Kapitel 2

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Alex' POV

Hektisch schaute ich auf die Uhr. Verdammt, es war schon wieder viel zu spät. Naja, andererseits war ich auch selbst schuld. Ich meine wer meldete sich schon freiwillig um nach der Schule noch zu bleiben und zu helfen? Tja, wie fast immer, ich. Das wird nur eine halbe Stunde dauern, hatte es geheißen. Als ob. Zwei Stunden meiner wertvollen Zeit verschwendete ich jetzt schon hier und räumte den Festsaal zusammen, in dem eine Klasse ein Chemieexperiment gemacht hatte.

Die anderen armen Freiwilligen kannte ich alle kaum. Wenn ich so darüber nachdachte, gab es überhaupt nur eine Person in dieser Schule, die ich so richtig kannte. Liv. Ihr ganzer Name war Olivia und wir kannten uns schon immer. Sie war meine erste, beste und ja, einzige Freundin. Nur das sie schlau genug war, sich so einen Blödsinn vom Leib zu halten.

Nach einer weiteren halben Stunde, beschloss ich, dass es jetzt reichte. Ich schnappte mir meine Tasche und ging einfach. Vermutlich war es nicht mal irgendwem aufgefallen. Jemanden wie mich konnte man leicht übersehen. Das stille, schüchterne Mädchen mit den guten Noten.

Als ich endlich wieder frische Luft einatmen konnte, schloss ich für einen Moment die Augen. Das Experiment hatte nämlich nicht nur eine riesige Verwüstung angerichtet, es war auch, nun ja, sehr geruchsintensiv gewesen. Eigentlich war meine Nase dank meines kleinen Bruders abgehärtet, aber das war selbst für mich zu viel gewesen.

Ich hatte garnicht gemerkt, dass ich mit geschlossenen Augen weitergegangen war, bis ich plötzlich wo dagegen prallte. Oder besser gesagt, in jemanden. Einen Moment schwankte ich noch, dann fiel ich nach hinten um.

Am Boden liegend blickte ich nun endlich die Person über mir an. Ein Junge, ungefähr mein Alter, braune Haare, grüne Augen. Ich sollte wirklich aufhören ihn und seine vielen Muskeln anzustarren.

"Hey, alles in Ordnung?", fragte er mich und wuschelte sich durch die Haare. Schüchtern nickte ich und er reichte mir die Hand. Als ich wieder stand tat ich was ich immer tat wenn ein Junge in der Nähe war. Nichts. Ich brachte kein einziges Wort heraus und starrte ihn nur belämmert an. Freundlicher Weise fragte er mich nicht wieso ich mit geschlossenen Augen durch die Gegend gelaufen war.

Irgendwann, als die Stille langsam peinlich wurde, senkte ich beschämt den Blick und ging. Ich ließ ihn einfach so stehen. Gratulation, so bekam ich sicher nie einen Freund.

Im Weitergehen überlegte ich, ob ich Liv von der Sache erzählen sollte. Sie würde sicher wieder mit mir schimpfen, weil ich die Chance nicht ergriffen und das Beste daraus gemacht hatte. Aber so war ich nun mal nicht. Das war eher ihre Art. Besser gesagt es war ihre Art gewesen bevor sie Jay getroffen hatte. Manchmal war ich echt eifersüchtig auf die beiden. Sie waren einfach perfekt.

Nach all den Ereignissen war ich so durcheinander gewesen, dass ich einfach ziellos in irgendeine Richtung gelaufen war. Verlaufen konnte ich mich zum Glück nicht, schließlich war ich hier aufgewachsen und kannte alles in und auswendiger. Umso merkwürdiger fand ich es also, als ich eine winzige dunkle Gasse sah die in Dunkelheit endete. Die war vorher noch nicht da gewesen.

Ich ging darauf zu und überlegte kurz hineinzugehen. Aber dann entschloss ich mich, dass es besser war mit Liv wieder zukommen. Wer wusste schon was sich da drinnen befand? Ich meine, ein falscher Schritt und mein Leben konnte sich komplett verändern. Ja, Olivia mitzubringen war eindeutig schlauer.

Oh verdammt, Olivia, das hatte ich ja total vergessen. Wir waren doch verabredet! Kaum stieß ich mal kurz mit einem Jungen zusammen, hatte ich auf einmal selbst meine beste Freundin vergessen. Ich war ein furchtbarer Mensch.

Hastig ließ ich die Gasse hinter mir und machte mich auf den Rückweg. Links, rechts, links, links. Beinahe war ich da, als sich mir das nächste Hindernis in den Weg stellte. Oder besser gesagt, das selbe nochmal. Die Gasse, die ich durchqueren musste, wurde von einer Gruppe Jungs blockiert. Der Junge, in den ich vorher hineingelaufen war und vor dem ich dann buchstäblich davongelaufen war, stand jetzt mit seinen ganzen beliebten Freunden in meinem Weg. Toll, das hieß dann wohl einen riesen Umweg machen.

Ich drehte mich wieder um und nahm einen anderen Weg. Plötzlich hatte ich das Gefühl Schritte hinter mir zu hören. Heute war echt nicht mein Tag. Ich bog um eine Ecke und wartete dann dort, um zu sehen wer hinter mir um die Ecke kommen würde. Ich war leicht entsetzt, als es schon wieder jener Typ war.

"Hi, du bist vorher so schnell weggerannt und da wollte ich nur sicher gehen, dass alles in Ordnung ist, nachdem ich dich ja wortwörtlich umgehaut habe.", sagte er und macht einen Schritt auf mich zu. Shit, shit, shit, verhalte dich natürlich. Schüchtern strich ich meine Haare hinters Ohr. "Danke, alles in Ordnung", erwiderte ich kleinlaut.

Danach wollte ich schon wieder wegrennen, doch in dem Moment stellte er seine nächste Frage. "Gehst du eigentlich auf meine Schule?" "Weiß nicht, warum?", fragte ich immer noch total leise. "Naja, du bist aus dem Schulgebäude gekommen", erklärte er. "Oh, ja dann gehen wir wahrscheinlich in die selbe Schule", antwortete ich ihm und wusste nicht ob ich mich freuen, oder eher Angst haben sollte. "Cool, man sieht sich", sagte er und ging.

Verwirrt stand ich in der Gegend herum. Cool, man sieht sich. Hieß das jetzt, dass er mich mochte? Oder interpretierte ich da zu viel hinein? Was sollte ich nur machen? Liv würde wissen, was zu tun war. Liv. Wegen ihm hatte ich schon wieder auf sie vergessen. Ich wusste ja noch nicht mal wie er hieß. Verdammt, ich musste aufhören über ihn nachzudenken und losgehen.

Endlich hatte ich mein Ziel erreicht. Es hatte zwar viele Hindernisse zu überwinden gegeben und ich war viel zu spät, aber zumindest war ich jetzt vor Livs Haustür. Ich drückte die Klingel und hoffte, dass sie nicht zu böse auf mich war. Langsam öffnete sich die Tür. Eine grimmig dreinblickende Liv blickte mir entgegen. "Hi Livy", versuchte ich zuckersüß ihren Ärger etwas zu mindern.

One wrong stepWo Geschichten leben. Entdecke jetzt