen lassen.

#bernharddergeilebernhardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt