4. Kapitel

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Wincent PoV
Am nächsten Morgen wurde ich von Benni geweckt: "Hey Wincent, aufwachen, wir wollen frühstücken." "Gleich." Ich war noch total müde. "Es ist schon zehn Uhr. Wir wollten doch noch ein bisschen raus bevor du abgeholt wirst." Ach ja stimmt, ich werde ja schon um halb zwei abgeholt. Also stand ich auf, zog mich an und ging ins Esszimmer, wo Anouk und Benni schon auf mich warteten. "Auch schon wach", scherzte Anouk. "Jaja, lasst uns lieber Essen." Nachdem wir fertig waren rief ich zuhause an und danach gingen wir an die frische Luft. "Schon schade, dass wir uns jetzt nicht mehr so oft sehen können", begann Anouk mit einem Gespräch. "Hm." "Hey, wir werden dich so oft wie möglich besuchen kommen." "Hm." Der Gedanke machte mich traurig. Die nächsten zehn Minuten liefen wir einfach nur durch den Wald ohne etwas zu sagen. Heute war eigentlich ein schöner Tag. Die Sonne schien, es war nicht zu warm und nicht zu kalt und die Blätter die auf dem Boden lagen oder am Baum hingen waren schön bunt. Auf einmal merkte ich, dass Anouk und Benni nicht mehr neben mir liefen und bevor ich schauen konnte wo sie waren wurden eine Menge von Blättern über mich geworfen. "Na wartet." Und schon im nächsten Moment rannten wir durch den Wald und bewarfen uns mit Blättern. Ich konnte sogar meine Krankheit für einige Minuten vergessen. Hätte uns jemand gesehen hätten sie drei 15- und 16-jährige gesehen, die wie kleine Kinder durch den Wald rennen und sich wie Verrückte mit Blättern bewerfen. Als wir uns wieder beruhigt hatten liefen wir weiter und unterhielten uns über alles mögliche. Nur nicht über den Krebs, wofür ich den beiden sehr dankbar war. Irgendwann machten wir uns auf den Rückweg. Als wir bei Anouk waren wartete schon meine Mama auf mich. "Da bist du ja, ich hab mir schon Sorgen gemacht." "Man ich bin doch nur eine viertel Stunde zu spät. Ich seh die beiden heute zum letzten Mal außerhalb vom Krankenhaus." Meine Mutter sagte nichts mehr. Jetzt war es wohl Zeit, mich zu verabschieden. Wir umarmten uns alle drei auf einmal. "Viel Glück und gute Besserung." "Danke." Und damit verschwand ich im Auto. "Darf ich später nochmal raus?" "Ach Wincent, du sollst dich doch nicht anstrengen." "Ich streng mich doch nicht an, wenn ich einen Spaziergang mache." "Mir ist es trotzdem lieber, wenn du heute zuhause bleibst. Du warst schon so lange mit deinen Freunden weg." "Man, ich bin doch kein kleines Kind mehr. Ich bin 15!" "Aber du bist schwer krank und damit ist die Diskussion beendet." Innerlich stand mein Entschluss aber schon fest. Ich werde mich einfach rausschleichen. Nach dem Abendessen ging ich genervt in mein Zimmer. Ich hätte nochmal versucht meine Eltern umzustimmen und bei Papa hat es auch fast geklappt. Bis meine Mutter ihm einen wütenden Blick zugeworfen hat. Das hielt mich aber nicht davon ab mir eine Stunde später meine Gitarre zu nehmen und, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass meine Eltern in der nächsten Zeit nicht in mein Zimmer kommen werden, aus dem Haus zu verschwinden und mich zu meinem Lieblingsplatz zu begeben. Zwischendurch setzte ich mich immer mal hin, da es doch etwas anstrengender war als ich gedacht habe. Dann spielte ich Gitarre und sang dazu oder genoss einfach die Stille. Da ich noch nicht nach Hause wollte ging ich einfach quer durch den Wald. Ich hatte keine Angst mich zu verlaufen, da ich normalerweise immer den Weg zurück finde. Irgendwann kam ich auf einer riesigen Wiese an. In der Ferne sah ich die Häuser der Stadt. Ich musste ziemlich weit gelaufen sein, denn das war die andere Seite der Stadt. Von hier aus müsste es ca. eine halbe Stunde dauern wenn ich durch die Stadt laufen würde. Durch den Wald würde es mindestens doppelt so lang dauern. Während ich überlegte welchen Weg ich nun nehmen sollte wurde mir auf einmal schwindelig. Ich legte meine Gitarre auf den Boden und setze mich hin um zu warten bis es mir wieder etwas besser ging. Doch auf einmal wurde mir schwarz vor Augen und ich kippte nach hinten.

Eine schlechte DiagnoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt