8. Kapitel

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Wincent PoV

Als ich am nächsten Tag aufwachte war es bereits acht Uhr und das Essen stand neben meinem Bett. "Guten Morgen Langschläfer. Die Schwestern haben versucht dich zu wecken aber du bist nicht aufgewacht. Du hättest denen ihr Gesicht sehen müssen. Sie haben dann dein Frühstück hingestellt und gesagt, dass sie später nochmal vorbeikommen." Überrumpelt von dem vielen Gerede nickte ich nur und wünschte Ivan ebenfalls einen guten Morgen. Hunger hatte ich nicht deshalb setzte ich mich nur hin und beobachtete ihn beim Essen bis es an der Tür klopfte und eine Schwester hereinkam. "Guten Morgen ihr beiden. Ich bin Schwester Silke und sollte schauen, ob du inzwischen wach bist Wincent. Ich soll dir ausrichten, dass Frau Dr. Reuss um zehn Uhr vorbei kommt und mit dir über deine Chemotherapie spricht, die heute Nachmittag anfangen soll." "Ok, danke." "Kein Problem. Darf ich eure Tabletts schon mitnehmen?" Wir nickten und schon war sie zusammen mit unseren Tabletts wieder verschwunden. "Du hattest heute echt Glück. Normalerweise geben die Schwestern nicht so schnell auf mit dem Wecken. Ich finde die könnten einen zumindest eine Stunde länger schlafen lassen. Um halb sieben aufstehen ist nämlich eindeutig zu früh, vor allem wenn man bedenkt, dass wir in einem Krankenhaus sind und man ja nicht gesund werden kann, wenn man so wenig Schlaf bekommt. Naja, aber wenn wir schon einmal auf sind, hast du Lust dir das Krankenhaus anzuschauen?" Da ich sowieso nichts anderes zu tun hatte stimmte ich ihm zu. Wir sagten den Schwestern Bescheid, die uns darauf hinwiesen, dass wir um zehn wieder auf unseren Zimmer sein sollen, da Frau Dr. Reuss ja vorbeikommt. Wir liefen also los und Ivan erklärte mir, wo man was findet. Er zeigte mir, wo die Klinikschule ist, die ich wahrscheinlich auch bald besuchen werde und wo die "Spielecke" ist. Dort gibt es einen Kicker, eine Wii und ein paar Spielsachen für die jüngeren Kinder. Am interessantesten fand ich jedoch das Musikzimmer, in dem es ein paar Gitarren, ein Keyboard und ein paar Trommeln gab. Nachdem er mir dann das wichtigste auf der Kinder- und Jugendstation gezeigt hatte fuhren wir mit dem Aufzug ins Erdgeschoss. "Also falls du irgendwann mal genug von dem Krankenhausfraß hast, was wahrscheinlich nicht lange dauern wird, dann kannst du hier in der Cafeteria essen. Das Paradies für jeden der länger als eine Woche im Krankenhaus ist." Wir lachten und gingen weiter. "Hier ist der Friseur. Den wirst du aber nicht brauchen sobald deine Chemo erst einmal begonnen hat." Erschrocken schaute ich ihn an. Daran hatte ich schon gar nicht mehr gedacht. Er schien zu bemerken, was er gesagt hatte, denn im nächsten Moment entschuldigte er sich schon. "Sorry, ich hab nicht dran gedacht, dass das ja deine erste Chemo ist. Weißt du, nachdem man sich daran gewöhnt hat vergisst man, dass es beim ersten Mal so ... komisch ist und man redet einfach drauf los. "Schon okay, Haare wachsen ja nach", versuchte ich ihn zu beruhigen, da er schon wieder so viel geredet hatte. "Okay, ähm, ich habe eine Idee. Ich zeig dir wo die Operationssäle sind." Und damit war er schon wieder bei den Aufzügen. Als der Aufzug da war stiegen wir ein und fuhren in den 1. Stock. "So, jetzt einmal rechts und dann nochmal rechts. Dort hinter der Tür sind sie. Und dort ist die Intensivstation." Er zeigte erst auf die eine Tür und dann auf die Tür etwas weiter daneben. "Komm mit." Er ging auf die Tür zu, die zu den Operationssälen führte und blieb vor einem Gerät stehen, in das man einen Code eintippen kann. "Was machst du da?" "Ich hab doch gesagt, dass ich dir die Säle zeige." "Du meinst du willst da rein?" "Ja, und jetzt komm endlich bevor noch jemand kommt und uns verpetzt." "Aber das ist doch verboten. Außerdem brauchen wir dafür den Code." "Ist doch egal. Irgendwas muss man hier doch machen können und das ist doch ein richtig cooles Abenteuer. Und um den Code musst du dir keine Sorgen machen. Den kenn ich schon lange. Weißt du, die Ärzte achten nicht darauf ob jemand in der Nähe ist, wenn sie den eingeben." "Ich würde trotzdem lieber zurück gehen. Es hat ja einen Grund, warum man einen Code eingeben muss, um dort rein zu kommen. Außerdem ist es fast um zehn und Frau Dr. Reuss kommt gleich vorbei." "Die kommt doch sowieso immer zu spät. Aber wenn du so viel Angst davor hast, dann gehen wir eben wieder auf's Zimmer." "Ich hab keine Angst!" "Ach ja? Dann holen wir das einfach nach sobald wir Zeit haben. Die rennen uns ja nicht weg. Abgemacht?" Mist, eigentlich hatte ich gedacht, dass ich damit verhindern kann, dass wir da reingehen. Aber jetzt muss ich wohl zustimmen. "Ok, abgemacht." Mir war zwar nicht ganz wohl bei der Sache, aber vielleicht habe ich ja Glück und er vergisst es wieder. Zusammen gingen wir also wieder zurück in unser Zimmer, wo schon meine Eltern auf mich warteten. "Was macht ihr denn hier?" "Erstmal guten Morgen Wincent. Und wir wollen gerne dabei sein, wenn Frau Dr. Reuss mit dir über deine Chemotherapie spricht. Wir sind schließlich deine Eltern." "Achso." Kaum hatte ich zu Ende gesprochen klopfte es an der Tür und Frau Dr. Reuss betrat das Zimmer.

Eine schlechte DiagnoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt