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Dad war trotz seines Alters ein außerordentlich schneller Läufer. Und ein super Gehör hatte er auch noch. Kein Wunder, dass er der erste bei mir war.

"Er ist noch nicht ganz tot." sagte er zu mir.
"Warum nur?" fragte ich in die Stille hinein.

Genau in diesem Moment trat Lucy ein. Und schon hatte ich meine Antwort.
Wortlos schnappte sie sich den Brief und las ihn durch. Inklusive dem Teil, der für mich bestimmt war. Dann kniete sie sich zu Jay. "Wir brauchen einen Arzt! Schnell!" Ich beendete meine Schockstarre und rannte in den Keller, wo Bunny Bonx, der Chefarzt, gerade genüsslich sein Sandwich verputzte.

"Notfall, Bun! Notfall!" rief ich ihm zu. Sofort sah er auf. Im Laufen verschlang er den Rest seines Snacks und als wir oben ankamen, lief er mit seinem Medikamentenkoffer neben mir her.

Mittlerweile waren auch Jays Eltern eingetroffen, die Lucy böse anfunkelten. "Ich übernehme freiwillig Jays Part bei ihrer Zeremonie." beschloss Mr. Cumpler. "Schatz, sie kann doch nichts dafür." versuchte seine Frau ihn zu besänftigen.
"Natürlich! Im Brief steht, er hat sich wegen ihr umgebracht."

"Wenn, dann ist eh Fiz schuld." Lucy drehte sich erleichtert um, als ich wieder den Raum betrat. "Liam!" Sie umarmte mich stürmisch. Sanft schob ich sie von mir. "Es tut mir sehr leid, Mr Cumpler, genauso wie Ihnen Mrs Cumpler. Bunny Bonx kann ihn vielleicht noch zurück holen."

"Die Chancen stehen gut." meldete sich Bun hinter mir. "Wenn du mich mal durchlassen würdest, Calvin." Ich trat zur Seite.
"Wusstest du davon?" fragte Jays Dad harsch.
"Nein! Natürlich nicht!" protestierte ich. "Liam würde so etwas doch nicht verschweigen!" mischte sich mein Vater ein.
"Hattest ihr deshalb Streit?" bohrte Mr Cumpler weiter nach.
"Nein, ehrlich nicht. Wir hatten wegen Lucy Streit, aber meinetwegen."
"Du bist auch in sie verliebt, stimmt's? Und er wollte sie dir überlassen und..."
"ICH HAB SIE LEICHE GENANNT! DESWEGEN HATTEN WIR STREIT!" schrie ich laut und fügte dann noch leiser hinzu. "Zufrieden?"
Er nickte nur. Wirklich glauben tat er mir wahrscheinlich immer noch nicht.

~

Erwartungen.

Etwas, an dem man kaputt gehen kann. Zerbrechen kann. In tausende Einzelteile.

Als ich am nächsten Tag in Fiz Büro kam, wusste ich direkt, dass irgendwas im Busch war. Er trank Alkohol und das schon am Morgen, was äußerst selten vorkam.
"Hey Fiz, was ist los?" fragte ich ihn, während ich die Ergebnisse von den letzten Aufträgen säuberlich ins Protokoll eintrug. Nach Jays Tat wurde unsere Mission gestern zum Glück abgeblasen.

"Jay. Jay ist los. Die Gang ist schwächer geworden, Sugar."
Ich zuckte zusammen. Er nannte mich nur Sugar, wenn er wirklich in Schwierigkeiten steckte.
"Wir müssen unser Vorgehen perfektionieren. Dafür eignet sich am besten eine weitere Großmission. Ich werde Wall bitten, seinen Auftrag früher als gedacht umzusetzen. Wenn die Menschen erstmal in eine Schockstarre verfallen sind, wird es für uns gleich viel einfacher." Ich nickte nur. Da hatte er auf jeden Fall recht. "Soll ich Wall helfen?" "Das wäre sicherlich sinnvoll."

Jemand klopfte an der Tür. Es war Allia. "Das tut mir so leid für dich, Liam! Es muss schrecklich gewesen sein!" Ich brauche ein paar Sekunden, um zu checken, dass sie von Jay sprach. "Alles gut." sagte ich nur. "Du schaffst das schon. Toni hat Unrecht."

Verwirrt starrte ich sie an, während Fiz nur den Kopf schüttelte.
"Du weißt das noch nicht?"
"Was?" misstrauisch blickte ich zu Fiz.
"Er hat, na ja, was erzählt. Also nicht gerade was schönes. Also..."
"Sag es, Allia." zetterte ich genervt.
"Er meint, du seist der Sohn von diesen Iuppi oder wie der heißt. Und das du der Untergang der Gang sein wirst. Er meint, er hätte in deinem Zimmer Beweise für einen Vernichtungsplan gefunden."
"Ich bring den Kerl um!" Ich stieß sie zur Seite und rannte aus dem Raum. Ich wusste ganz genau, wo William am ehesten seine Märchen erzählte. Auf dem Hof.

Er hatte eine gehörige Zuhörerschaft, die regelmäßig 'Ahs' und 'Ohs' von sich gab. Was für ein Spast. Selbst Erwachsene waren da runter. Hatten die kein Gehirn?

"William! Deine Märchen mit dem bösen König und dem Prinzen, der entfliehen will, scheinen ja ganz interessant zu sein, aber man merkt gleich, dass du sie von Schneewittchen abgekupfert hast. Ich würde mal sagen, du bräuchtest mal ne Lehre bei den Gebrüdern Grimm. Die haben jedenfalls vernünftiges erzählt." rief ich von weitem. Sofort sprang die Menge auseinander, um mich durchzulassen. War ja klar.

Toni aka William stand in der Mitte des Pulgs und räkelte sich einmal, bevor er mir direkt in die Augen sah.
"Hallo Liam. Oh, ich sollte wohl lieber sagen, Sei gegrüßt du edler Herr der Arroganz! Was führt Sie des Weges?"
Ich lachte dreckig. "Schön Sie "endlich" mal wieder zu sehen, Herr der Eifersucht. Ich kam her, um etwas klar zu stellen. Und zwar, dass mein ehrenhafter Vater Thomas Black Handerson wirklich mein richtiger Vater ist. Ich weiß nicht, wer auf diesen Schwachsinn gekommen ist, dass ich vom Feind abstammen könnte, doch das stimmt nicht. Ich würde da ja eher jemand anderes vermuten, aber egal." Ich schaute scharf zu William und drehte mich dann betont langsam um, um dramatisch zum Klotz zurückzugehen. Als mir eine Idee kam.

Irgendwie war ich Lucy ja schon etwas schuldig und deshalb lud ich sie ein, mit mir, Lune und Wall zu einer ganz besonderen Stelle zu fahren. Es war eine Ecke in einem Feld.

Man merkte Lucy an, dass sie sich leicht unwohl fühlte, während sie neben uns anderen dreien herlief. Lune kam ganz gut mit ihr klar, doch Wall gab ihr, wie Jays Eltern, Schuld an seiner Entscheidung. Theoretisch war es auch so. Und auch ich dachte oft so, da ich der geborene Theoretiker war. Aber eigentlich war es Jays Entscheidung und deshalb war Jay auch daran schuld.

◆◇◆

Das nächste Kapitel kommt schon bald, Liebe unsichtbare Leser!

Auf jedenfall wollte ich etwas bekannt geben:

Zwischen den Jahren - Die Gang ist auf Platz 94 in Action!!!!

Wie cool ist das denn!

♥ u

OW2015

Zwischen den Jahren - Die GangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt