Kapitel 4

41 1 1
                                    

"Franzi! Deine Vater ist da." Ich öffnete verschlafen meine Augen. Das grelle Licht zwang mich sie sofort wieder zu schließen.  "Ja, ich komme." Benommen pellte ich mich aus meiner Bettdecke und schlenderte zu meiner Tasche. Ich ging ins Bad machte mich fertig und setzte mich eine Moment auf den Boden. Ich musste gestern Nacht noch echt lange wach gewesen sein, denn ich erinnerte mich nur daran wie ich, eine gefühlte Ewigkeit neben Lisa, in ihrem Bett lag und ihrem gleichmäßigen Atem zugehört hatte. Ansonsten totales Black Out. "Franziiiii" Lisa klopfte laut an die Tür. "Dein Vater wartet! Beeil dich!" "Man ja!", gab ich schroff zurück. Ich machte mich schnell fertig, griff nach meiner Tasche und stolzierte aus dem Bad als wäre ich die Königin aller Menschen hier."lächeln aufsetzen, Franzi!", erinnerte meine innere Stimme mich. Ich setzte mein zuckersüßestes gefälschtes Lächeln auf. Das Beste, dass ich konnte. "Du dumme Ziege", lachte Lisa. "So redet man nicht mit einer Königin! Nein, Spaß", wir umarmten uns lachend und dann ging ich auch schon wieder.

Als ich Zuhause ankam lief ich in mein Zimmer und setzte mich an meinen Schreibtisch. "Wow, ich bin beeindruckt! Du kannst echt überzeugend "glücklich" spielen. Du hättest fast auch mich getäuscht, aber wir wissen beide das es nur gespielt war". Ich brach in Tränen aus. Meine innere Stimme hatte Recht, sie hatte Recht.. wie so oft schon.

Schwarze Tränen tropften auf meinen Zeichenblock, die Tränen verfärbt von meinem schwarzen Mascara, der eigentlich wasserfest sein sollte.

Ich schob meinem Anspitzer hin und her, da kam mir die Idee. Ich brauchte es jetzt. Den Schmerz, das Blut. Ich holte einen alten Schraubenzieher von Papa aus einer meiner Kisten, in denen ich irgendwelche Gegenstände lagerte.

Der Anspitzer war auseinander gebaut und es folgte der zweite. Nun hatte ich zwei Anspitzergehäuse und zwei scharfe Klingen.

Der Schmerz tat gut. Ich setzte zum dritten, vierten, fünften Schnitt an. Die offenen Wunden fingen an zu bluten und zu brennen, schnell holte ich ein tuch und tupfte es ab, doch das Blut wollte einfach nicht aufhören zu laufen, also schlich ich mich in die Küche. Meine Mutter schlief auf dem Sofa und mein Vater und mein Bruder waren draußen. Ich öffnete leise die Schublade und nahm ein Pflaster, klebte es auf meine wunden und lief schnell wieder nach oben. In meinem Zimmer angekommen legte ich mich auf mein Bett und schaltete meinen CD-Player an. Es war komisch, für einen Moment hörte ich mal keine Stimmen in mrinrm Kopf, keine Gedanken, nichts. Einfach nur Ruhe, die ich schon lange nicht mehr hatte. Ich drehte mich auf dir Seite und schaute in den Spiegel, der direkt vor meinem Bett hing. Ich betrachtete meinen Körper, mein Gesicht.. ich fühlte mich unwohl. Ich fühlte mich fett, ungeliebt, so wie ich bin. Ich überlegte. Es wäre bestimmt hilfreich, wenn ich wieder eine Radikaldiät machen würde. Ich entschloss mich am Ende der Woche damit anzufangen. Ich rechnete mir aus wie viel kilo ich in jeder Woche abnehmen wollte. Nach einer Weile, es war so gegen fünf Uhr abends, beschloss ich runter zu Mama zu gehen.

"Hey", ich schloss die Tür hinter mir. Es kam mir sofort ein angenehm warmer luftstoß entgegen. Mir fiel auf, das ich total kalt war und das ich in meinem Zimmer total ausgekühlt war. Also stellte ich mich an fie warme Heizung. "Hey, mein schatz",  meine Mutter lächelte schwach.

"Lebensgeschichte"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt