- 1 - Shay

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Neue Stadt. Neues Leben. Meine Großmutter meinte, es ist besser für uns wenn wir umziehen. So werden wir alles hinter uns lassen und ein neues Kapitel in unserem Leben wird anfangen. Ich habe die schlechten Seiten meines Lebens durchgestrichen, ich möchte nur noch nach vorn sehen, für immer. Es gefällt mir hier sehr, ein kleines Dorf. Wenig Einwohner, weniger Probleme und ebenso weniger Stress. Ich glaube hier werde ich mich wohlfühlen.

"Grandmaaaa, wo kommt dieser Sessel hin?" schrie ich in die neue Wohnung rein. Meine Großmutter ging die Treppen des neuen Hauses runter und schaute sich den Sessel vor der Tür genau an. "Grandma was schaust du so, das ist doch dein Sessel, du musst doch wohl wissen wo er hinkommt."

"Warum fragst du auch, du weißt doch, dass dieser Sessel immer im Wohnzimmer stand und das wird sich auch nicht ändern.", ich verzog mein Gesicht. Ich rufe meinen Bruder, damit er mir beim Tragen hilft. Langsam aber sicher ziehen wir in die neue Wohnung ein und mit jedem Schritt werde ich immer glücklicher. Leider habe ich das Gefühl, dass ich die einzige bin, die sich darauf freut. Als ich meinem Bruder ins Gesicht schaue, merke ich wie traurig und gleichzeitig wütend er ist. "John, was ist los?" fragteich ihn leise.

"Es kann ja sein, dass ihr alles nur mit einem Umzug vergessen werdet, aber ich werde es nie vergessen. Wie könnt ihr so tun als ob nicht passiert wäre? Shay, unsere Mutter ist weg, sie hat uns verlassen und das ist nicht mal eine Woche her." Ich schwieg. Er hattte Recht, aber was sollte ich tun, sie hattte ihren Freund gewählt anstatt ihre Familie und Kinder. Natürlich tat es mir weh, aber sie hätte wenigstens mit uns darüber reden müssen. Aber sie hat den einfacheren Weg genommen, sie hat uns einfach verlassen. Mir fielen keine Worte ein, also sah  ich meinem Bruder nur ins Gesicht, er nickte nur kurz und ging aus dem Haus.

Meine Grandma kam auf mich zu und umarmte mich, ohne ein Wort zu sagen. "Danke Grandma, dass du für uns da bist." Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und meinte, dass ich auch etwas rausgehen und spazieren sollte. Das tat ich auch.

Ich lief in der neuen Kleinstadt. Alles war so ruhig hier, nicht wie in unserer alten Stadt. Es wat keine Hektik, die Menschen liefen miteinander rum, sprachen und lachten. Ich hatte das Gefühl, sie genießen das Leben viel mehr, wie wir damals. Meine Gedanken spielten Achterbahn und ich lief einfach nur leer rum. Gleichzeitig dachte ich an meine Mutter und mein Vater. Früher war alles perfekt, unser Leben war perfekt. Bis mein Vater starb. Das brachte meine Mutter total aus dem Lebensspiel und sie verlor ihr Sinn des Lebens. Lange war sie krank, bis sie diesen Mann kennenlernte. Er tat ihr gut, das wussten wir, aber sie hätte mit uns reden müssen, wir hätten ihn doch akzeptiert. Aber sie hat uns einfach verlassen, mit einem einfachen Brief:

"Meine Lieben, ich möchte nicht mehr im Schatten eures Vaters leben, ich möchte glücklich werden. Eure Grandma wird auf euch aufpassen, außerdem seid ihr schon alt genug. Ich liebe euch. Mom."

Und seit diesem Brief haben wir nichts mehr von ihr gehört. Sie war weg. Einfach weg..

Plötzlich lief ich in jemanden rein und die Tüten der Person fielen ihr aus der Hand. Das Treffen der Tüten mit dem Boden und das laute Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Es war ein Mädchen, etwa so alt wie ich. Sie hatte lange blonde Haare und leuchtend blaue Augen. Sie beugte sich zu ihren Tüten und erst dann realisierte ich, dass es meine Schuld war. "Es tut mir so Leid.", ich beugte mich ebenfalls zu den Tüten und half ihr dabei, alles wieder in Ordnung zu bringen. "Alles okay?" - "Ja danke, kein Problem, du warst abgelenkt, ist nicht schlimm.", lächelte sie mich an.

"Ich heiße Shay, wir sind erst heute hergezogen.", ich hielt ihr meine Hand hin, aber ihre Hände wäre voll mit den Tüten, also ließ ich meine Hand wieder mit einem Lächeln fallen. "Freut mich, ich heiße Ashley. Ich habe schon mitbekommen, dass neue Leute einziehen werden, alle waren sehr gespannt."

So unterhielten wir uns etwas mit Ashley und irgendwie verstanden wir uns sofort sehr gut. Ich half ihr mit den Tüten und sie zeigte mir wo sie wohnt, war gar nicht weit von unserem Haus. Sie lud mich und meine Familie zum Abendessen ein, aber ich lehnte ab, da wir noch vieles zu erledigen hatten. Ich lief wieder zurück nach Hause und meine Großmutter hatte schon gekocht. Ich rannte schnell ins Bad um mir meine Hände zu waschen und setzte mich sofort an den Tisch. Moment mal, mein Bruder war nicht da.

"Grandma, wo ist John?"

"Er ist heute vor dir raus und ist noch nicht wiedergekommen, ich weiß nicht wo er ist, aber er wird schon kommen.", wenn sie das sagt, wird es schon so sein. Ich habe noch eine kleine Schwester namens Elena, sie ist 9 Jahre alt. Sie ist mein ein und alles.

Nach dem Essen ging ich hoch in mein neues Zimmer, um meine Sachen einzuräumen. Ich habe mich kurz auf mein Bett gesetzt, und sah meine Koffer an. Keine Lust, das alles einzuräumen, irgendwie bin ich sehr faul und leicht müde. Ich lege mich hin und schließe kurz meine Augen.

"Shaaaaaaaaaay..." schrie Elena, plötzlich riss ich meine Augen auf und stand auf. Sie hat mich von meinem Schlaf geweckt und ich habe mich sehr erschrocken. "Was ist los?" Sie riss die Türe auf und war voller Panik. "John wird eine Straße weiter unten geschlagen, du musst sofort hin."

Waas? Wie kann das sein? Wir sind grad mal seit einem Tag hier und schon hat er sich wieder in Scheiße gesteckt. Ich renne schnell aus dem Haus an die untere Straße und er lag voller Blut auf dem Boden.

"Lasst ihn los. Sofort." Ich ging dazwischen und versuchte meinen Bruder daraus zu holen. Die Typen ließen ihn los und drehten sich zu mir um. "Dein Bruder hat Schulden bei uns." Schulden? Was für Schulden? "$200.000" antwortete er, als ob er meine Gedanken lesen könnte.

Wie sollen wir soviel Geld finden..?

LIARWo Geschichten leben. Entdecke jetzt