1. Kapitel, Umzug?

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"Liv du wirst mit nach Kalifornien ziehen! Zu meiner neuen Freundin und ihren Kindern. "

Bitte was? Das hab ich mir doch gerade nur eingebildet oder? 

"Dad, was hast du da eben gesagt?" , ich reiße meine Augen auf.  Er wiederholt seine Worte und ich sacke auf meinem Stuhl zusammen. "Wir werden nah am Strand von Malibu wohnen.Ich habe ein gutes Jobangebot bekommen. Du wirst Grace mögen und ihre Kinder sind ungefähr in deinem Alter, mit deiner Schule ist alles abgeklärt und deinen Highschool Abschluss kannst du auch in Malibu machen und danach aufs College gehen. Das wird toll werden."

Da kommt Dad drei Jahre nachdem er Mom und mich verlassen hat, in unser Haus und erzählt mir irgendwas von umziehen?  Ich werde niemals mit diesem Mann, der uns im Stich gelassen hat, in ein Flugzeug steigen und am anderen Ende der Welt ein neues Leben beginnen. Nicht in eine Million Jahren.

Mein Vater starrt mich mit seinen grauen Augen an. Sein ausdrucksstarker Blick war schon früher die Höhle für mich. Immer wenn ich etwas gemacht habe, er es sich anders vorgestellt hatte, schaute er mich so an.

 Er sitzt mir gegenüber, neben ihm, meine Mutter und keiner der beiden verzieht die Miene. Ich schüttele den Kopf. "Ich will aber hier, bei Mom bleiben. Die letzten Jahre war ich dir auch egal also warum sollte ich jetzt auf einmal mit dir gehen?"

Meine Mom beugt sich über den Tisch und nahm meine Hand. "Schätzchen, es ist besser für dich, wenn du mit deinem Vater gehst und ich will nur das beste für dich. Ich habe wegen der Arbeit nie Zeit für dich und  ich will das du hier mal rauskommst. Und du kannst mich und all deine Freunde in den Ferien besuchen." Sie blickte mich liebevoll an. 

Was ist denn daran besser wenn ich bei jemanden wohne, der sich einen Dreck um mich schert? Kein einziges Mal hat mein Vater sich gemeldet seit er uns damals allein ließ. Warum tut sie das? Meine Mom bedeutet mir alles. Sie ist nicht nur einfach eine Mom, sie ist auch gleichzeitig meine beste Freundin. Mit ihr kann ich über alles reden und sie hört mir zu. Auch wenn sie viel arbeitet kümmert sie sich gut um mich. Wie kann sie von mir verlangen so etwas zu tun? Ich verstehe gar nichts mehr.

 "In drei Tagen geht der Flug, ich möchte das du bis dahin deine Sachen gepackt hast!", Dad steht auf und geht Richtung Haustür. Er macht sie auf und verschwindet, ohne sich noch mal zu uns umzudrehen.

 Das kann ja wohl nicht sein Ernst sein. Das Wiedersehen mit ihm hatte ich mir anders vorgestellt, zumindest wenn ich gewusst hätte ob ich ihn jemals wieder sehen würde. Vor lauter Enttäuschung und Wut bilden sich Tränen in meine Augen."Schätzchen bitte, ich möchte das du nach Kalifornien gehst und dort dein Leben änderst. Bei all dem was du in den letzten Monaten durchgemacht hast...Du und Dad werdet schon miteinander klar kommen, wenn ihr euch erst mal an einander gewöhnt habt." ,Mom kommt zu mir und nimmt mich in den Arm. Die Tränen strömten meine Wangen hinunter. "Hast du es ihm erzählt?", fragend blickte ich hinauf in ihr Gesicht. Sie schüttelte den Kopf. "Das würde ich nie, ohne deine Zustimmung. Aber wenn du bei ihnen einziehst kannst du ihm ja ab und zu mal an den Kopf werfen, was passiert ist, als er gegangen ist." , sie lächelt mich aufmunternd an. "Und du kannst mich jeden Tag anrufen und wir können trotzdem quatschen, auch wenn du nicht mehr hier in Brisbane bei mir wohnst." Ich nicke. 

Erst am späten Abend gehe ich in mein Zimmer. Mom und ich haben noch sehr lange über die Situation gesprochen und jetzt habe ich das alles verinnerlicht. Ich werde nach Kalifornien ziehen! Diese Tatsachen ist eigentlich schon ziemlich cool. Auch wenn die Vorstellung, mit meinem Vater und seiner neuen Familie zusammen zu ziehen und mit allen gut klar zu kommen sehr beängstigend ist. Wahrscheinlich halte ich es eh nicht länger als eine Woche dort aus, vor allem, da ich Mom schrecklich vermissen werde. Auch meine Freunde und auch den Rest der Familie. 


Zwei Tage später:

Nach einer kleinen Garten-Party, die Mom für mich geschmissen hat, auf der alle Familienmitglieder und meine Freunde sich von mir verabschiedet haben, steige ich nun aus der Dusche. Während das warme Wasser auf mich herunter prasselte konnte ich meinen Kopf abschalten. Es ist alles ein bisschen viel für mich. Die Abschiedsparty hat mich ziemlich viel Kraft gekostet. Tränen sind geflossen, Umarmung wurden geschlossen und Versprechen geschworen. Abschiede sind immer traurig, egal in welchem Zusammenhang. Ich bin sowieso nah am Wasser gebaut. Und wenn ich daran denke das ich alle erst wieder in ein paar Monaten sehen kann... . 

 Der Flug geht schon in wenigen Stunden und Dad holt mich bald ab. Ich packe meinen Koffer fertig und verstaue so viele persönliche Dinge, wie hinein passen. Deshalb haben nur wenige Kleidungsstücke. Ich beschließe, das shoppen gehen eins der ersten Dinge sein werden, die ich in Kalifornien tun werde. Nun sitze ich im Schneidersitz auf meinem Bett und gehe zum gefühlt tausendsten Mal die Packliste durch, dass ich auch ja nichts vergesse. Handy, Laptop, Tasche, Kophörer, Geld, Ausweis,...  Ja auch was in meinem Handgepäck ist, muss ich nochmal prüfen. Geschlafen habe ich nicht, aber da habe ich ja genug Zeit bei unserem 13-stündigem Flug. Ich trage eine sehr bequeme Skinny-Jeans, einen Hoodie der mindestens zwei Nummern zu groß ist und meine Nike Air Max. Ich bin fertig, das einzige das noch bevorsteht ist mich entgültig von meiner Mom zu verabschieden. 

An den letzten Tage haben wir viel miteinander unternommen, zum Beispiel meine ganzen Lieblings Filme zusammen angeschaut, gebacken, wir sind zum letzten mal ihren alten VW Käfer, den wir beide über alles lieben, gefahren und wir haben sehr viel gelacht. Jetzt stehe ich vor ihr und weiß nicht was ich sagen soll. Sie zog mich in ihre Arme und schluchzte in mein Haar:" Pass auf dich auf Schatz, und melde dich wenn du dich ein bisschen eingelebt hast. Du kannst immer anrufen, das weißt du ja." "Bye Mom" Minuten vergehen und keiner will sich aus der Umarmung lösen. Ich drückte sie noch einmal ganz fest an mich und ging dann aus der Haustür. Auf dem Weg zur Straße, drehe ich mich nocheinmal um und mustere die Fassade des Hauses in dem ich aufgewachsen bin. Dann kehre ich dem Haus den Rücken zu und wende mich meinem neuen Leben zu. Ich steige in das Taxi, das am Straßenrand parkt und mein Vater bereits auf mich wartet. "Zum Flughafen bitte, Gate C" , bespricht er mit dem Taxifahrer. Er sitzt neben mir auf der Rückbank. Er legt seinen Arm um meine Schultern und drückt mich an sich. "Auf ein neues Leben!" flüstert er enthusiastisch in mein Ohr. Das Taxi dreht in unserer Einfahrt um und fährt dann zum Airport. 






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