4. Kapitel - new beginning

12 1 2
                                    

Entfernt höre ich ein Handy klingeln. Mein Handy. Wer ruft mich bitte um diese Uhrzeit an? Ich will meine Augen öffnen, doch die strahlende Sonne, die in mein Zimmer herein scheint, lässt mich sie sofort wieder zukneifen. Wieso bin ich auch so blöd und mache die Schalusie nicht runter? Ich taste meinen Nachttisch nach meinem Telefon ab, aber genau in dem Moment, als ich es endlich zu greifen bekomme, hört es auf zu läuten. Genervt lasse ich mich wieder in meine Kissen fallen. Eigentlich hätte ich jetzt noch viel länger schlafen können. Dieser jemand, der es sich erlaubt hatte, mich aus dem Schlaf zu klingeln, wird noch gewaltig was zu hören kriegen.

Jetzt, da ich eh hellwach bin -scheiß Handy- raffe ich mich auf und drehe mich einmal im Kreis. Mein Zimmer ist ein Traum. Hier drin ist alles, was ich mir je gewünscht habe. Es ist groß und die Farben passen so gut zu mir. Und die Aussicht erst. Ich trete an die bodenlangen Fenster. Die Sonne geht gerade auf. Der Himmel ist hell gefärbt und taucht die ganze Küste in ein helles gelb. Ich blicke auf die Dächer der Stadt bis zur Küste. Ein wunderschöner Ausblick. Allerdings fühle ich mich in diesem Haus eher wie ein Gast, als das ich hier wohne. Es ist alles noch so fremd und neu. Ich gebe zu ich kein Mensch, der Veränderungen mag. Normalerweise stoße ich sie von mir und mache weiter wie zuvor. Ich meine ich bin froh darüber das ich so weit gegangen bin. Vor ein paar Tagen hatte ich noch gedacht, ich würde in Australien meinen Abschluss machen und danach auf eine Uni gehen um zu studieren. Nebenbei hätte ich mich um den Haushalt gekümmert, während meine Mom, rund um die Uhr arbeiten geht, damit sie uns über Wasser halten könnte.

Sie wollte nie, dass ich neben der Schule jobbte. Zu oft, hatte sie sich über die eingehenden Rechnungen beschwert und ich bot ihr immer wieder an, einen Job als Kellnerin anzunehmen, damit wir die vielen hohen Kosten bezahlen konnten, doch sie bleib stur und sagte immer wieder:" Das Einzige auf was du dich konzentrieren musst, ist die Schule. Ich will das du einen guten Abschluss machst um dann deinen Traum zu verwirklichen." Insgeheim wusste ich, dass sie mich davor bewahren wollte, das gleiche Schicksal zu erleben wie sie damals. Irgendwann mit Kind aber ohne Mann und Geld dazustehen. Ich weiß noch, wie sie die Zeit nachdem Dad abgehauen ist, kurz vorm zusammenbrechen war. Nicht nur, dass der Mann, den sie über alles liebte, sie mit ihrer gemeinsamen Tochter, fallen hat lassen. Aber dazu kommen die ganzen Schulden, von denen wir bis dahin noch nie gehört hatten, die er uns hinterließ.

Zu dieser Zeit, verschloss ich mich sehr ich glaube, ich gab mir manchmal selbst die Schuld daran, dass er uns verließ. Vielleicht konnte ich ihn nicht stolz machen und deshalb ist er abgehauen. Ich versteckte mich nur noch in meinem Zimmer, habe es oft nur verlassen um etwas zu essen oder um zur Toilette zu gehen. Bin nicht mehr raus gegangen und habe mich um meine Mutter gekümmert, die immer wieder in Tränen ausbrach, wenn sie mich sah. Ich versuchte für sie stark zu bleiben, doch in meinem Innern war ich wie ein Glas dran zerbrochen. Meine Mutter so zu sehen. Die liebevolle Frau, die immer gelacht hat und mit der man immer Spaß hatte, war weg. Sie war eine leere Hülle, das einzige, das blieb war die Traurigkeit.

Über die Monate hinweg, verarbeitete sie das Geschehene und sie wurde wieder wie früher. Sie akzeptierte es irgendwann. Sie suchte sich einen Job und vergrub sich in die Arbeit. Nach außen hin wirkte sie immer etwas kalt, doch ich wusste, dass es nur vor getäuscht war. Allerdings füllte sich die Leere in mir nicht mehr.

Jemand berührte mich leicht an der Schulter und ich schreckte zusammen. Ich wendete meinen Kopf leicht nach hinten. "Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich hatte geklopft aber du hast es wahrscheinlich nicht gehört..." Vor mir stand Liam. Nur mit einem engen Shirt und Boxershort bekleidet! Ich glaubs ja nicht. Seine Muskeln drückten sich durch das Shirt. Den Kopf gesenkt steht er direkt vor mir. Definitiv war zu wenig Platz zwischen uns. "Mir war langweilig und da dachte ich mir, ich schaue mal bei dir rein." Er zuckt mit den schultern.

Fear of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt