5. Kapitel

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Um nicht zu viel über das Ende des Gesprächs mit Kelly nachzudenken, beschließe ich schon mal duschen zu gehen und mich fertig zu machen. Am liebsten würde ich es vergessen, Bitte tu mir und besonders deiner Mom das nicht nochmal an. Das klingt als könnte ich etwas dafür, dass das alles so gelaufen ist. Ich weiß doch selbst noch nicht mal wieso ich da reingerutscht bin. Irgendwann kam ich dann nicht mehr raus. Ein Teufelskreis, in dem ich mich noch heute befinde. Und das ist ja das Schlimme: Ich weiß nicht wie ich daraus kommen soll. Und es ist verdammt scheiße, wenn dich die Leute mitleidig angucken oder versuchen wollen dich zu kontrollieren. Und mit dieser Kontrolle komme ich nicht klar. Ich weiß doch das ich ein Problem habe aber mir kann keiner helfen. Denn keiner von ihnen weiß, wie ich mich fühle und was in meinem Kopf vorgeht. 

Frisch geduscht und angezogen gehe ich hinunter in den Wohnbereich. Von der Küche aus kann ich Stimmen hören. Ich schlendere Richtung Küche. Grace macht Pancakes. Das Telefon zwischen Kopf und Schulter eingeklemmt. Offensichtlich telefoniert sie. Das erklärt dann natürlich auch die Stimmen, die ich gehört hatte. Ich gab nur ein leises "Morgen" von mir, schließlich will ich sie nicht stören. Sie winkt mir kurz zu und lächelte mich herzlich an. "Nein das werden sie nicht machen. Ich habe ihnen einen klaren Auftrag gegeben, wenn sie nicht dazu im Stande sind, ihn zu erfüllen, werden sie Konsequenzen davon tragen müssen. Habe ich mich klar ausgedrückt?" , ihre Stimme klingt dabei sehr streng und gereizt. Ich dachte nicht, das sie so hochnäsig klingen kann. Vielleicht betrifft das aber auch nur ihre Arbeit. 

Im Wohnzimmer öffne ich die Terrassentür und steige hinaus auf die Terrasse. Der lange Pool erstreckt sich vor mir. Das Wasser ist, bei diesen Temperaturen, sehr verlockend und ich würde am liebsten gleich rein springen. Hier ist es im Moment wärmer als in Australien. Kein Wunder, denn dort ist auch Winter. Um den Pool herum stehen vereinzelt Liegen. Ich gehe um ihn herum. Mein Blick liegt auf dem Geländer, das ungefähr zehn Meter vor mir liegt. Ich schlendere darauf zu. Es ist wie, als würde man auf einem Balkon stehen. Der Ausblick von hier ist noch viel gigantischer als in meinem Zimmer. Auf die ganzen Häuser runter zu blicken, gibt einem ein mächtiges Gefühl. Von hier aus, sieht man ganz weit in den Pazifik. Das Meer habe ich schon immer geliebt. Als ich noch jünger war, sind meine Eltern mit mir jedes Wochenende an den Strand gefahren. Der Gedanke trübt mich. Seit mein Dad damals abgehauen ist, war ich nur noch selten am Strand. Nur ab und zu mit Freunden. Ich lasse meinen Blick schweifen. Rechts von Hier entdecke ich noch eine andere Villa. Ziemlich identisch aufgebaut wie unsere, zumindest von außen.Sie grenzt ziemlich nah an unsere ran. Durch eine Gartentür konnte man in deren Garten gelingen. 

Ich drehe wieder um und bemerke Luc der auf der Terrasse steht. "Da ist wohl jemand Früh-Aufsteherin" , begrüßt er mich. "Nur heute" , mit einem zuckersüßen Lächeln laufe ich auf ihn zu.  "Komm, das Frühstück ist fertig."    Wir gehen rein und setzten uns auf unsere Stühle. Ich sitze neben Liam und Dad. Er scheint recht angespannt zu sein, genauso wie Grace. Hatte das etwa mit dem Telefonat zu tun, das ich vorhin mitbekommen hatte?   "Hey Liv.", Harper strahlte mich an."Hey" , gab ich zurück. Sie scheint gerade in einer angeregten Diskussion mit Luc zu stecken. "Nein, Müsli ist besser!" "Nein Nutella schmeckt viel besser!"  "Das stimmt gar nicht!"  "Doch"    Aha sehr tiefgründig. Es geht noch ewig so weiter. Ich nehme mir einen Pancake und beschmiere sie mit Marmelade. Ich will mir gerade einen Bissen davon in den Mund schieben, da ruft Grace laut an die zwei Streithähne aus, sie sollen sich endlich wieder einkriegen und sich nicht, wie Kleinkinder benehmen. Liam und ich müssen uns das Lachen verkneifen. Am liebsten hätte ich laut los gelacht, jedoch wollte ich die eh schon gereizte Stimmung, die von Dad und Grace stammt, nicht noch schlimmer machen. So risikofreudig bin ich nun doch nicht, dass ich mich von meinem Vater rausschmeißen lassen will. Luc und Harper wenden sich ihrem Frühstück zu und sagen kein Wort mehr. 

Fear of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt