Kapitel 25

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Alexanders Perspektive

Ich stand auf und lief zur Tür. Belle sah immer so süß aus, wenn sie schlief. Ich hätte sie die ganze Nacht lang beobachten können, nur irgendwann gewann meine Müdigkeit die Oberhand.

Jetzt musste ich mich schnell fertig machen und zum Frühstück gehen. Dort würde ich sie wiedersehen. Doch erstmal nahm ich mir eine kalte Dusche. Ich musste dringend richtig wach werden. Schließlich konnte ich nicht den ganzen Tag lang von ihr und ihren betörenden Duft träumen. Ich hatte Aufgaben zu erledigen und muss Berufliches vom Privaten strikt trennen können.

Schließlich werde ich bald der König sein.

Nur der kleinste Fehler und die Presse hatte leichtes Spiel. Diese macht immer aus einer Mücke einen Elefanten. Immer schön drauf auf die Menschen, egal, ob es sie zerstört. Das war ihr Motto.

Ich zog mir einen dunklen Nadelstreifenanzug an und suchte mir nun eine passende Uhr herraus. Vater sagte immer: Nicht nur der Anzug und die Schuhe müssen sitzen, sondern auch die Uhr.

Die Uhr ist meist sogar das Wichtigste. Du kannst in Sportklamotten irgendwo aufkreuzen und trotzdem einen ordentlichen Eindruck hinterlassen, solange die Uhr stimmt.

Daher brauchte ich ein Weilchen um mich zu entscheiden. Emporio Armani? Die Rolex GTM Master? Audemars Piguet die Royal Oak Concept? Oder vielleicht doch lieber die Maurice Lacroix in Gold und Edelstahl?

Am Ende entschied ich mich dann doch für die Rolex Yacht-Master in Rosegold-Schwarz.

Auf dem Weg zum Speißesaal traf ich Nora und sie fing an, munter drauf los zu plappern.

Was will die denn jetzt schon wieder?

Immer und überall musste diese Frau sein. Es ist, als hätte sie einen sechsten Sinn dafür. Sie war genau dort, wo man sie am wenigsten brauchte.

Als ich den Raum mit Nora betrat, fing sie an irgendwelche Scherze zu erzählen. Da ich eine gute Erziehung genossen habe, lacht ich einfach mit. Unter anderen Umständen, hätte ich sie nur mit einem verwirrten und missbilligenden Blick angesehen.

Nur war ich eben gerade sehr gut gelaunt. Neben Jessabelle aufzuwachen und mich an den vorherigen Abend zu erinnern... Daran könnte ich mich gewöhnen. Zwar hatte ich schon viele Frauen in meinen Bett gehabt, aber keine wie Belle. Keine der anderen Frauen hätte auch nur ansatzweise solche Gefühle in mir auslösen können.

Daher ließ ich Noras kratzige Stimme über mich ergehen. Es wundert mich, dass sie mit dieser Stimme Sängerin werden konnte. Ich konnte auch nicht glauben, dass ich so lange an diese Frau gebunden sein würde. Allein schon an dem Gedanke daran, drehte sich mir der Magen um.

Keine Ahnung, was Nora gerade gesagt hat, aber ich lächelte freundlich und dachte dabei an Jessabelle. Doch plötzlich streckte sich Nora mir entgegen und gab mir einen Kuss. Ich versteifte mich.

"Bald werden wir das öfter tun", flüsterte sie und versuchte dabei, verlockend zu klingen, doch in mir stieg eine Übelkeit auf. Würde ich mich jetzt bewegen, konnte ich für nichts garantieren. Ich war mir sicher, dass ich ein paar Menschen einen Gefallen damit täte, aber mein Ansehen als Prinz würde es schädigen. Und allein das zählt.

Sie drehte sich derweilen wieder um und stolzierte hoch erhobenen Hauptes zu ihren Platz.

Eine Stille breitete sich aus und ich hoffte inständig, dass Jessabelle nicht hier war.

