Emilia's P.O.V.:
Ich stand vor einem riesigen Schiff. Calum, mein Bruder, hatte seinen Arm um mich gelegt. Cub, unser kleine Welpe, bellte aufgeregt.
Ein neues Leben, wie Mum jetzt gesagt hätte. Hätte. Wenn sie damals nicht ermordet wären würde.
Zwei Tränen liefen an meinen Wangen hinunter.
"Alles wird gut", hauchte mein Bruder und gab mir einen Kuss auf die Wange. Seine Lippen waren ziemlich spröde. In den letzten drei Jahren, hatten wir nicht wirklich viel von Lippenpflege oder so gehört.
Calum schulterte unseren Rucksack, in dem die letzten und einzigen Dinge drin waren, die uns noch gehörten. "Los geht's", sagte er, drückte kurz meine Schulter und ging dann den Anleger, zu dem riesigen Schiff, hoch. Ich nahm Cub auf den Arm und folgte meinem Bruder. Folgte dem Ruf der Freiheit - tatsächlich waren es jedoch nur kreischende Möwen.Der Traum zerplatzte dann ziemlich schnell, viel zu schnell, dass ich reagieren konnte, da ich so erschöpft war.
Ein Mann in Uniform streckte seine Handfläche vor uns aus und rümpfte seine Nase angewidert. "Ich bin mir sicher, dass ihr euch die Aphrodite nicht leisten könnt ... Ihr Straßenkinder."
Empört holte ich zum Sprechen aus: "Das-"
Ich wurde aber auch sofort wieder unterbrochen. Eine warme Hand wurde mir und Calum auf den Rücken gelegt.
"Wir fahren Firstclass", sagte eine männliche Stimme. Der Mann hielt dem anderen Mann in Uniform seinen Ausweis vor die Nase. "Agent Ardy. Wir sind in einer Staatsangelegenheit unterwegs."
Ich grinste. Der Blick von Uniform-Typ war echt Gold wert. Ardy grinste auch leicht. "Das FBI wird für jegliche entstehende Kosten aufkommen."
"Natürlich, Agent", sagte Uniform-Typ verwirrt und machte uns den Weg frei.
"Wir hätten gerne noch einen Schneider", erklärte Augustin Ardy. "Unsere kleinen Helden verdienen etwas vernünftiges zum Anziehen."
"Ja, Sir", stotterte er und guckte zu Cub.
"Gibt's noch ein Problem?", fragte Augustin gespielt genervt.
"Hunde sind hier ... Verboten."
"James Comey wäre sicherlich ziemlich verärgert, wenn der Kleine nicht mitkommen würde." Eiskalt. Emotionslos. Aber ich wusste, dass er innerlich grinste.
"James ... James Comey?!"
"Sehe ich etwa aus, als würde ich Scherzen?", fragte Augustin und hob bedrohlich eine Augenbraue.
"Natürlich nicht, Agent", meinte der Uniform-Typ ehrfürchtig. Man begegnete ja schließlich nicht jeden Tag einen FBI-Agenten, der im Auftrag des Chefs - James Comey - höchst persönlich unterwegs war.
Wir gingen auf das Luxusschiff. Augustin fing an zu lachen und Calum und ich stimmten mit ein.
"Das war der Knaller, Gus", nahm Calum mir vorweg.
"Dieser Blick", grinste Ausgustin und äffte ihn nach.
"Dem haben Sie's aber gezeigt!"Wir blieben vor der Tür mit der Aufschrift 'President Class' stehen.
"Nein, oder?!" Ich stutzte.
"Doch", sagte der eindeutig coolste Agent, den ich kannte.
"Wie", setzte mein Bruder an. "Wie haben Sie das denn hingekriegt?"
"Bedankt euch bei Michelle Obama", grinste er.
"Michelle Obama? Die erste Präsidentin von Amerika?", hakte ich fassungslos nach.
"Genau die", sagte Augustin stolz. "Ihr habt schließlich ein Attentat auf Sie verhindert."
"Aber, das war doch nur Zufall!", meinte ich. "Wir wollten nur den Mörder ..."
"Geht erst mal duschen", sagte Augustin ruhig. Er warf uns zwei Taschen zu. "Das sollte erstmal reichen, bis ihr eure maßgeschneiderte Kleidung bekommt."
"Ich dachte, dass das ein Spaß war?!", sagte Calum.
"Diesen hochnäsigen Idioten müssen wir zeigen, wer hier die Nase weiter oben hat." Augustin zwinkerte uns zu, warf uns einen Schlüssel zu und sagte uns, dass wir in das Zimmer nebenan gehen sollten, wenn wir fertig waren.Ich fühlte mich wie ein neuer Mensch. Der ganze Schmutz war von mir herunter gewaschen, ich trug neue, frische Kleidung und roch gut.
Als auch Calum fertig aus dem Bad kam, gingen wir rüber zu Augustin.
"Ihr habt aber lange gebraucht", stellte Augustin fest, als er die Tür öffnete.
"Wir haben schon ziemlich lange nicht mehr geduscht", gestand mein Bruder und wir traten ein.
"Ich will auch gleich zur Sache kommen", meinte Augustin und öffnete einen Koffer. "Ihr habt ja bestimmt Hunger."
"Oh ja."
"Wenn Sie wüssten!"
"Wir haben euch neue Pässe angefertigt", erklärte der Agent und zog zwei amerikanische Pässe hervor."Emily Jackson?", fragte ich, als meinen begutachtete.
"Ich heiße jetzt Luke", sagte Calum ... Oder musste ich jetzt Luke zu ihm sagen?
"Cub braucht keine neue Identität", spaßte Augustin und tätschelte meinen Welpen.
"Ihr dürft niemanden von eurer wahren Identität erzählen", sagte Augustin Ernst.
Ich wollte gerade sagen, dass Jacob - mein Internetfreund - ja davon wusste.
"Jacob Whitesides ist als Einziger mitwissend?" Augustin warf mir und Calum ein undeutbaren Blick zu.
Schnell nickte ich. "Ja."
Wir besprachen noch, wie alles jetzt ablaufen sollte. Augustin sagte, dass ich in einer Pflegefamilie untergebracht werden würde, bis ich 18 sei. Mein Bruder, der schon volljährig war, konnte auch in einer eigenen Wohnung leben.
Nachdem alles besprochen war, rieb Augustin sich die Hände, leckte über seine Lippen und sagte: "Jetzt lasst uns aber etwas essen gehen!""Das Essen war köstlich", schwärmte mein Bruder, als wir wieder in unserer Luxus-Kabiene waren.
Ich hörte nicht richtig hin. Meine Gedanken schweiften umher, ließen alles Geschehene Revue passieren.
Vielleicht sollte ich das alles loslassen? Es hinter mir lassen?
Ich kramte meinen französischen Pass aus unserem Rucksack.
Als ich in der offenen Tür stand, fragte Calum, was ich vorhatte.
"Ich lass los." Wortwörtlich.
Cub folgte mir an Deck. Ich hielt mich an der Reling fest und genoss den sanften Wind in meinen Haaren. Die Sterne erleuchteten den Himmel. Außer Cub und mir war niemand an Deck.
Ich zog meinen alten Ausweis aus meiner Hosentasche und hielt ihn über den Atlantik. Tief durchatmen.
Ich musste nur loslassen. Dann würde es Emilia Argent nicht mehr geben, Emily Jackson würde ihren Platz einnehmen.
Aber wollte ich das überhaupt? Wollte ich Emily Jackson sein? Ich wollte einfach nur ein normales Teenager-Leben, wie man es immer in den Highschool Soaps sah.Plötzlich zögerte ich. Ich wollte einen Neuanfang, aber wollte ich mich wegschmeißen? Meinen Weg, den ich schon bestritten hatte?
Ich steckte den Pass wieder in meine Tasche. "Das bleibt unser kleines Geheimnis", murmelte ich Cub zu und nahm ihn in den Arm.---
Hellou, wuzz up, buddies?
Danke, fürs Lesen. Ich würde mich sehr über ein Feedback freuen - vor allem über konstruktive Kritik.Lasst die Tasten bluten,
Lee.
