„ Verzeih, dass ich dich erschreckt habe..." - Tag 4 / Zomdado

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Schon seid mehreren Generationen lebte meine Familie schon auf diesem Bauernhof. Er war abgelegen und sehr groß. Bekannt für seinen guten Weizen und die gute Tierhaltung.
Noch dazu das schmackhafte Gemüse und Obst.
Mein Vater arbeitete so wie meine Mutter hier, welche allerdings gelegentlich meiner Schwester auf dem Markt und mir aushalf.
Ich war aber nebenbei noch Student. Studiert hatten meine Eltern nie und meine Schwester fand es okay den Hof weiter zu führen, doch ich wollte mehr. So sehr ich es mochte und ich meine Familie liebte...Ich konnte mich nur mit dem hier nicht zufrieden geben.
Gerade saß ich auf der Terrasse. Meine beiden kleineren Geschwister spielten zusammen, während ich für die nächste Prüfung lernte, als meine Schwester mit ihrem lauten Pick-Up angefahren kam. Naja...so laut wie das Ding war konnte man sie auch gar nicht überhören. Oder übersehen. Die knallorangene Farbe war aber das wenigste, was mich störte.
„ Ich habe die Kürbisse!", rief Nina und sprang aus der alten Schrottkarre. Mia und Daniel sahen auf, ehe sie von ihrem Spielzeug abließen und zu ihr rannten. Ich stand ebenfalls auf und half Nina dabei die sechs großen Kürbisse von der Ladefläche zu holen. Shadow sprang sofort auf den einen Kürbis, welchen ich in die Hand nahm und setzte sich. Alle lachten und ich schmunzelte.
Wir trugen sie herein und legten sie in der Küche beiseite und außer Reichweite unseres Hundes, welche sie wohl als Spielzeug ansah.
„ Dann können wir ja heute Kürbisse schnitzen!"
„ Ja! Und sie zu Micha bringen!"
Daniel und Mia sprangen auf und ab.
„ Da wird er sich bestimmt freuen", lachte Nina. Ja, Micha.
Er war die Vogelscheuche auf einem unserer Weizenfelder. Sie war schon so alt wie der Hof selbst, hatte aber erst einen Namen bekommen, als wir hier lebten. Von mir.
„ Aber zuerst Essen wir. Mama und Papa kommen dann später und machen mit."
Beide jubelten und ich holte schon einmal alles heraus für das Essen. Zusammen kochten wir und aßen dann, während Nina von ihrem Tag erzählte.

Später kamen Mama und Papa wieder. Sie aßen kurz noch etwas und dann suchte sich jeder einen Kürbis aus. Mia und Daniel wurde der Kürbis natürlich vorgeschnitten und sie holten eigentlich nur das Fruchtfleisch heraus und malten dem Kürbis ein Gesicht. Schon süß wie die beiden sich freuten. Ich war allerdings mit meiner Unkreativität nicht so gut dabei.
Schließlich malte ich einfach nur ein Standard-Gesicht und schnitt ihn aus ohne mir dabei alle Finger abzuhaken. Zur Überraschung von mir und meinen Eltern.
Als wir alle fertig waren hatten wir mehr oder weniger eine schöne Kürbisfamilie.
„ Können wir sie jetzt schon zu Micha bringen? Bitte, bitte!", rief Nina und Daniel stimmte ihr zu. Mama lachte und nickte dann. Ich holte eine Schubkarre und legte alle nacheinander hinein. Mit den beiden, welche jeweils drei Kerzen und Streichhölzer trugen, ging auf das Weizenfeld, wo er wie immer stand.
Micha oder Michael war anders gekleidet als diese typischen Vogelscheuchen. Er sah allgemein anders aus. Der Stoff aus dem sein Körper war hatte eher einen Hautfarbenteint und die Augen bestanden aus zwei hellen, blauen Knöpfen. Die Statur war dünner als die eines Skelettes und er trug einen lilanen Anzug. Dazu einen Zylinder, welcher gut fixiert war. Seine braunen Haare hingen unter dem Hut hervor und war eine alte Perücke. Und trotz seines hohen Alters war er wirklich gut in Schacht.
Wir begrüßten ihn alle und stellten dann die Kürbisse in seine Nähe. Daniel und Mia stellten die Kerzen herein und ich zündete sie schließlich an. Einmal sah ich zu Micha und stellte mich dann auf Zehenspitzen um seinen Hut zu richten. Mia kicherte.
„ Du scheinst Micha sehr zu mögen!"
„ Irgendwie schon."
„ Wäre doch toll, wenn er echt wäre!", warf Daniel ein. Seine Schwester nickte zustimmend. Ich überlegte kurz und lächelte dann.
„ Ja schon...Aber jetzt lasst uns zurück. Ihr dürft auch in die Schubkarre." Sofort setzten sie sich herein und ich lief mit ihnen los zurück zum Haus.
Es wäre wirklich toll...

Spät Nachts, als ich gerade schlafen gehen wollte bemerkte ich etwas merkwürdiges, als ich aus dem Fenster sah. Alle anderen schliefen schon und ein Tier konnte es nicht sein. Es war bei dem Weizenfeld. Einer der Kürbisse...schwebte? Ich rieb mir über die Augen und blinzelte mehrmals, doch das Bild blieb gleich. Schnell schnappte ich mir meine Jacke und zog mir wieder meine Schuhe an. Schnell schnappte ich mir noch eine Taschenlampe und machte mich dann lautlos auf den Weg. Die ganze Zeit behielt ich den Kürbis im Augen, bis ein Luftzug kam und ich kurz die Augen schloss. Dann war wieder alles weg. Aber...wie kann das...
Schnell lief ich den Rest und stockte, als ich mit der Lampe zu Micha leuchten wollte. Er war weg. Was? Das kann doch nicht...Ich leuchtete umher und schaute nach ob er vielleicht auf dem Boden lag, aber Fehlanzeige. Wer zur Hölle klaute denn bitte eine Vogelscheuche? Und wer war das mit dem Kürbis?!
Ich biss mir auf die Lippen und drehte mich um. Vor Schreck schrie ich auf, als mir auf einmal jemand gegenüber stand. Ich verlor den Halt und fiel nach hinten. Die Lampe leuchtete genau auf ihn. W-Was?
„ Verzeih, dass ich dich erschreckt habe. Ich bin eigentlich für die Krähen zuständig und keine Menschen."
Leicht unsicher lächelte er und hielt mir dann seine Hand hin. Ich...Ich nahm sie zögerlich und stand wieder im nächsten Moment, wenn auch etwas wackelig, auf den Beinen. Von oben bis unten musterte ich ihn immer wieder.
Zylinder, Anzug, dunkle Haare, blaue Augen...
„ I-Ich träume oder? Du bist doch nicht..."
„ Doch, Michael mein Name. Es freut mich endlich mit dir zu reden, Maurice."

Boofiction x HALLOWEEN-SPECIALWo Geschichten leben. Entdecke jetzt