Doch meine Gebete wurden nicht erhört, denn als ich den Kopf hob, trafen sich unsere Blicke. In diesem Moment hätte ich einmal Nora umbringen können, da sie mich geküsst hatte und ich hätte auch mich umbringen können, da ich sie nicht zurückgewiesen hatte.

Wieso hab ich das nicht auch getan?

Ich war einfach zu gut gelaunt gewesen und nun muss ich das nur noch irgendwie gerade biegen. Auf dem Weg zu meinen Platz versuchte ich so gut es ging, den Blicken der anderen auszuweichen.

Während des Essens überlegte ich, wie ich es Belle am besten erklären sollte. Ich sollte ihr erstmal genügend Zeit geben, das Gesehene zu verarbeiten und es ihr einfach später erklären. Ausserdem wollte ich nicht unbedingt einen Streit am Frühstückstisch anfangen. Zumal das halbe Schloss anwesend war.

Aus dem Augenwinkel konnte ich ihre Miene nicht deuten. Sie war verschlossen. Kein Zeichen von Traurigkeit, Enttäuschung oder Wut war darin zu sehen. Also versuchte ich mein Glück und legte meine Hand auf ihren Oberschenkel. Sofort fing mein Herz an, wie wild zu schlagen und ich schnappte nach Luft. Es fühlte sich gut an, das zu tun.

Doch sie schob meine Hand weg und ich erstarrte.

Hatte sie gerade wirklich meine Hand weggeschoben?

Fassungslos starrte ich auf die Tischdecke und der Löffel, den ich mir gerade in den Mund schieben wollte, verweilte mitten in der Luft.

Die Folgen meines Handels schlugen mir wie eine Faust ins Gesicht. Sie war sehr wohl sauer. Wie konnte ich so dumm sein? Wie konnte ich denken, dass Belle darüber hinweg sehen würde? Dass ich ihr alles erklären könne?

Ich ballte meine Hand zur Faust und knirschte mit den Zähnen. Ich Idiot! Eine ungeheure Wut nahm von mir Besitz und ich verspürte das Bedürfnis irgendetwas zu zerschlagen.

Sie schob den Stuhl zurück und stand auf. Danach beugte sie sich nochmal zu mir herunter und ihre Worte waren wie Gift, welches sich einen Weg durch meine Venen bahnte. "Du bist echt das Allerletzte," zischte sie.

Ich konnte mich nicht rühren. Sie verließ den Saal und ich konnte einfach nur still da sitzen. Hätte ich mich bewegt oder hätte irgendwer mich angesprochen, wäre ich sofort ausgerastet. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte ich wieder jemanden verletzt, doch mein Wutausbruch musste warten.

Während ich so da saß und stumm darauf wartete, dass alle den Raum verließen, schloss ich die Augen. Ich versuchte sogar zu zählen. Rückwärts.

Einhundert.

Neunundneunzig.

Achtundneuzig.

Siebenundneunzig.

Sie ist weg...

Die Gespräche wurden wieder aufgenommen. Offenbar dachten sie, dass nichts Spannendes mehr passieren würde.

Sechsundziebzig.

Fünfundziebzig.

Vierundziebzig.

Dreiundziebzig.

Wegen mir...

So langsam leerte sich der Saal.

Einundvierzig.

Vierzig.

Neununddreißig.

Achtunddreißig.

Schon wieder...

Nun war ich ganz allein. Langsam stand ich auf.

Zehn.

Neun.

Acht.

Ich hatte sie verloren...

Sieben.

Sechs.

Fünf.

Vier.

Drei.

Zwei.

Eins.

Aber sie war mein!

Und mit diesen Gedanken stand ich auf, wischte mit einer schnellen Armbewegung die Sachen vom Tisch und warf ihn dann mit voller Kraft um. Ich nahm einen Stuhl und warf ihn durch den Raum, dann ging ich zum nächsten und wiederholten diesen Vorgang. Immer wieder warf ich ihn auf den Boden, bis die Stuhlbeine abbrachen. Dass ich dadurch ein halbes Vermögen an Schaden verrichtete, war mir herzlich egal.

***

Alexander hat echt ein ziemliches Aggressionsproblem...

My Beauty -Abgeschlossen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt