Just a few cuts

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Seit einer geraumen Weile stehe ich nun schon im Vorhaus und warte auf ihn. Ich freue mich auf sein Heimkommen. Da, endlich! Ich sehe die Scheinwerfer von seinem grauen Mazda. Sehe sein Auto in die Einfahrt einbiegen und in die Garage fahren. Die Autotür geht auf und wird wieder zugeknallt. Mein Papa kommt bei der Haustür herein und geht direkt ins Bad. Ich gehe ihm nach und stelle mich neben ihn vor das Waschbecken. Er nimmt meinen Arm, holt ein Stanley-Messer aus der Schublade. Langsam schneidet er ein paar Wunden in meinen Arm. Ich kann mich nicht bewegen und sehe einfach tatenlos zu, wie er meinen Arm verunstaltet. Im Hinterkopf denke ich noch "Das wird dann später wieder nach Selbstverletzung aussehen"

Ich stehe draußen mit meiner Mum. Weiß ganz genau, dass mein Papa bald rauskommen wird. Und er wird sehr wütend sein. Panisch versuchen wir ins Auto einzusteigen und wegzufahren. Es geht nicht. Es geht einfach nicht! Schnell steigen wir wieder aus. "Mama du musst die Polizei rufen!" Aber es geht nicht. Das Handy schaltet sich nicht ein. Ich hab Angst. Hinter mir höre ich die Autotür zuschlagen. Er kommt. Und er will was Böses machen. Wir können nicht weg. Meine Mama probiert weiter am Handy herum und ich laufe zur Straße. Da fahren so viele Autos vorbei. Irgendeines wird wohl stehen bleiben. Aber es bleibt keines stehen. Sie fahren alle weiter und schauen stur gerade aus. Was soll ich nur machen? Da bleibt jemand stehen! Der Autofahrer schaut mich an und schüttelt voller Missachtung den Kopf. Dann gibt er wieder Gas. Wie kann das nur sein? Wieso schaut jeder bei so etwas weg? Das kann doch nicht unbemerkt bleiben! Und doch, alle schauen weg.

Ich schaue meinen Arm an. Hab Eulen und Blumenranken darauf gemalt. Um die Narben zu verdecken. Aber ein wenig sieht man sie noch durch. Ich hoffe nur, das hat niemand gesehen.

Endlich ist jemand da. Ich hatte schon solche Angst. Was hätte ich denn alleine machen können? Aber irgendwie... machen die nichts. Die nehmen nur mich mit. Ins Krankenhaus. Um mich zu untersuchen. Warum denn? Ich hab doch gar nichts gemacht! Wieso nehmen die mich dann mit?

Neben mir steht eine Krankenschwester und hält meinen Arm. Dreht ihn zuerst nach links dann nach rechts. "Na, haben wir uns wieder selbst verletzt? War es wieder der Vater?" Ich nicke verzweifelt. Natürlich war ich es nicht selber! Das würde ich doch nicht machen! Die Krankenschwester nickt wissend. Sie glaubt mir nicht. Ich sehe es ihr doch genau an. Ihre Augen verraten sie.

Dann gehen wir wieder aus dem Zimmer raus und ich darf heim. Zu meinem lieben Vater. Er wartet schon auf mich.

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